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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Hälfte meiner Soldaten wegzunehmen und in ein verrücktes Abenteuer zu führen, das nur wenig Gewinn, dafür aber eine Menge Todesfälle verspricht.« Er rieb sich den Kopf. »Nennt mir einen Grund, warum ich Euch helfen sollte.«
    Lachlan trat seine Schwertklinge zur Seite des Stuhls und lehnte sich zurück. »Wenn ich Euch sagen würde, dass ich den größten Gewinn in der Geschichte meiner Familie machen werde, wenn ich es schaffe, diese Herde nach Süden zu treiben …«, meinte er.
    Der Wirt nickte. »Ja, aber …« Die fröhliche Anmaßung des Viehtreibers erzürnte ihn.
    »Wenn ich sagen würde, dass dann der König in meiner Schuld steht und sich neue Märkte für mein Fleisch öffnen …«, fuhr Lachlan fort.
    »Vielleicht«, sagte der Wirt.
    »Und wenn ich sagen würde, dass ich in der letzten Nacht bei Eurer Jüngsten gelegen habe und sie meinen Sohn in ihrem Leib trägt und ich dies hier für ihren Brautpreis tue und dafür, zu Eurer Familie gehören zu können?«
    Ruckartig richtete sich der Wirt auf; Wut legte sich über sein Gesicht.
    »Werdet nicht wütend auf mich, Will Tollins. Sie ist aus freien Stücken zu mir gekommen, und ich werde sie heiraten und bis ans Ende meiner Tage glücklich mir ihr sein.« Aber Lachlan legte die Hand auf den Griff seines Schwertes.
    Der Wirt sah ihm in die Augen. Da saßen sie nun, List gegen List, unbeweglich für lange Zeit.
    Und dann lächelte der Wirt. »Willkommen in meiner Familie.«
    Lachlan streckte eine große Hand aus, und der andere Mann ergriff sie.
    »Fünfundvierzig Schwerter und alle Pferde, die ich bis morgen früh zusammentreiben kann, und dafür erhalte ich die Hälfte Eurer Gewinne – ein Viertel für mich selbst und ein Viertel als Brautpreis für Sarah. Und Ihr heiratet sie noch heute.« Er hielt die raue Hand des Viehtreibers gepackt und spürte keine Falschheit in dieser Geste.
    Hector Lachlan, der Fürst der Viehtreiber, zog seine Hand zurück, spuckte hinein und streckte sie wieder aus. Will Tollins, der Wirt von Dormling, ergriff sie daraufhin abermals, und die Schenke zu Dormling erlebte eine zweite Nacht wüster Gelage.
    Am nächsten Morgen führte Lachlan seine Männer und seine Herden auf die Straße in das wässerige Sonnenlicht. Jeder Mann trug ein Hemd aus glänzenden Stahlringen; jeder Ring war in einer Schmiede geschlossen worden, jedes dieser Kettenhemde saß auf einem schweren Wams aus Elchleder, das mit Schafswolle ausgepolstert worden war, und jeder Mann hatte einen schweren Bogen oder eine Armbrust oder auch ein mindestens vier Fuß langes Schwert, und manche trugen Äxte über der Schulter, die so groß waren wie sie selbst. Jeder Mann hatte einen hohen Helm mit einer Krempe, die den Regen vom Gesicht fernhielt, und einer scharfen Spitze. Sie steckten in langen Umhängen und ledernen Schaftstiefeln, die ihnen wie eine Hose bis zur Hüfte reichten. Die Männer des Vogtes hatten scharlachrote Kapuzen mit hineingewebten schwarzen Streifen, während Lachlans Männer ein verschlungenes Gewebe aus Rot und Blau und Grau trugen, das die Farbe zu ändern schien, wenn sie sich im Regen oder zwischen den Bäumen befanden. Und Sarah Lachlan stand im Hof ihres Vaters mit einer Girlande aus Frühlingsjasmin im Haar und küsste ihren Mann immer wieder, während die Flamme ihres Haares den Morgen wie eine zweite Sonne erhellte. Ihr früherer Verehrer, der Bauer, hatte sich eine große Axt über die Schulter gelegt und stand im Licht der wässerigen Sonne. Er war finster entschlossen, lieber wegzugehen und zu sterben, als ein Leben ohne sie zu führen.
    Lachlan legte den Arm um ihn. »Es gibt noch andere Mädchen, mein Junge«, sagte er.
    Darauf nahm Hector Lachlan sein großes Elfenbeinhorn, setzte es an die Lippen und blies hinein. Ein tiefer Ton hallte meilenweit durch das Tal bis zum Cohocton. Das Wild hob die Köpfe und lauschte, und die Bären hielten in ihrer rauschhaften Nahrungsaufnahme inne, und die Biber, die sich einen Überblick über die Schäden verschafften, die der Frühlingsregen an ihren Dämmen verursacht hatte, schauten von ihren Berechnungen auf. Und andere Wesen – geschuppt oder krallenbewehrt, braun oder grün – hoben verwundert ebenfalls die Köpfe. Der Hornschall hallte von den Bergen bis zu den Klippen.
    »Ich bin Hector Lachlan, Viehtreiber aus den Grünen Bergen, und heute breche ich auf, um meine Herde nach Harndon zu treiben«, brüllte er. »Tod einem jeden, der sich mir entgegenstellt, und ein langes Leben

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