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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Zeit, die ihm sein Knappe verschafft hatte. Er rannte von der Mauer des Torhauses herunter und hatte das Schwert schon in der gepanzerten Hand, bevor Michaels Schrei zwischen den Stallwänden und der Kapelle ganz verhallt war.
    Der Lindwurm wirbelte herum und wollte den Knappen töten, doch da trat Tom Schlimm zwischen das Ungeheuer und seine Beute. Der große Mann hielt einen langen und schweren Speer in der Hand. Er griff an und stach nach dem Kopf des Ungetüms. Zwar war es schnell, aber als es den sehnigen Hals zur Seite beugte, damit sein Haupt dem Stoß entging, konnte es sich nicht gleichzeitig in die Luft erheben und auch nicht angreifen, bis es sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte.
    Tom Schlimm trat näher an es heran, packte den Speer fester und rammte ihn dem Untier mit aller Gewalt in die Brust.
    Und nun fiederten lange Pfeile die Schwingen und den Bauch der Kreatur.
    Sie kreischte, sprang in die Luft und schlug schwer mit den Flügeln. Ihr Schweif peitschte auf Tom zu, aber der große Mann sprang hoch und entkam um Haaresbreite. Doch ihm entging in der Dunkelheit das Zucken einer Schwinge, und die Flügelspitze kratzte über seinen Brustpanzer und schleuderte ihn zu Boden.
    Die Bogenschützen auf den Mauern schossen einen Pfeil nach dem anderen ab. Mutwill Mordling stand eine Pferdelänge entfernt, zog unablässig Pfeile aus dem Köcher an seiner Hüfte und schoss, wobei er sorgfältig auf die verwundbarsten Teile des Ungetüms zielte.
    Der brennende Scheiterhaufen im Hof beleuchtete das Ziel recht gut, und die spitzen Pfeilköpfe drangen in die Haut der Bestie ein wie ein Meißel in das Holz, während die Funken aus dem Feuer wie Glühwürmchen über den immer schwächer schlagenden Flügeln tanzten.
    Der Hauptmann war hinter und über dem Geschöpf, als es in die Luft sprang, und er sprang ebenfalls. Er traf es am Hals, und sein Schwert fuhr ihm über die Kehle. Mit der linken gepanzerten Hand packte er das andere Ende des Schwertes und ließ sich auf den Boden hinunter. Sein Schwert zwang den Kopf des Lindwurms ebenfalls nach unten. Das Ungeheuer verlor an Höhe, schlug auf die Treppe zur Kapelle, während das Schwert des Hauptmanns nun tief in seinem Hals steckte. Mit den Zähnen konnte es den Hauptmann nicht erreichen. Es verletzte sich selbst, als es den Kopf immer wieder in Wut und Panik auf die Stufen schlug.
    Ein einsamer Armbrustschütze lief über die Mauer, sprang in den Hof hinunter, stolperte, richtete sich wieder auf und schoss seine schwere Waffe in einer Entfernung von wenigen Fuß auf den Kopf des Lindwurms ab. Unter der Macht des Bolzens flog der Kopf der Bestie zurück. Der Hauptmann rollte auf die linke Seite, ließ die linke Hand los, sprang auf die Beine und hieb mit seiner schweren Waffe auf den Hals ein – immer wieder, und dann, als das Ungetüm den Kopf hob, drang die Klinge zwischen die Schuppen in weicheres Fleisch ein. Der Hauptmann machte zehn Ausfälle in genauso vielen Herzschlägen, und plötzlich peitschte der Kopf des Lindwurms zurück, das ganze Ungeheuer rollte sich wie ein Mann auf die Seite, und der tapfere Armbrustschütze starb, als sich die mächtigen Klauen um seine Hüfte legten und ihn entzweirissen.
    »Da ist noch einer!«, brüllte Tom, als er sich links von dem Hauptmann befand.
    Die Spitze des peitschenden Schwanzes erwischte ihn am rechten Fußknöchel und riss ihn von den Beinen. Der Hauptmann verfluchte sich dafür, dass er nicht in seiner Rüstung steckte.
    Er schlug mit dem Kopf gegen die Treppe zur Kapelle und verlor damit einen kostbaren Augenblick.
    Der Lindwurm bäumte sich über ihm auf.
    Eine Frau – die Näherin – erschien aus der Dunkelheit rechts von ihm und schleuderte ein Fass gegen das Ungeheuer. Es wurde am Kopf getroffen und verlor das Gleichgewicht, und einer seiner Maschinenmeister feuerte einen Bolzen auf es ab.
    Der Bolzen durchdrang den Hals der Kreatur und warf sie mit so großer Gewalt durch die Kapellentür, dass das Steinwerk des Sturzes zersplitterte, als der Kopf des Lindwurms dagegen prallte. Der Hauptmann hörte, wie das Genick brach. Der Bolzen verursachte schon großen Schaden an der Kapelle, doch der Todeskampf des Lindwurms verursachte einen noch größeren, als sich ein Fluss aus seinem Blut über den heiligen Teppich auf dem Marmorboden ergoss.
    Der Hauptmann sprang auf die Beine und stellte fest, das er sein Schwert noch in der Hand hielt. Seine ledernen Handschuhe waren ruiniert, und seine linke Hand blutete,

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