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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Albinkirk · Meister Random
    »Die Tore von Albinkirk sind aufgebrochen, Ser«, berichtete Guilbert und zuckte die Achseln. »In der Stadt brennt es, und es sieht aus, als hätte eine verdammte Teufelsfaust – Verzeihung für den Ausdruck – in die Kathedrale geschlagen. Das Banner des Königs flattert noch über der Burg, aber niemand hat auf mein Klopfen und Rufen reagiert.«
    Der achtbare Tuchhändler John Judson und St. Paul Silver, ein Goldschmied, lenkten ihre Pferde näher an Random heran, der mit dem alten Bob, Guilberts Freund, sowie mit dem letzten Mann zusammensaß, den er angeworben hatte, einem kahlköpfigen, rotgesichtigen Trunkenbold, dessen Stimme und Benehmen andeuteten, dass die Sporen, die er an seinen Absätzen trug, tatsächlich ihm gehörten.
    Der alte Bob war der älteste Mann in der Gruppe und hatte eine mehrfach gebrochene Nase, die vor fleischigen Ausbuchtungen ganz höckerig war. Sein zerzaustes, graumeliertes Haar spross nur noch in einem schmalen Kranz zwischen den Ohren und war immer schmutzig, doch die Augen des Mannes blickten tief und klug und außerdem ein wenig beunruhigend drein, was selbst ein so erfahrener Mann wie Gerald Random empfand.
    Er trug eine gute Rüstung, die er niemals ablegte.
    »Das zumindest haben die Bauern gestern schon gesagt«, bemerkte der alte Bob gelassen.
    Random sah die anderen Handelsreisenden an. »Albinkirk liegt in Trümmern?«, fragte er. »Ich habe in diesen Gegenden schon einmal gekämpft, Freunde. Die Grenze liegt hundert Meilen weiter nördlich, und selbst dann … Die Wildnis befindet sich nicht hier in der Gegend, sondern nordwestlich von uns.«
    »Aber irgendetwas muss diese Zerstörungen bewirkt haben«, sagte Judson. Seine Mundwinkel waren weiß, und er hatte die Lippen fest zusammengekniffen. »Ich bin der Meinung, wir sollten umkehren.«
    Paul Silver trug Stiefel wie ein Edelmann. Goldschmiede waren oft besser gekleidet als ihre Kunden. So war es nun einmal in dieser Welt. Aber Silver hatte auch dem König gedient und trug ein schweres Schwert – eine kostbare Waffe, die er stets sorgfältig pflegte. »Wir wären doch Narren, wenn wir so täten, als sei nichts geschehen«, stimmte er zu. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob eine Kolonne von fünfzig Wagen einfach umdrehen sollte, so schlimm die Lage auch sein mag.«
    Bei der nächsten Flussbiegung erhob sich Albinkirk auf einem hohen Hügel. Später im Sommer, wenn die Fluten abgeschwollen und die Berge frei von Eis waren, würden es die Schiffe bis hierher schaffen. Dann trug der Strom keine Baumstämme mehr, die von den Berghängen herabgespült wurden und groß genug waren, um ein Loch in einen Schiffsrumpf zu stoßen. Albinkirk war die nördlichste Stadt, die noch auf dem Wasserweg zu erreichen war, und gleichzeitig war sie die südlichste am Rande des Großen Waldes, der die Berge überzog. Früher hatte sie den großen Jahrmarkt beherbergt, aber eine schlechte Leitung und räuberische Zölle hatten dazu geführt, dass er nun weiter östlich, beim Konvent von Lissen Carak, abgehalten wurde.
    Und jetzt war Albinkirk nicht mehr als ein Leichnam. Die Häuser mit den roten Schindeldächern wirkten alt und grau oder waren vom Feuer geschwärzt, und der Turm der Kathedrale war verschwunden.
    »Was ist mit der Kathedrale passiert?«, fragte Random.
    Der alte Bob schnitt eine Grimasse. »Sie wurde von Drachen angegriffen. Oder von Satan höchstpersönlich.« Er zuckte mit den Schultern.
    Random holte tief Luft. Für solche Augenblicke lebte er. Für die großen Entscheidungen. Für das Spiel.
    »Wir könnten die Straße verlassen. Wir wenden uns auf dieser Seite des Flusses nach Osten und nehmen die Brücke bei Lissen Carak«, hörte er sich sagen. »Dann haben wir den Fluss zwischen uns und Albinkirk.«
    »Lindwürmer lassen sich nicht von Flüssen abschrecken«, sagte der alte Bob.
    »Uns bleibt ohnehin kaum eine Wahl«, meinte Guilbert. »Die Tore sind geschlossen, und so können wir die Hauptstraße nicht nehmen.«
    »Vielleicht brauchen sie uns in der Stadt«, wandte Random ein.
    Judson sah ihn an; in seinem Gesicht zeichnete sich etwas ab, das Random noch nicht kannte. Grauen? Angst? Neugier?
    Schließlich nahm der Mann seinen Mut zusammen und sprach das aus, was er dachte. »Ich bringe meine Wagen zurück in Richtung Süden«, sagte er vorsichtig.
    Random nickte. Judson hatte das zweitgrößte Kontingent – acht Wagen, die ein Sechstel des Gesamtbestandes ausmachten.
    »Ich möchte

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