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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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können. Er sagte nichts und verneigte sich.
    Und sah Jean finster an.
    Jean verbeugte sich ebenfalls. »Ich bin hergekommen, weil ich gegen Eure Feinde kämpfen will, Euer Gnaden«, sagte er mit seinem bezaubernden Akzent. »Auf meine eigenen Kosten. Diese ordinance macht für mich keinen Unterschied.«
    Gaston zuckte zusammen.
    Der König sah sich um, lenkte die Blicke auf sich, holte die Meinung seiner Männer durch ihre Körpersprache und ihre Mienen ein und beobachtete die Haltung ihrer Pferde. Er stieß mit der Zunge gegen die Zähne, was Gaston bereits als Zeichen seiner Enttäuschung erkannt hatte.
    »Das reicht nicht«, sagte der König.
    De Vrailly zuckte die Achseln. »Ihr wünscht, dass ich Euer Recht und Gesetz anerkenne?«, fragte er. Verachtung tropfte aus jedem seiner Worte.
    Jetzt kommt es, dachte Gaston.
    Der Graf von Towbray lenkte sein Pferd zwischen das des Königs und jenes des Captal. »Alles ist meine Schuld«, sagte er.
    Sowohl der König als auch de Vrailly sahen ihn an, als wäre er in einem Turnier zwischen sie getreten.
    »Ich habe den Captal nach Albia eingeladen, damit er mir dient, doch mir war nicht klar, wie er uns betrachten wird, auch wenn ich meine Jugend im Kampf auf dem Kontinent verbracht habe.« Der Graf zuckte mit den Schultern. »Wegen dieses Fehlers werde ich die Kosten selbst tragen.«
    De Vrailly besaß wenigstens den Anstand, überrascht zu wirken. »Aber nein!«, sagte er plötzlich. »Ich bestehe darauf, dass ich sie trage.«
    Gaston hätte beinahe vergessen weiterzuatmen.
    Wenige Augenblicke später schwatzten die Männer vor Erleichterung, die Kolonne bildete sich neu, und Gaston konnte an die Seite seines Vetters reiten.
    »Das ist nicht das, was mir der Engel vorausgesagt hat«, bemerkte dieser.
    Gaston hob eine Braue.
    De Vrailly zuckte die Schultern. »Aber es wird genügen. Allerdings ärgert es mich zu hören, wie du, Vetter, vor einer Kreatur wie diesem Schulzen im Staub kriechst. So etwas musst du in Zukunft vermeiden, damit es dir nicht zur Gewohnheit wird.«
    Gaston saß eine Weile steif auf seinem Pferd, dann beugte er sich vor. »Und mich ärgert es zu sehen, Vetter, wie du dich vor dem König von Albia aufplusterst. Aber ich vermute, du kannst nicht anders.« Er drehte sich um, ritt zu seinem eigenen Gefolge zurück und ließ Jean allein.
    Westlich von Lissen Carak · Thorn
    Thorn war sich seines Körpers nur noch undeutlich bewusst, als er unter der gewaltigen Steineiche saß und seine inneren Fühler nach dem Meer der Bäume ausstreckte. Er spürte noch sein Innerstes; er spürte die Angst und Wut der Wildbuben, die widerspenstige Überheblichkeit der Qwethnethogs, die Trauer der geflügelten Abnethogs und die ferne Gegenwart, die bereits die Ankunft des Sossag-Volkes aus dem Norden hinter dem Wall ankündigte. Er war sich jedes einzelnen Baumes bewusst, der sein zehntes Jahr schon hinter sich gebracht hatte, sowie der großen Irisbüschel, des wilden Spargels, der am Fluss wuchs, wo ein Mensch vor einem Jahrhundert eine Hütte gebaut hatte, und des Viehs, das seine Wilderer gestohlen hatten, um damit die Wildbuben zu ernähren, des Weiteren der büschelohrigen Luchse, die sowohl wütend als auch verängstigt waren, weil seine Armee in ihrem Territorium lagerte, und auch der tausend anderen Gegenwarten, die sich bis an die Grenze seines Begreifens erstreckten.
    Er fühlte mit den Luchsen. Sie waren unergründliche, mächtige Kreaturen mit schmutzigen Gedanken und verseuchten Körpern, dreckig vor Angst und Hass, und sie waren in seine Wälder gekommen und hatten sein Lager heimgesucht, seine Verbündeten in Angst und Schrecken versetzt, seine Bäume zerstört und ihn schwach erscheinen lassen. Die größeren Qwethnethogs würden sich fragen, ob er ihrer Dienste würdig war, und die stärksten unter ihnen würden vielleicht sich selbst und ihre Kräfte darauf verwenden, ihn zu einem Kampf um die Oberherrschaft herauszufordern.
    Es war schwierig für eine Macht der Wildnis, vertrauenswürdige Helfer zu finden. Aber er würde weiterhin versuchen, solche Beziehungen zu knüpfen, zum Besten der Wildnis und ihrer Angelegenheiten.
    Er stand unter dem Baum auf und ging zum Lager. Dabei zerstreute er einige unwesentlichere Kreaturen und verängstigte die Wildbuben. Er ging nach Westen zu der Handvoll goldener Bären, die sich mit ihm verbündet und Hütten aus Blättern und Unterholz gebaut hatten. Er nickte Blaubeer zu, einem gewaltigen Bären mit blauen

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