Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
erhob er sich wieder.
    Der Hauptmann umarmte den großen Kerl. »Zieh deine Rüstung aus, und hol dir was zu trinken«, sagte er. »Ich danke dir sehr, Tom. Gut gemacht.«
    »Und wer wischt mir den Ruß von meinem Panzer?«, beschwerte sich einer der Bogenschützen – der mit den toten Augen. Er sah auf, und seine schrecklichen Augen fanden Meg. In ihnen lag das Versprechen von Gewalt.
    Er grinste sie an. Die anderen Männer nannten ihn Will, und sie hatte erfahren, dass dies für »Mutwill Mordling« stand. Offenbar war er ein überführter Mörder.
    Sie zuckte zusammen.
    »Wie war es?«, fragte der Hauptmann.
    Thomas stieß sein gewaltiges Lachen aus. »Großartig, Hauptmann!«, sagte er und saß ebenfalls ab.
    Die anderen Männer lachten – ein wenig zu wild, was Meg verriet, dass sie etwas Schreckliches und Gefährliches erfahren haben mussten, während das Lachen von Ser Thomas echt wirkte.
    Sie hatten überlebt und triumphierten nun.
    Der Hauptmann umarmte den großen Mann erneut und schüttelte ihm die Hand. Dann begab er sich zwischen die Bogenschützen, half ihnen beim Absteigen, reichte jedem die Hand, und Meg sah nun, dass sich die Äbtissin unmittelbar neben ihm befand und die Männer segnete .
    Sie klatschte in die Hände und konnte sich gerade noch davon abbringen, laut zu lachen.
    Der Palast von Harndon · Desiderata
    Als der Abend hereinbrach, betrachtete Desiderata den ausländischen Ritter mit dem Vergnügen, das nur ein wahrer Künstler der Kennerin zu bereiten vermag. Er war groß – einen Kopf größer als jeder andere Mann in der großen Halle – und bewegte sich mit einer Anmut, die Gott für gewöhnlich nur Frauen und außergewöhnlichen Athleten schenkte. Sein Gesicht erinnerte an das eines Heiligen; er hatte hellgoldenes Haar und Züge, die beinahe zu fein für einen Mann schienen. Sein roter Wappenrock saß vollkommen, seine weiße Hose war nicht aus Wolle, sondern aus Seide, und der breite Gürtel mit den Goldplaketten an der schlanken Hüfte gab ein stummes Zeugnis von Reichtum, Privilegien und körperlicher Kraft ab.
    Er verneigte sich tief vor dem König, sank mit anmutiger Höflichkeit auf das Knie.
    »Mein König, darf ich Euch den edlen Jean de Vrailly, Captal de Ruth, und seinen Vetter Gaston d’Albret, Sieur d’Eu vorstellen?« Der Herold fuhr damit fort, ihre Wappen und Leistungen aufzuzählen.
    Desiderata kannte diese Leistungen schon.
    Sie beobachtete seine Augen, und er beobachtete den König.
    Der König kratzte sich am Bart. »Es ist ein langer Weg vom Grand Pays bis hierher«, sagte er. »Ist ganz Gallyen etwa befriedet, dass Ihr so viele Ritter in mein Land führen könnt?« Er hatte die Worte leichthin gesprochen, doch seine Augen waren hart und seine Miene ausdruckslos.
    De Vrailly verharrte in kniender Stellung. »Ein Engel befahl mir, herzukommen und Euch zu dienen«, sagte er.
    Sein Unterstützer, der Graf von Towbray, drehte sich abrupt um.
    Desiderata streckte ihren Sinn – ihre Wärme, wie sie es nannte – nach ihm aus und stellte fest, dass der ausländische Ritter wie die Sonne brannte.
    Sie sog die Luft tief ein, als wollte sie seine Wärme einatmen. Der König warf ihr einen kurzen Blick zu.
    »Ein Engel Gottes?«, fragte er und beugte sich vor.
    »Gibt es noch andere Engel?«, fragte de Vrailly.
    Desiderata hatte nie zuvor einen Mann mit so selbstverständlicher Anmaßung sprechen gehört. Es tat ihr weh; es war wie ein Makel an einer wunderschönen Blume. Doch wie so viele Makel übte auch dieser seinen ganz eigenen Zauber aus.
    Der König nickte. »Auf welche Weise wollt Ihr mir dienen, Ser Ritter?«, fragte er.
    »Durch Kampf«, antwortete de Vrailly. »Indem ich Eure Feinde unbarmherzig mit Krieg überziehe, sei es die Wildnis oder sonst jemand, der sich Euch entgegenstellt.«
    Der König kratzte sich weiter am Bart.
    »Ein Engel Gottes hat Euch gesagt, Ihr sollt herkommen und meine Feinde töten?«, fragte er. Desiderata glaubte, der Ritter habe seine Worte ironisch gemeint, aber sie war sich nicht sicher. De Vrailly blendete sie auf seltsame Weise. Er füllte den ganzen Raum aus.
    Sie schloss die Augen und spürte ihn noch immer.
    »Ja«, sagte er.
    Der König schüttelte den Kopf. »Dann kann ich Euch das nicht verwehren«, sagte er. »Aber ich fühle, dass Ihr im Gegenzug etwas von mir haben wollt.«
    De Vrailly lachte; der musikalisch süße Laut erfüllte den ganzen Raum. »Natürlich! Ich wäre gern Euer Erbe, damit dieses Königreich nach

Weitere Kostenlose Bücher