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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Händen wird schon faltig – und wenn ich dreimal hintereinander tanze – ich habe es mit Brigitte getan –, schwitze ich und habe rote Ringe vor den Augen. »Du bist aus der Übung, mein Süßer!« hatte Brigitte damals gespottet. Er hatte genickt. Er wußte es besser. Er war alt. Mit siebenundvierzig Jahren ist man alt …
    »Wohin?« fragte er noch einmal. Gabriele lehnte sich zurück und legte die Hände in den Nacken.
    »Sie sprachen von Galopprennen in Baden …«
    »Das ist ab fünfzehn Uhr. Ich schlage vor, wir fahren bis dahin die Donau hinab. Bei Baden essen wir dann zu Mittag. Ich will Ihnen eine Freude machen.«
    Gabriele Orth legte ihre Hand auf die Rechte Berghs, die das Steuerrad umklammert hielt. Es war eine fast zärtliche Geste, und Bergh spürte, wie mit dieser Berührung eine selige Ruhe zu ihm herüberfloß und sich in ihm ausbreitete. Er ließ den Motor an und verhinderte nicht, daß dieser aufheulte. Er mußte dieses Heulen um sich haben, aus Furcht, Gabriele könne hören, wie wild sein Herz gegen die Brustwand schlug.
    Später lagen sie dann wirklich auf einer Wiese. Unter ihnen floß träge die Donau. Einige Paddelboote und zwei Segler glitten durch das Wasser, als sei es flüssiges Silber. Die Sonne brannte. Über Wien hing eine Dunstglocke, als sei die ganze Stadt mit einer Zellophanhaut eingepackt.
    »Sie brauchen Ruhe, Herr Professor. Ich sehe es doch. Sie haben Sorgen …«
    »Ich will heute nichts davon wissen. Ich will an nichts erinnert werden – an keine Klinik, keine Kranken, keine Forschung, keinen Ruhm … an gar nichts! Und nennen Sie mich bitte nicht Professor oder Doktor – nennen Sie mich Martin!«
    »Das wäre vermessen!« sagte Gabriele leise.
    »Nichts ist vermessen, was uns glücklich macht«, sagte Bergh.
    »Sie sind berühmt …«
    »Was ist Ruhm?« Er sah über die Donau und hinüber nach Wien unter der Dunstglocke. »Ich glaube fast, Ruhm ist ein Geschenk des Satans. Er höhlt den Menschen aus – er verbrennt in seinem eigenen Feuer.«
    »Und dabei sollte man meinen, daß Sie der glücklichste Mensch der Welt sind. Alle Türen stehen Ihnen offen …«
    »Hören Sie auf, Gabi!« Bergh legte jetzt seinen Arm um Gabrieles Schulter. »Ich bin ein tappiger, alter Herr, der es verlernt hat, sich mit jungen Mädchen zu unterhalten. Seien Sie nachsichtig, und lehren Sie mich wieder, was man einer jungen Dame sagt, ohne lächerlich zu werden …«
    »Man sagt zunächst, daß man sie nett findet …«
    »Ich finde Sie bezaubernd, Gabi!«
    Gabriele Orth hob beide Hände. »Das ist schon wieder übertrieben«, sagte sie leise und spürte, wie sie rot wurde. »Junge Mädchen neigen dazu, solche Übertreibungen zu glauben …«
    Auf der Rennbahn in Baden bei Wien wogten die eleganten Sommerkleider und die hellgrauen Anzüge der Herren bereits wie ein verwirrendes, farbleuchtendes Bild von Sisley durcheinander, als Bergh und Gabriele Orth die Tribüne betraten und vorn an der weißen Rampe Platz nahmen.
    Zum erstenmal hatte Gabriele gewettet. Sie kannte keinen Pferdenamen und keinen Jockei und hatte willkürlich aus der Menge der Pferde den Namen ›Glücksritter‹ herausgegriffen und auf ihn am Totalisator einhundert Schillinge eingezahlt.
    »Das ist ein krasser Außenseiter, mein Fräulein«, sagte der Wetteinnehmer freundlich. »Der gewinnt nie.«
    »Aber sein Name gefällt mir so gut. Ich setze auf ihn.«
    Bergh lächelte. »In wenigen Sekunden beginnt das Rennen. Wenn Ihr ›Glücksritter‹ gewinnt, sind Sie ein reiches Mädchen.«
    »Er wird gewinnen!«
    In diesem Augenblick sah Professor Bergh am Tribüneneingang Brigitte Teschendorff. Auch Brigitte sah ihn. Ihr Gesicht wurde hart und blaß. Sie musterte die ahnungslose Gabriele Orth, warf den Kopf in den Nacken und wandte sich ab.
    In Bergh stieg ein unangenehmes Gefühl empor. Er sah noch, wie Brigitte Teschendorff zum Ausgang der Tribüne ging. Steif, wie eine aufgezogene Puppe, die hohen, schlanken Beine setzend, als seien sie künstliche Glieder. Sie blickte sich nicht mehr um.
    »Jetzt gehen sie an den Start!« rief Gabriele.
    Bergh wandte sich um. »Ihr ›Glücksritter‹ ist sehr unruhig«, sagte er stockend.
    »Er ist voller Temperament! Er wird gewinnen …«
    Dein Glücksritter, ahnungslose Gabi, hat bereits verloren, dachte Bergh. Es wird jetzt nur noch einen offenen Kampf geben, einen erbarmungslosen Kampf auf Kosten des Ruhmes und der Kranken. Ein Kampf ohne Moral und ohne Sieger.
    Er nahm sich vor,

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