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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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vollkommene Verachtung jeglicher Organisation bekannt. Jeglicher Regierung. Jeglicher Regeln. Und sie hassten den Krieg. Bären töteten, wenn sie dazu angestachelt wurden, aber Krieg stieß sie ab.
    »Frag nicht«, sagte Flint.
    »Was ich tun will…«, begann Thorn.
    »… hat nichts mit den Bären zu tun«, unterbrach ihn Flint. Er nickte. »Das ist das Junge von Sonnenstrahl aus dem Klan der Langmutter. Zweifellos wird Sonnenstrahls Bruder sie rächen.« Der alte Bär sagte dies mit offensichtlicher Traurigkeit. »Genau wie seine Freunde.« Flint hob das Junge auf. »Sie sind jung und begreifen nichts. Ich hingegen bin alt. Ich sehe dich, Thorn. Ich kenne dich.« Er drehte ihm den Rücken zu und ging davon.
    Plötzlich wollte Thorn hinter dem alten Bären herlaufen und zu seinen Tatzen sitzen. Von ihm lernen. Und ihm … nein, nicht seine Unschuld, sondern seine Absichten darlegen.
    Aber ein anderer Teil von ihm wollte den alten Bären in Asche verwandeln.
    Es war ein langer Weg zurück zum Lager.
    Lissen Carak · Schwester Miram
    Schwester Miram vermisste ihre Lieblingshaube aus Leinen, und sie nutzte die kurze Zeit zwischen ihrem Studium des Hocharchaischen und der Non, um die Wäscherei aufzusuchen. Sie rannte die Treppe im Nordturm hinunter – für eine so große Frau war sie sehr schnell –, doch ein seltsames Gefühl brachte sie dazu, vor der offenen Tür zur Wäscherei stehen zu bleiben. Sechs Schwestern arbeiteten hier; ihre Hände und Gesichter waren gerötet, und sie hatten sich wegen der Hitze im Raum bis auf die Unterwäsche ausgezogen. Ein Dutzend Mädchen aus der Umgebung halfen ihnen.
    Lis Wainwright hatte sich ebenfalls bis auf Hemd und Hose entkleidet. Ihre vierzig Jahre hatten ihre Gestalt nicht ruiniert. Miram hätte lächeln können, aber sie tat es nicht. Hinter Lis befanden sich jüngere Mädchen. Miram kannte sie alle, denn sie hatte sie unterrichtet. Es waren die Carters und die Lanthorns. Die Lanthorn-Mädchen lächelten einfältig. Für gewöhnlich gab es in der Wäscherei kaum einen Grund zum Lächeln.
    Hundert Nonnen und Novizinnen sorgten für ein großes Aufkommen an Wäsche. Da nun noch etwa vierhundert Bauern nebst ihren Familien und etwa zweihundert Soldaten hinzugekommen waren, war die Wäscherei gezwungen, Tag und Nacht zu arbeiten. Die Trockenleinen wurden jede Stunde gespannt, und sogar ältere Schwestern wie Miram erhielten ihre Wäsche ein wenig feucht und schlecht gebügelt. Manchmal fehlten auch Dinge – wie ihre Kappe.
    Sie sah sich nach Schwester Mary um, die in dieser Woche die Aufsicht über die Wäscherei hatte, und hörte die Stimme eines Mannes. Eine kultivierte Stimme. Sie sang.
    Miram lauschte. Es war ein gallysches Liebeslied.
    Sie konnte den Sänger nicht sehen, aber sie sah die vier Lanthorn-Mädchen in ihren Unterröcken, wie sie kicherten, sich in die Brust warfen und viel Schulter und Bein zeigten.
    Miram kniff die Augen zusammen. Die Lanthorn-Mädchen waren nun einmal so, wie sie waren, aber sie mussten sich nicht auch noch von einem glattzüngigen Edelherrn den Weg in die Hölle zeigen lassen. Miram schritt über den feuchten Boden, und nun sah sie ihn, wie er neben der Tür der Wäscherei lehnte. Er hatte eine Laute, und er war nicht allein.
    »Euer Name, Messire?«, fragte sie. Sie war so schnell auf ihn zugetreten, dass er in seiner Unschlüssigkeit gefangen war – weiterspielen oder fliehen?
    »Lyliard, ma sœur«, sagte er süßlich.
    »Seid Ihr ein Ritter, Messire?«, wollte sie wissen.
    Er verneigte sich.
    »Keine dieser vier unverheirateten Jungfern ist von edler Abstammung, Messire. Auch wenn es Euch frommen sollte, ihnen beizuwohnen, werden ihre Schwangerschaft und ihre Ehelosigkeit schwer auf meinem Konvent, auf meinen Schwestern und auf Eurer Seele lasten.« Sie lächelte. »Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
    Lyliard wirkte, als sei er von einem Lindwurm bedroht worden. »Ma sœur!«
    »Ihr seht wie ein Knappe aus«, sagte Schwester Miram zu dem jungen Mann an seiner Seite. Er hatte ebenfalls eine Laute, und auch wenn ihm Lyliards Schneid und Gewandtheit noch fehlten, würde er sie sich nach Mirams Meinung schon bald erworben haben. Auch er war schön, aber auf eine liederliche, kräftige Art.
    »John von Reigate, Schwester«, sagte er. Er schien noch so jung zu sein, dass er den Blick senkte und wie ein Schuljunge wirkte, der bei einem Streich erwischt worden war. Sie musste sich in Erinnerung rufen, dass er und seinesgleichen zwar

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