Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)
ihre Terrortaktiken gewährt. Wenn wir uns von dieser Konvention trennen, wären wir in der Lage, alle britischen und amerikanischen Flieger in unserer Hand, angeklagt wegen Mordes an Zivilisten, durch ein Schnellverfahren zum Tode zu verurteilen. Das würde die schweren Luftangriffe stoppen, meinte Goebbels.
Unter den Zuhörern sowohl Zustimmung als auch Entrüstung.
Bei Tisch kamen wir auf das Thema dieses Tages zurück. Ich erwähnte die gewaltigen Risiken, die wir durch so eine Tat eingehen würden, und die Vergeltungsmaßnahmen, die auf unsere eigenen Leute in Feindeshand zurückfallen würden. Ich sollte bis zum Abend Unterlagen zusammenstellen, die die Zahl der feindlichen Flieger in unserer Hand und die Anzahl der deutschen Flugzeugbesatzungen aufzeigen.
Ich zweifle noch immer und spreche es aus und frage, ob in diesem Stadium des Krieges so ein gefährlicher Schritt überhaupt einen Nutzen haben könnte, ganz abgesehen von der moralischen Schuld, die auf unserer Seite wäre, und dem Verlust des letzten Fünkchens Ansehen, das wir noch in der Welt haben.
In diesem Augenblick stieß mich der Adjutant unter dem Tisch an, und Goebbels wechselte ärgerlich das Thema.
(Dresden) Gerhart Hauptmann 1862–1946
Sonntag
Weidner. Heut nacht unnützer Alarm. Von Frau Weidner Neigung hier auszuhalten. Grog von Cognac.
Ich war berufen den Untergang meines geliebten Dresden zu erleben: Welche Aufgabe.
bei Euskirchen Der Oberleutnant Henning Pini 1914–1993
Dresden, das Zufluchtsstätte für viele der aus Oberschlesien geflüchteten Menschen war, wurde mehrfach bombardiert und dabei sehr erheblich zerstört. Damit ist die letzte noch intakte Großstadt, abgesehen vielleicht noch von Danzig, jetzt auch in die wahnsinnige Zerstörungsorgie einbezogen worden, und diese Welt des Barock sinkt dahin und wird für ewig der Menschheit genommen. Die gesamte Menschheit müßte sich kasteien und geißeln, daß sie sich an solchen Verbrechen wie der Zerstörung von Köln, Freiburg, Dresden, Frankfurt usw. schuldig gemacht hat, es müßten riesige Trauerchöre über die Kontinente hinwegziehen, daß der Geist der Welt solches erleiden mußte. Aber statt dessen rast alles, nicht nur Deutschland, immer weiter der wahnsinnigen Zerstörung des Physischen und Geistigen zu. Zuweilen drängt die Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit der Zukunft mit fast körperlicher Gewalt herein.
(Dresden ) Ein Internatsschüler
Brief an seine Mutter
Ich werde nie den Anblick der Überreste einer Mutter mit ihrem Kind vergessen. Sie waren zusammengeschrumpft und zu einem Stück verkohlt und steckten fest in dem Asphalt. Sie waren gerade herausgebrochen worden. Das Kind muß unter der Mutter gelegen haben, denn man konnte noch deutlich den Körper erkennen, der von den Armen der Mutter umklammert wurde.
Dresden/Klotzsche Rundfunksendung
PK-Bericht: Dresden nach den alliierten Bombenangriffen
7’55
Bericht vom Zustand der Stadt nach dem 14/15. Februar 1945 / Die Kulturdenkmäler, »alles was an kulturhistorischen Bauten in Stein geformt Schönheit und Wert dieser Stadt ausmacht, ist ein Raub der Flammen oder Sprengbomben geworden« / »Auch das Leben der Menschen, die diesen Geist wahrten und belebten, ist erloschen« / Die Grabesruhe wird nur von der Arbeit der Rettungsmannschaften unterbrochen / Auf breiten Straßen und Plätzen liegen Tote, Soldaten, Frauen und Kinder / Der weitaus größte Teil der zerstörten Stadt war kein militärisches Ziel / Das ist »der gemeine Wille zur Vernichtung der Lebenskraft unseres gesamten Volkes« / Ruft zum Widerstand auf: »Und aus eigenstem Erleben und Anschauen steigt der Wille auf: Jetzt nicht weich werden, jetzt hart sein, immer härter. Jetzt nicht nachgeben, jetzt erst recht nicht!« //
Dresden Rundfunksendung
Bericht eines Soldaten über die Auswirkungen der alliierten Bombenangriffe auf Dresden (13.02.1945)
3 ’08
Sah zwischen den geborstenen Straßenbahnschienen die ersten Toten: verkohlt, zusammengeschrumpft, manche nur von Flammen berührt und doch erstickt / Hat sich nach Soldaten umgesehen / Da kam der 3.
Angriff, er hat sich in das Postscheckamt mit seinen breiten Mauern geflüchtet / Die Leute schrien voller Angst, draußen fielen die Brandbomben nieder / Hat beruhigend auf die Leute eingesprochen //
(Dresden) Der Fahnenjunker Johannes Lenz *1927
Nach der Offiziersprüfung in Jütland ging im Februar die Fahrt an die Ostfront. Die Fahnenjunker sollten den
Weitere Kostenlose Bücher