Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
für alle, die mir helfen!« Er blies noch einmal in sein Horn, küsste seine neue Frau, nahm ein Amulett von seinem Hals und gab es ihr.
»Wünsch mir Glück, Liebste«, sagte er.
Sie küsste ihn und schenkte ihm keine einzige Träne. Aber sie sah ihren Vater trotzig an und stellte entsetzt fest, dass er lächelte.
Hector drückte sie fest gegen seine Rüstung, dann schritt er durch das Tor. »Es geht los!«, rief er, und langsam geriet der Zug in Bewegung.
Westlich von Albinkirk · Gerald Random
Gerald Random kratzte sich zum zehnten Mal an diesem Morgen unter seiner Leinenkappe am Kopf und wünschte sich, er könnte die Karawane so lange anhalten lassen, bis er sich die Haare gewaschen hatte.
Der Magus ritt neben ihm und war im Sattel fast eingeschlafen. Random sah ihn so besitzergreifend an wie jemand, dem eine wunderschöne Frau plötzlich versprochen hatte, mit ihm zu schlafen. Es war ein ungeheurer Glücksfall, diesen Zauberer neben sich zu haben – fast wie eine Gestalt gewordene Abenteuergeschichte.
Heute Morgen hatte die Karawane einen Wagen weniger. Der Karren des Hufschmieds war schlecht abgestellt gewesen und im Regen in den Boden eingesunken. Beiden Ochsen hatte man die Kehle durchschneiden müssen. Der Hufschmied hatte keine einzige Träne darüber vergossen, und seine Werkzeuge waren auf die vierzig anderen Wagen verteilt worden. Ihm selbst war auch für die Rückreise ein Platz in einem der Wagen versprochen worden. Insgesamt war es nur ein kleiner Verlust, aber die gesamte Karawane war erschöpft, und Random dachte zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, umzudrehen und in den Süden zurückzukehren. Er konnte es sich auf keinen Fall leisten, die ganze Karawane zu verlieren. Doch wenn sie lediglich ihr Ziel nicht erreichte, ohne dabei die Waren zu verlieren, würde ihn das höchstens zehn Jahre zurückwerfen. Wenn aber alles vernichtet wurde, dann war er ruiniert.
Und tot, du Narr, dachte er. Tote werden weder Bürgermeister noch Schulze.
Allerdings hatte er die Karawane bisher bereits erfolgreich durch einen Hinterhalt und einen offenen Kampf geführt, und in der letzten Nacht hatten die meisten ein wenig schlafen können. Er war sich ziemlich sicher, dass er mit dem Magus an seiner Seite bis zum Jahrmarkt in Lissen Carak kam.
Aber was war, wenn sie dort eintrafen und feststellen mussten, dass es keinen Markt gab? Je weiter sie nach Nordwesten kamen, desto weniger wahrscheinlich wurde es, dass der Jahrmarkt abgehalten wurde. Oder dass es dort überhaupt noch einen Konvent gab.
Andererseits wäre eine Rückkehr sowohl feige als auch gefährlich. Und der alte Magus hatte es ganz deutlich gesagt. Er wollte nach Lissen Carak gehen, nicht aber zurück und am Fluss entlang zum König.
Er kratzte sich wieder am juckenden Kopf.
Sie befanden sich sieben Meilen westlich von Albinkirk, wenn seine Schätzung stimmte. Das hieß, dass es noch etwa zwei Tage bis zur Furt des Cohocton und einen weiteren ganzen Tag weiter nach Norden bis zum Konvent dauern würde, denn schließlich mussten sie sich der Geschwindigkeit der Ochsen anpassen.
Nun war die Sonne ganz aufgegangen, und der Himmel strahlte zum ersten Mal seit drei Tagen wahrhaft blau. Die Kleidung der Männer konnte trocknen, sie wärmten sich auf, und allmählich verbreitete sich das fröhliche Geplapper einer wohlgeordneten Truppe. Die Männer aßen altbackenes Brot und tranken ein wenig Wein oder dünnes Bier, wenn es frisch war, ansonsten sprachen sie dem herben Apfelwein zu, während die Kolonne munter dahinrollte.
Die Soldaten waren allerdings nervös. Der alte Bob hatte ein Dutzend berittene Männer hundert Pferdelängen weit in den Wald geschickt, der vor der Karawane lag. Der Rest sicherte unter Guilbert das Ende und war bereit, jederzeit und in jede Richtung auszuschwärmen.
Sie hielten nicht an, um ihr Mittagsmahl einzunehmen, sondern rollten einfach weiter.
Als die Sonne am Himmel schon sank, kam der alte Bob zurück und berichtete, dass sie bald zu einer der freien Flächen kommen würden, die man für jene Karawanen angelegt hatte, die zum Jahrmarkt unterwegs waren.
»Es ist nicht gerade großartig dort«, sagte er, »aber es gibt frisches Wasser und genug Platz.«
Himbeersträucher wucherten überall auf der Lichtung, und ein kleinerer Konvoi schien vor einigen Tagen dort gelagert zu haben, hatte sich aber wohl nur am Rande der Straße aufgehalten und das Dickicht unangetastet gelassen.
Guilbert schickte seine Männer in
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