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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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musste den Blick davon losreißen und in die Dunkelheit schauen, um sich vergewissern zu können, dass das Ganze nicht bloß Einbildung war. Aber es entsprach der Wirklichkeit – über den endlosen Bäumen, irgendwo im Westen, loderte ein großes Feuer. Es war so gewaltig, dass es von den Felsen über ihm in langen Lichtblitzen zurückgeworfen wurde.
    Seine beiden »Meister« verschliefen dieses Schauspiel.
    Er kämpfte abermals gegen sein Joch an, gab abermals auf und schlief endlich ein.
    Als er erwachte, kniete der kleinere der beiden Männer neben ihm.
    »Koch«, sagte er, »wach auf. Irgendetwas ist hier draußen bei uns.« In seiner Stimme schwang Angst mit.
    »Was zum Teufel tust du da?«, fragte der andere Moreaner.
    »Ich nehme ihm das Joch ab«, erklärte der kleinere Mann. »Ich will nicht weglaufen und ihn zum Sterben hierlassen. Bei Jesus, so ein schlimmer Mensch bin ich nicht.«
    »Er ist ein Heide oder ein Häretiker, oder irgendein anderer Abschaum. Lass ihn.« Der erste Mann war damit beschäftigt, so schnell wie möglich den Maulesel zu beladen. Es war zwar schon dunkel, aber nicht ganz; das erste blasse Licht des Morgens war schon zu sehen. Und etwas Schweres bewegte sich durchs Unterholz.
    »Ich bin ein Christenmensch«, sagte Peter.
    »Siehst du?«, meinte der Kleinere und fingerte an den Ketten herum. Und ächzte.
    »Komm schon!«, rief sein Freund.
    Der Kleinere zerrte noch einmal an dem Joch, schlug es gegen einen Felsen und kämpfte sich auf die Beine. »Tut mir leid«, sagte er. »Wir haben keinen Schlüssel.« Er folgte seinem Gefährten in den Wald hinein und ließ Peter allein auf dem Boden zurück.
    Dort lag er nun und wartete auf den Tod.
    Aber nichts geschah, und jedes Entsetzen verblasst doch irgendwann.
    Er stand auf und stolperte über etwas. Diese Dummköpfe hatten ihre Axt vergessen. Der Griff prallte ihm gegen das Schienbein.
    Er hob sie auf und schritt durch das Lager. Eigentlich war es noch ein zu großes Wort für den niedergetretenen Ort, an dem die drei Männer ein Feuer von der Größe eines Hasen errichtet und auf dem bloßen Erdboden geschlafen hatten. Doch neben dem Feuer fand er einen unzerbrochenen Steingutbecher und eine Zunderbüchse mit Flint, Stahl und Tuch.
    Peter kniete sich auf den Boden und betete zu Gott. Ihm gelang ein bittersüßer Dank, dann steckte er Becher und die Büchse vorn in sein Hemd, zurrte sie fest und ging zur Straße, die nur wenige Pferdelängen nördlich von ihm lag. Es war die Hauptstraße, die von den östlichen Häfen zu den Albin-Ebenen führte. Das zumindest wusste er.
    Im Osten lagen Zivilisation und Sicherheit – und Sklaverei.
    Im Westen lagen der Fluss Albin und die Wildnis. Peter hatte die Wildnis schon gesehen, ganz rot und mit Zähnen und Klauen bewehrt. Doch sie hatte ihn nicht versklavt. So schulterte er die Axt und begab sich nach Westen.
    Der Palast von Harndon · Desiderata
    Sie las die Botschaft mit kaum verhohlener Verärgerung. »Wann hat er dir das gegeben?«, fragte sie den entsetzten Jungen.
    »Gestern, Euer Gnaden«, murmelte er. »Als mich der Koch zum Markt geschickt hat und meine Mama krank war …«
    Sie sah ihn an. Sie war wütend. Sie liebte diesen nutzlosen alten Magier, so wie sie ihr prächtiges Reitpferd aus dem Osten auch liebte, und sein jüngster Beweis wahrer Macht ließ ihn in ihren Augen sogar noch erregender erscheinen.
    »Und er hat ein Pferd mitgenommen – ein gutes Pferd, Euer Gnaden. Und Ledertaschen. Und seinen Stab.« Es war deutlich zu sehen, dass der Junge ihr gefallen wollte. Sie hatte Mitleid mit ihm.
    Sie drehte sich zu Lady Almspend um und zeigte auf deren Hüfte. »Gebt dem Jungen einen Leoparden für seine Mühen, und schickt Mastiff zu den Räumen des Zauberers im Turm. Ich wünsche einen vollständigen Bericht.« Sie zog eine Grimasse. »Ser Richard?«
    Ser Richard Fitzroy war der Bastardsohn des alten Königs, ein schöner Mann, ein feiner Ritter und ein verlässlicher Bote. Er war ganz vernarrt in die Königin, und die Königin schätzte seine Beständigkeit.
    Sie befahl ihn zu sich heran. »Ser Richard – ich muss unter vier Augen mit dem König reden«, sagte sie.
    »Erachtet es als geschehen«, erwiderte er, verneigte sich und ging davon.
    Östlich von Albinkirk · Gerald Random
    Als Gerald Random erwachte, hörte er, wie Guilbert Blackhead mit seinem Schwertgriff gegen den Zeltpfosten klopfte und Eintritt begehrte. Sofort war Random auf den Beinen, hatte den Dolch in der Hand

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