Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)
Menschen in aller Welt gebracht hat. Frauen und Männer, die die Zerstörung Dresdens miterlebt haben, brachten Blumen zu diesen Kreuzen, um damit ein Zeichen der Versöhnung und des Friedens zu setzen.
Bei der ersten größeren Veranstaltung der Gedenkfeierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Zerstörung Dresdens appellierte der Bischof des katholischen Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, an die Menschen in aller Welt, sich aktiv für Frieden, Freiheit und Barmherzigkeit einzusetzen. Dresdens Oberbürgermeister Herbert Wagner erinnerte an den Tag der »Machtübernahme brauner Gewalt«, als sich »die Schreckenswalze durch ganz Europa« schob, »alles vernichtend, was ihr im Wege stand«. Bischof Simon Barrington-Ward zitierte die Worte des Herrn: Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom Herrn. Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verläßt und dessen Hoffnung der Herr ist.
In den Fürbitten beteten die Anwesenden für alle Menschen, die heute unter Gewalt, Terror und Krieg leiden, besonders für jene in Bosnien, Tschetschenien und Afghanistan. Mögen endlich die Waffen schweigen, die Gewalt ersterben, der Hunger gestillt und der Haß überwunden werden, so die Dresdner Botschaft. An die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft, »für jene, die Einfluß haben in Wirtschaft und Forschung, in Bildung und Kultur« erging der Appell, alle Möglichkeiten zu nutzen, Krieg, Haß und Zerstörung ein Ende zu bereiten.
Hunderte Menschen hatten sich vor dem Gotteshaus versammelt, um den Ausklang des Gottesdienstes zu erleben. Dem insgesamt friedlichen Charakter des Vormittags vermochten auch einige Unruhestifter nichts anzuhaben, die mit Losungen und Plakaten auf sich aufmerksam machen wollten.
Oskar Eduard Schmidt
Dresden vor dem Ersten Weltkrieg
Einen kaum minder schönen Ausklang der Fahrt auf dem Luxusdampfer bildet das allmähliche Hineinschweben des fast geräuschlos dahinfahrenden Schiffes nach Dresden. Von Stunde zu Stunde ändert sich die Beleuchtung der reich gegliederten Landschaft und des Wassers. Mit Sonnenuntergang zieht der Elbstrom sein Perlmuttergewand an, und den letzten großen Reiz spenden die Tausende von Lichtern der Stadt Dresden, mit denen die wesentlichsten Züge ihrer Umrisse: die Brücken, die Brühlsche Terrasse und das Belvedere, die längs des Stromes laufenden Straßen und endlich die hervorragendsten Punkte der benachbarten Höhen ans Firmament geschrieben sind. Es gibt Leute, die diese flimmernde, lichtübergossene Einfahrt in die nächtliche Großstadt für die Krönung der gesamten Fahrt ansehen.
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Donnerstag, 15. Februar 1945
Amsterdam Max Beckmann 1884–1950
Zum ersten Mal gründlich an »Nelly und Kind« gearbeitet. Wird mir noch viel Arbeit machen.
Sonst wieder Geldsorge. – Nachmittag Nebelspaziergang – glaube nun wieder, daß es noch lange dauert... Wieder Brustweh
Berlin/Reichskanzlei Dr. Theodor Morell 1886–1948
13.40 Uhr mittags: Traubenzucker und Benerva fortiss. i.v. Blutdruck 138 mm Hg, Puls 72. Keine Klagen! Stimmung mäßig, anscheinend mißtrauisch; durch Ostlage bedingt und durch die Angriffe der alliierten Luftwaffe auf Dresden.
(Frankfurt/Oder) Der Adjutant Nicolaus von Below
Am 15. Februar fuhr Hitler zum letzten Mal an die Front. Er besuchte einige Verbände des Heeres an der Oder in der Gegend von Frankfurt, unter anderem den Stab der 9. Armee des Generals Busse. Hitler machte einen verhältnismäßig frischen Eindruck. Er nahm sich zusammen und ließ von seinen nervösen Störungen am Arm nichts merken. Aber die urteilsfähigen Soldaten, mit denen er sprach, konnten nichts mehr von dem glauben, was er ihnen sagte. Daß sie die Oder halten müßten, war ihnen auch klar. Ebensosicher wußten sie, daß das angesichts der eindeutigen russischen Überlegenheit kaum möglich war, wenn die russische Offensive erst einmal begonnen hatte. Hitler hielt diesen Besuch an der Front für besonders wichtig und glaubte, damit das Selbstbewußtsein der Soldaten gestärkt zu haben.
Berlin Der Kammerdiener Heinz Linge
Da erschien Mitte Februar 1945 noch einmal Giesing im Hauptquartier. Ich freute mich sehr, ihn wiederzusehen, zumal ich wußte, daß er auf Hitler stets positiv eingewirkt hatte. Nun hoffte ich, er werde es noch einmal tun können. Ich bat Hitler, ihn doch zu empfangen. Hitler, der sich Anfang Oktober 1944 über Giesings
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