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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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oder der Gallyer Benois. Der Spalt in der Mauer war recht schmal, höchstens zwei Mann breit.
    Sie füllten ihn mit ihren Körpern.
    Und der Feind kam auf sie zu.
    Irgendwann fiel Benois. Er war starr vor Verblüffung, und Alcaeus versuchte ihn zu schützen, doch der Feind streckte hundert Hände und Klauen nach seinen Füßen aus, bohrte die Krallen in sein Fleisch und zerrte ihn Zoll für Zoll zum Rand der Mauer. Er kreischte, war außer sich vor Grauen und versuchte sich festzuhalten. Koboldwaffen schnitten in die weichen Körperstellen, die nicht von der Rüstung bedeckt waren, und schälten die Panzerung von ihm ab.
    Sie fraßen ihn bei lebendigem Leibe.
    Alcaeus schlug immer wieder zu, wurde von Angst und Verzweiflung angetrieben, hockte sich auf den Körper des kreischenden Mannes und hieb auf die Feinde ein.
    Es reichte aber nicht. Und dann griff Benois nach Alcaeus’ Fußknöcheln.
    Er riss sich los, sprang auf die lockeren Steine neben dem Spalt, und Benois verschwand. Ein Haufen der Höllenbrut nährte sich von ihm, seine Rüstung war aufgerissen …
    Alcaeus zwang sich zum Atmen.
    Plötzlich war Ser John mit seinem Streitkolben neben ihm. Die fünf Fuß lange Waffe bewegte sich wie der Besen einer Hausmutter an einem frischen Frühlingsmorgen und zerschmetterte zuerst die Kobolde in ihrer Nähe und dann Benois’ Schädel.
    Im Osten blitzte Licht auf, während der ferne Knall von verdrängter Luft zu hören war. Eine Flammensäule sprang in einer Entfernung von einer, vielleicht auch von zwei Meilen auf.
    Dann noch eine, diese sogar noch größer.
    Die Kreaturen der Wildnis hielten inne, warfen Blicke über die Schulter, und die Wut ihres Angriffs ließ schlagartig nach.
    Albinkirk · Thorn
    Sofort wusste Thorn, dass etwas schiefgegangen war.
    Er hatte sich ausgetrocknet, indem er sogar die kleinsten Steine vom Himmel geholt hatte. Es war eine ungenaue, nicht sehr wirksame und prahlerische Arbeit, aber manchmal zeitigte sie ungeheure Ergebnisse. Er liebte es, dies zu tun, ebenso wie ein Mann es liebte, seine Stärke zu zeigen.
    Die Dämonen waren beeindruckt, und das allein war die erschöpfende Mühe wert. Die Stadt war nun völlig zerstört. Es war viel einfacher gewesen, als er gehofft hatte.
    Ich bin so stark, dachte er. Was er als bloße Ablenkung geplant hatte, war zu einem Triumph geworden. Sie würde davon hören und sich vor Angst niederkauern.
    Vielleicht ist es doch gut, den Felsen einzunehmen. Vielleicht werde ich in Zukunft den Kriegsherrn spielen.
    Doch dann stiegen die beiden Feuersäulen hinter ihm auf – aus seinem eigenen Lager, wo seine besten Verbündeten, die Irks und die Kobolde, ihre Nahrungsmittel und Habseligkeiten sowie Sklaven und Beute untergebracht hatten. Und dieses Lager stand nun in Flammen.
    Er hatte seine besten Truppen zur Verteidigung dort gelassen.
    Nun ließ er seine Armee umdrehen und dorthin eilen.
    Der größte Teil der Kreaturen der Wildnis folgte ihm, ohne dass er sie dazu zwingen musste. Sie hatten keine Disziplin, aber jetzt bewegten sie sich wie ein Fischschwarm …
    Albinkirk · Ser Alcaeus
    Alcaeus war gegen die Mauer gesackt und sah ihnen nach. Benois sah wie ein geschlachtetes Tier aus; seine Knochen waren abgeschält. Die Kobolde hatten sich an ihm gütlich getan.
    Die Sonne ging auf, und die Unterstadt war ein einziges Schlachthaus des Grauens. Auf dem Hauptplatz hatten sich einige Irks die Zeit genommen, einen Mann sorgfältig abzubalgen und ihn an ein Kreuz zu hängen. Er lebte noch.
    James, der Armbrustschütze, trat in den Spalt. Er sah den Gekreuzigten lange an, hob dann seine Waffe und erschoss ihn. In Anbetracht der Entfernung war es ein guter Schuss. Der kreischende, hautlose Schädel des Mannes sank nach vorn, und er war still.
    Ser John sackte gegen die andere Mauer. James half dem alten Mann, das Visier hochzuklappen. Er zwinkerte.
    Er zwinkerte .
    In diesem Augenblick wurde der alte Mann für Ser Alcaeus zum Helden.
    Alcaeus lächelte ihn an, auch wenn ihm nicht danach war. Der Verlust von Benois schmerzte. Und er spürte noch die Hände des Mannes an seinem Knöchel …
    »Ich will, dass Ihr zum König reitet«, sagte Ser John. »Sofort, solange dieses Wunder, das uns den Aufschub verschafft hat, anhält.«
    Alcaeus war derselben Meinung, denn eine Stunde später saß er ohne Rüstung auf seinem besten Pferd und galoppierte nach Süden. Es war ein verzweifelter Versuch.
    Doch er war zu müde, um sich Sorgen zu machen.

7

    Südlich von

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