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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Augen.
    Der Bär stellte sich auf die Hintertatzen. »Thorn«, sagte er. Die Bären hatten vor nichts Angst, nicht einmal vor ihm.
    »Blaubeer«, sagte Thorn, »ich fordere, dass du weitere Kämpfer aus deinem Volk rekrutierst. Ich will das Kind haben, und dann bringe ich es zu den Eishöhlen.«
    Blaubeer dachte einen Moment lang nach. »Ja«, sagte er. »Bessere Nahrung und bessere Weibchen. Gut gedacht.« Abendlicht, die größte aller Bärinnen, brachte das Junge herbei. Es war noch so klein, dass Thorn es ohne Schwierigkeiten tragen konnte, und es brummte jämmerlich, als er es nahm. Er streichelte das Fell des Jungtiers und wurde gebissen. Die kleine Bärin roch sein seltsames Fleisch und schniefte.
    Er ließ die Bären ohne ein weiteres Wort zurück und machte sich auf den Weg nach Norden. Wenn er seine Beine weit ausstreckte, war er schneller als ein galoppierendes Pferd, und er konnte so lange reisen, wie es ihm beliebte. Er hielt die kleine Bärin fest und bewegte sich noch schneller.
    Bevor die Sonne einen Fingerbreit gesunken war, hatte er sich schon so weit vom Lager entfernt, dass er die Gedanken seiner Verbündeten nicht mehr wahrnehmen und auch die Feuer jener Menschen nicht mehr riechen konnte, die sich entschlossen hatten, ihm zu dienen. Er überquerte eine Reihe von Wiesen, freute sich an deren Gesundheit, spürte die Forellen in den Flüssen und die Otter an den Ufern und überquerte einen breiten Strom, der von den Adnaklippen herkam und nach Süden floss. Er folgte dem Ufer nach Norden in die Berge. Die Meilen flogen vorbei. Thorn zog seine Kraft aus den Bergen, den Tälern, dem Wasser und den Bäumen. Und er zog noch mehr daraus als nur Kraft.
    Er sammelte auch Inspiration.
    Der Krieg war nicht seine Wahl. Es war ein Unfall gewesen. Aber wenn er jetzt Krieg führen musste, dann musste er sich an den Grund dafür erinnern. Er würde den Krieg um ihretwillen führen. Zum Nutzen der Wildnis. Um sie sauber zu halten.
    Und natürlich auch für ihn selbst. Mit jeder Kreatur, die freiwillig zu ihm kam und ihm folgte, wurde er mächtiger.
    Der Strom stieg an, einen Hang hinauf, immer steiler. Er befand sich jetzt im Vorgebirge, sein Dahineilen war wie ein starker Wind in den Bäumen. Wild schaute verwirrt auf. Verängstigt.
    Vögel flohen.
    Er kannte das Tal, zu dem er unterwegs war. Darin floss ein Strom, den die Sossag den Schwarzen nannten. Er entsprang den Eishöhlen unter den Bergen. Es war ein besonderer Ort, beinahe so mit Macht gesättigt wie der Fels.
    Die Bären herrschten über ihn.
    Er kletterte einen steilen Pfad hoch, beinahe eine Straße, die vom Fluss zum Gipfel der Erhebung führte, und wartete. Nun war er fünfzig Meilen von seiner Armee entfernt. Er setzte den jungen Bären auf dem Boden ab, wartete …
    Die Sonne ging allmählich hinter ihm unter, während er seine Gedanken schweifen ließ. Er fragte sich, ob der Feind wieder einen Ausfall in sein Lager machen würde. Nun, da er weit entfernt davon war, kam ihm der Gedanke, dass der feindliche Hauptmann jemanden zur Beobachtung von Thorns Lager abgestellt haben musste. Natürlich. Wie sonst hätte er denn wissen sollen, wann er angreifen konnte? Er muss Tiere als Spione einsetzen.
    Es war überraschend, welche Klarheit in seinem Kopf herrschte, wenn er nicht mit dem Chaos anderer Kreaturen bombardiert wurde.
    »Thorn.«
    Es war eine alte Stimme; sie gehörte einem Bären, der schon mehr als ein ganzes Jahrhundert erlebt hatte. Er hieß Flint und war als eine Macht anerkannt. Er war beinahe so groß wie Thorn, und obwohl seine Haare an den Ohren und um die Schnauze herum weiß waren, war sein Körper doch stark und fest wie ein frischer Apfel im Herbst.
    »Flint.«
    Der alte Bär streckte die Tatzen aus, und die kleine Bärin rannte auf ihn zu.
    »Ihre Mutter wurde von Menschen versklavt und gefoltert«, sagte Thorn. »Um ehrlich zu sein, sie wurde von anderen Menschen gerettet und in mein Lager zu Blaubeer gebracht.«
    »Menschen«, sagte Flint. Thorn spürte den Zorn und die Macht des alten Bären.
    »Ich habe Albinkirk niedergebrannt«, sagte Thorn und erkannte sofort, dass dies eine sinnlose Prahlerei war. Flint wusste es sicherlich längst.
    »Mit Sternen aus dem Himmel«, sagte Flint. Seine tiefe Stimme klang wie eine Säge, die in hartes Holz biss.
    »Ich bin hergekommen, um dich etwas zu fragen …« Von Angesicht zu Angesicht mit Flint fiel es ihm plötzlich schwer, sich zu erklären. Bären waren gemeinhin für ihre

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