Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
auch meinen Anteil an den Söldnern mitnehmen«, fuhr Judson fort.
Random dachte kurz darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Wie kommt Ihr darauf, Messire?«
Judson zuckte mit den Achseln, aber in seinen Augen zeigte sich Wut. »Ich habe für acht Wagen in Eurer Karawane bezahlt«, erklärte er. »Das bezieht sich natürlich auch auf die Kosten der Söldner, also nehme ich vier von ihnen mit. Sechs wären allerdings besser.«
Random nickte. »Ich verstehe«, sagte er. »Aber so geht das nicht. Ihr habt Euch meiner Karawane für ein gewisses Entgelt angeschlossen. Natürlich könnt Ihr sie wieder verlassen; das ist Eure eigene Entscheidung. Aber Ihr habt keinen Anteil an der Karawane, sondern nur einen Platz in ihr gekauft.«
»Glaubt Ihr, der königliche Gerichtshof wird es genauso sehen?«, fragte Judson. Die Angst hatte ihn kühn werden lassen. »Ich werde in ein paar Tagen zurück sein und meine Geschichte erzählen.« Er zuckte die Schultern und wandte den Blick ab. »Gebt mir ein halbes Dutzend Schwerter, und ich werde nichts sagen.« Judson sah Paul an und beugte sich schließlich vor. »Wollt Ihr nicht Oberbürgermeister werden, Random? Dann solltet Ihr Euch allmählich an das Spiel gewöhnen.«
Random sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will nicht mit Euch streiten, aber ich werde Euch kein Schwert mitgeben – und erst recht nicht sechs. Geht Eures Weges. Er sollte ziemlich sicher sein.«
»Ihr schickt mich ohne einen einzigen Kämpfer zurück?«, empörte sich Judson.
»Ich schicke Euch nicht zurück. Ihr geht von selbst. Es ist Eure Entscheidung.« Random sah Guilbert und den alten Bob an. »Oder hat noch jemand von euch kalte Füße bekommen?«
Der alte Bob kratzte sich an etwas Unbeschreiblichem, das auf seiner Nase wuchs. »Die Weiterreise wird zwar nicht einfach sein«, meinte er. »Aber ich muss nicht unbedingt zurückgehen.«
Guilbert sah den älteren Mann an. »Warum wäre es nicht gut?«, fragte er. »Wovon in drei Teufels Namen sprichst du?«
»Von Lindwürmern«, sagte der alte Mann. »Von Dämonen, Irks und Kobolden.« Er grinste und sah nun wahrhaft schrecklich aus. »Die Wildnis liegt vor uns.«
Der Palast von Harndon · Desiderata
Der Turnierplatz befand sich in einem vollendeten Zustand. Der Kies war sorgfältig ausgestreut und ohne den geringsten Makel, die Hindernisse waren frisch mit weißer Farbe gestrichen, wie der Zaun eines Bauern, wenn man von den modischen roten Pfosten an jedem Ende absah, die mit hell polierten Messingkugeln von der Größe einer Männerfaust geschmückt waren.
Die Zuschauerränge waren beinahe leer. Die Königin saß auf ihrem Sitz, die Hofdamen hatten sich um sie herum niedergelassen, und die jungen Ritter in den niederen Rängen warfen ihren Favoritinnen Frühlingsblumen zu.
Und dann gab es noch berufsmäßige Zuschauer – ein Dutzend Krieger, zumeist aus der Garnison der Bogenschützen. Rasch hatte sich die Nachricht verbreitet, der König sei von diesem ausländischen Ritter her ausgefordert worden und wollte ihm nun ein oder zwei Dinge zeigen.
Desiderata sah, wie ihr Gemahl still neben der kleinen Holzhütte saß, in der er seine Rüstung angelegt und die Waffen ergriffen hatte. Gerade trank er ein wenig Wasser. Seine Haare waren lang und gepflegt, aber sogar auf diese Entfernung sah sie noch das Grau zwischen dem Dunkelbraun.
Am anderen Ende des Platzes leuchtete das Haar seines Gegners in undurchbrochenem Gold, im Gold des Sonnenuntergangs, im Glanz polierten Messings oder reifen Weizens.
Ser Jean beendete seine Vorbereitungen, worin sie auch immer bestanden haben mochten, und wechselte ein leises Wort mit seinem Vetter, während sein Knappe das größte Kriegspferd hielt, das die Königin je gesehen hatte. Es war ein wundervolles Geschöpf, dessen schimmerndes schwarzes Fell von keinerlei Flecken beeinträchtigt wurde und das einen roten Sattel und blaues, mit Rot und Gold abgesetztes Zaumzeug hatte. Ser Jeans Wappen, ein goldener Schwan auf rotem und blauem Feld, schmückte den Stirnteil seines Helms sowie den ausgepolsterten Wappenrock über seiner Rüstung, die schwere Decke auf dem Rücken seines Pferdes und den seltsamen kleinen Schild, der wie der Bug einer Kriegsgaleone geformt war und vor seiner linken Schulter ruhte.
Es war ein warmer Tag, vielleicht der erste wirklich warme Tag des Frühlings, und die Königin badete in der Sonne geradezu wie eine Löwin. Sie strahlte selbst ein Glühen aus, das ihre
Weitere Kostenlose Bücher