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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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schneller finden, wenn er sich nicht einmischte, und so trieben sie lange Minuten dahin. Mit kraftlosen Augen starrte er in die Dunkelheit, die sich wie ein lebendiges Wesen gegen die Straße presste.
    Das andere Pferd wieherte noch einmal.
    Sein Pferd antwortete mit einem Laut, der beinahe wie das Schreien eines Esels klang.
    »Halt! Du da auf der Straße – halt an und steig ab, oder du wirst gleich so viele Armbrustpfeile in dir stecken haben, dass du ein Stachelschwein spielen kannst.« Die Stimme war laut und schrill und klang sehr jung, was den Sprecher noch gefährlicher machte. Harmodius glitt von seinem Pferd und ahnte tief in seinem Innern, dass er wohl nicht mehr aufsteigen würde. Seine Knie schmerzten. Die Waden schmerzten ebenfalls. »Ich bin abgestiegen«, sagte er.
    Eine Laterne öffnete ihr unheilvolles Auge vor ihm; das grelle Öllicht blendete ihn fast.
    »Wer bist du?«, fragte die unerfreuliche junge Stimme.
    »Ich bin der verdammte König von Albia«, fuhr Harmodius den Sprecher an. »Ich bin ein alter Mann mit einem erschöpften Pferd und würde gern ein Feuer mit dir teilen, und wenn ich eine Koboldhorde wäre, dann wärst du schon lange tot.«
    Aus der Dunkelheit ertönte ein Kichern.
    »Da hast du es, Adrian. Leg die Waffe ab, Henry. Wenn er reitet, dann ist er keine Kreatur der Wildnis. Klar? Hast du das noch immer nicht begriffen, Junge? Wie lautet dein Name, alter Mann?« Diese neue Stimme klang befehlsgewohnt, ohne den Ruch des Adligen zu haben. Der überhebliche höfische Akzent war nicht zu bemerken.
    »Ich bin Harmodius Silva, der Magus des Königs.« Er trat in den Schein der Laterne, sein Pferd folgte ihm. Es war genauso begierig nach Ruhe und Nahrung wie sein Reiter. »Und das ist keine Lüge«, fügte er hinzu.
    »Das klingt aber auch nicht unbedingt wie die Wahrheit«, sagte die neue Stimme. »Komm zum Feuer und trink einen Becher Wein mit uns. Adrian, zurück auf deinen Posten, Junge. Henry, wenn du diese Waffe gegen mich richtest, schlag ich dir die Nase ein.«
    Der Mann steckte in einer Rüstung und hatte eine schwere Axt in den Armen liegen. Nun streifte er einen Panzerhandschuh ab und ergriff Harmodius’ Hand. »Man nennt mich den alten Bob«, sagte er. »Ich diene als Soldat sowohl den Großen als auch den nicht ganz so Großen«, lachte er. »Seid Ihr wirklich Lord Silva?«
    »Allerdings«, antwortete Harmodius. »Habt ihr hier tatsächlich ein sicheres Lager und einen Becher Wein? Ich gebe gern einen Silberleoparden, wenn sich jemand um mein Pferd kümmert.«
    Der Soldat lachte. »War’s eine lange Nacht?«
    »Drei lange Nächte. Beim Blute Christi und seiner Auferstehung, ich habe drei Tage lang gekämpft.«
    Nun traten sie in den Lichtkreis eines großen Feuers, über dem ein mächtiges Gestell thronte, an dem drei schwere Kessel hingen, und an einem Seitenausleger hingen zwei Lampen. Es war das stärkste Licht, das er seit Sonnenuntergang gesehen hatte. Im Lampenschein erkannte er, dass etwa ein Dutzend Männer über etwas hockten, das auf dem Boden lag. Daneben befand sich das große Rad eines schweren Wagens. Dahinter war ein weiteres zu erkennen.
    »Ihr habt Meister Randoms Karawane erreicht«, sagte der Soldat. »Fast fünfzig Wagen, und alle Gilden von Harndon sind repräsentiert.«
    Harmodius nickte. Er hatte zwar noch nie etwas von einem Meister Random gehört, aber ihm war während der letzten drei Tage klar geworden, dass er zehn oder mehr Jahre fern der Welt gelebt hatte.
    »Hier seid Ihr ziemlich sicher«, sagte der alte Bob. »Heute haben uns die Kobolde einen Hinterhalt gelegt.« Er zuckte die Achseln und wirkte nicht gerade erfreut darüber.
    »Habt ihr Verluste erlitten?« Harmodius wollte gern etwas über die Zahl und Stärke des Gegners wissen, aber sein Verlangen nach Neuigkeiten lag im Wettstreit mit seiner Erschöpfung.
    »Der junge Ritter.« Der alte Bob deutete mit seiner großen Axt auf die Gruppe der Männer, die sich um etwas herum versammelt hatten, das sich auf dem Boden befand. »Er wurde schwer verwundet, als er draußen in der Wildnis gegen einen Dämon gekämpft hat.«
    Harmodius seufzte. »Macht Platz«, sagte er.
    Jemand hielt eine Kerze, und der Pferdeheiler säuberte gerade die Wunden des Mannes mit Weinessig. Der junge Ritter hatte eine Menge Blut verloren und wirkte in seinem nackten Zustand besonders blass und verwundbar. Für die Frühlingsfliegen bedeutete er ein Festmahl.
    Ohne nachzudenken, wirkte Harmodius einen Zauber und

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