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Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Titel: Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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Städte liest, in denen Tausende von Menschen einst gelebt haben, wo heute nur noch sechs Häuser stehen oder wo nur noch die Wände der Gebäude davon zeugen, daß hier einst Zivilisation und Schönheit bestanden haben, dann wird einem bewußt, daß diese Menschen mehr Mut haben als wir selber. Allein die Tatsache, noch am Leben zu sein und die Gelegenheit zu haben, in einem Land zu wohnen, wo so viel Arbeit getan werden muß, scheint ein Wunder zu sein und gibt ihnen zusätzliche Kraft.
     
    West Sussex Mrs. B. Hubbard
    Mittwoch. 1. Tag der Fastenzeit und Valentinstag. Nichts Angenehmes und nichts Böses für mich. Nur 2 Vorsätze, weil ich mich dann möglicherweise eher an sie halte.
    Oooh, der Schmutz in dieser Küche! Ich hatte, wie Nan sagen würde, meinen großen Tag. Es war auch der erste Frühlingstag, und Hatsy ging zum ersten Mal hinaus. Sie trug ihre Babykleidung – heller, weißer Cordsamt + flauschige leichte Kappe – sie hielt meine Hand, und wir tapsten im hellen, warmen Sonnenschein den Steinweg entlang. Es war eine Sensation für sie, alles berühren zu können, das sie so lange von ihrem Kinderwagen aus gesehen hatte; jedes Blatt und jede Pflanze brachten neue Freude. Die alte Katze von Mrs Steel kam und aalte sich auf dem Rücken in der Sonne, und Harriet wollte sie küssen – hielt 3 Schneeglöckchen fest.
    Oh die Sonne, der erste Sonnenschein – was bringt er fertig? Er läßt einen sich doppelt lebendig fühlen, die Haut beginnt zu leben und glüht, und man ist mit Energie geladen – zur gleichen Zeit Kraft wie herrlicher Friede.
     
    Sheffield Die Angestellte Nancy Usher *1902
    Mein Mann spielt mit dem Gedanken, das Pfeiferauchen aufzugeben. Zum einen, weil er glaubt, daß er Gewicht zulegen könne, was er schon 30 Jahre nötig gehabt hätte, und nun, nachdem er alles mögliche versucht hatte, meint er, das wäre der Trick. Er wäre auch froh, die Kosten loszuwerden, von denen er glaubt, daß sie Rauchen heutzutage zum Luxus machen. Ichhabe ihm ein Buch über dieses Thema besorgt, das er sorgfältig durchliest, und das ich auch lese, wenn er damit fertig ist. Heute bin ich dankbar, daß ich kein Raucher bin. Glücklicherweise hatte es für mich keinen Reiz, als ich in meiner Jugend rauchte, »weil es die Anderen taten«.
     
    Somerset Die Krankenschwester Maud Cole *1888
    Mittwoch. Ich erfuhr, daß der Distrikt in Verbindung mit dem Lambeth Patenschaftsplan erfolgreich geworben hatte und daß trotz anfänglicher Zurückhaltung Gegenstände gesammelt wurden, mit denen die bombardierten Häuser ausgestattet werden sollten. Der Kriegskommentar beschäftigte sich heute abend mit der systematischen Bombardierung Deutschlands. Ich finde es sehr schrecklich, so notwendig es auch sein mag, um den Krieg zu gewinnen.
     
    London Die Museumsangestellte M. Cossins
    Museum. Zur Teezeit muß es ganz in der Nähe eine schreckliche Bombenexplosion gegeben haben. Bin um 8.40 Uhr abends noch immer ziemlich zittrig. Mein Fenster sprang auf. Ich nehme an, daß es ganz in der Nähe war, aber es nicht sehr einfach zu orten.
     
    Aus dem Wehrmachtbericht
    Das Vergeltungsfeuer auf London wird fortgesetzt. Auch der Raum von Antwerpen liegt ständig unter unserem Fernbeschuß.
     
    Das Rundfunkprogramm
    Deutschlandsender:
    20.15-21.00: Die bekanntesten Lieder von Franz Schubert
    21.00-22.00: Konzertsendung aus Berlin. Szenen aus »Faust« von Robert Schumann
     

Fünfzig Jahre danach
    Kreuze mahnen zum Frieden
Gottesdienst zum 50. Jahrestag der Zerstörung
in der Dresdner Hofkirche
Von Klaus Wilk, ADN
Lausitzer Rundschau, 13.2.95
     
    Dresden. Die Mahnung zu Frieden, Freiheit und Barmherzigkeit prägte den Gedächtnisgottesdienst von Katholiken und Protestanten in der katholischen Hofkirche zu Dresden. Gemeinsam gedachten Hunderte Gläubige und Gäste, darunter Vertreter von Dresdner Partnerstädten sowie Politprominenz wie Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Sachsens Regierungschef Kurt Biedenkopf (CDU), der schätzungsweise mindestens 25000 Opfer der Bombenangriffe vom 13./14. Februar 1945. Zu den Ehrengästen zählten auch die Bischöfe von Coventry und St. Petersburg, Simon Barrington-Ward und Simon von Tichvin.
    Zehn Kreuze mit den Namen von im Zweiten Weltkrieg zerstörten Städten wie Coventry, Hamburg, St. Petersburg, Plauen, Rotterdam, Dresden erinnertenan die Schrecken, unsägliches Leid und die noch heute nachwirkenden Schmerzen, die der sinnlose, von Deutschland entfesselte Krieg Abertausenden

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