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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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– und dann erst war er vollständig wach.
    »Was ist los?«, fragte er und tastete nach den Schnüren, mit denen er die Zeltklappe hochbinden konnte.
    »Keine Ahnung, aber Ihr solltet es mit eigenen Augen sehen.« Guilberts Drängen war deutlich zu spüren.
    Sofort sprang Random aus dem Zelt.
    Sie kampierten auf einer schmalen Wiese am Ufer des Albin. Der große Fluss war stark angeschwollen und strömte schnell, tief und fast lautlos dahin. Das Wasser wirkte in der feuchten Nachtluft beinahe schwarz. Den ganzen Tag hindurch waren sie immer wieder von Regengüssen überschüttet worden, und die Menschen und Tiere waren nun genauso nass wie das Wasser.
    Fern im Nordosten sollten die ersten Berggipfel eigentlich schon sichtbar sein, doch niedrig hängende Wolken trieben über sie hinweg, verbargen sie, enthüllten sie aber nach wenigen Minuten ganz plötzlich wieder. Immer wieder regnete es aus ihnen auf das Gras und die Bäume herab.
    Als die nächste Wolke vorbeigezogen war, erhoben sich die Adnaklippen in der Dunkelheit. Random hoffte, dass sie es in vier weiteren Tagen bis zur befestigten Stadt Albinkirk schaffen würden. Es war nicht die Entfernung, sondern der Zustand der Straße zu dieser Jahreszeit, der für die Verspätung verantwortlich war. Die Flussstraße mit ihren steinernen Brücken und dem Steinbett, das noch von den Archaikern gelegt worden war, stellte den einzigen Weg dar, den ein verständiger Mensch mit schweren Wagen befahren konnte. Auf jeder anderen Straße steckte man bald knietief im Schlamm. Trotzdem schien es auch hier nicht einfach zu werden.
    Im Norden war ein orangefarbenes Glimmen zu sehen.
    »Schaut Euch das an«, sagte Guilbert.
    Nach sechs Tagen auf der Straße hatte Random gelernt, vorsichtig, sorgfältig und gründlich zu sein. Er war vielleicht kein Mann der Heldentaten, dafür aber einer, der eine Karawane führen konnte. Die Wächter waren stets auf dem Posten und wurden andauernd überprüft.
    Was immer Guilbert dem Kaufmann zeigen wollte, es musste wichtig sein.
    Random beobachtete ein Flackern – oder war es mehr? Es kam aus Nordosten, aus der Richtung des Jahrmarktes. Vielleicht – aber sie waren zu weit vom Markt entfernt, als dass er schon in Sichtweite sein konnte. Bis dorthin mussten es noch fünfzig Meilen oder mehr sein; schließlich hatten sie noch nicht mal Albinkirk erreicht.
    »Da«, sagte der Söldner.
    Einen Augenblick lang war eine Nadelspitze aus Licht zu erkennen, die wie ein Stern über dem Glanz Albinkirks brannte.
    Random zuckte die Achseln. »Das ist alles?«, fragte er.
    Guilbert nickte und war ohne Zweifel unglücklich.
    »Dann gehe ich wieder zu Bett«, sagte Random. »Weck mich, wenn wir angegriffen werden«, fügte er hinzu. Später wünschte er sich, er wäre nicht so barsch gewesen.
    Lissen Carak · Die Näherin Meg
    Die Näherin Meg saß auf einem Fass, um niemandem im Weg zu stehen. Der Tag war gut verlaufen. Sie hatte Lis beim Waschen ihrer Hemden geholfen und war dafür mit harter Münze bezahlt worden. Sie hatte sich daran erinnert, wie man Taschendiebstählen vorbeugte und hatte hier und da einen Klaps verteilt, wenn es unausweichlich geworden war. Die Söldner waren anders als alle Menschen, denen sie bisher begegnet war; sie waren so streitsüchtig wie niemand sonst in einer Stadt, die fast nur von Bauern bewohnt wurde.
    Unter anderen Umständen hätten sie Megs Schafe getötet, ihr die Hühner und das Silber gestohlen und sie selbst vergewaltigt und vielleicht auch getötet. Es waren harte Männer – schlimme Männer.
    Aber sie hatten ihren Wein geteilt und am Abend getanzt, und es fiel Meg immer schwerer, sie als das zu betrachten, was sie vermutlich waren. Diebe und Mörder. Die Äbtissin sagte, die Wildnis würde sie angreifen, und diese Männer seien alles, was sie zu ihrer Verteidigung hatten. Meg dachte …
    Was immer sie dachte, sie hatte es nach den Blitzen am Himmel vergessen. Und plötzlich kamen sie aus der Finsternis in ihren geschwärzten Rüstungen, angeführt von Thomas, den sie inzwischen als Ser Thomas kannte. Er ritt auf einem schweißbedeckten Schlachtross, und sechs Kämpfer, zwanzig Bogenschützen und einige bewaffnete Diener galoppierten hinter ihm die gewundene Straße hoch und durch das Tor hindurch, das fast unmittelbar unter Meg lag.
    Tom Schlimm sprang als Erster vom Pferd und beugte die Knie vor dem Hauptmann. »Genau wie Ihr gesagt habt«, keuchte er. »Wir haben ihnen eins auf den Sack gegeben.« Steif

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