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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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schwirrten Pfeile herbei, und zwei Gildenmänner, die Wache geschoben hatten, fielen – der eine still, der andere mit den panischen Schreien eines Mannes, der große Schmerzen litt.
    Guilbert ließ die Wagen anspannen und bemannen; nach hundert Herzschlägen war es geschehen. Das war auch gut so, denn plötzlich ergoss sich eine Woge von Kobolden, angekündigt durch ein unheimliches Rascheln, auf die Nordseite der Lichtung, auf der sich die Wagen befanden.
    Aber Guilbert war ein alter Soldat, und sein Dutzend Bogenschützen feuerte brennende Pfeile in die aufgeschichteten Bündel aus Gestrüpp. Die meisten loderten sogleich hell auf. Im flackernden Schein dieser Brände machten sich die Gildenmänner und Soldaten ans Töten. Nachdem die Kobolde das Gestrüpp überwunden hatten, gelang es ihnen nicht, die großen Wagen zu erklettern. Bei dem Versuch starben sie zu Dutzenden.
    Aber die roten Pfeile, die wie bösartige Libellen über die Feuer flogen, störten die Verteidiger doch sehr. Zwar besaßen diese Pfeile nicht die Kraft, eine gute Rüstung zu durchschlagen, und die Steinköpfe splitterten schnell, aber sie bohrten sich tief in ungeschütztes Fleisch, und all jene, die getroffen wurden, bekamen innerhalb von einer Stunde Fieber, auch wenn sie nur einen Kratzer an der Hand davongetragen hatten.
    Harmodius ging von Mann zu Mann und zog das Gift durch seine Zauberei heraus. Er hatte einen ganzen Tag gehabt, an dem er sich ausruhen und die Macht in sich sammeln konnte, und nun war er voller Sonnenlicht; seine Kraft war zurückgekehrt, seine Amulette waren aufgeladen – nur seine beiden Zauberstäbe nicht, die dazu noch mehr Zeit, Aufmerksamkeit und Kraft benötigten.
    Als die Feuer heruntergebrannt waren, warf er ein mächtiges Lichtphantasma über einen Baum, der am Rande des Himbeerdickichts stand. Er wiederholte diesen Vorgang sechsmal an verschiedenen anderen Stellen um die Wagenburg herum, damit die Angreifer deutlicher zu sehen waren und ihre Bogenschützen geblendet wurden. Aber der hermetische Aufwand war ungeheuer, und überdies schrie er damit seine Macht in die Welt hinaus.
    Als sein sechstes Licht allmählich schwand und die tödlichen, wespenartigen Pfeile wieder flogen, spürte Harmodius die Gegenwart eines mächtigen Feindes. Eines Beherrschers der Kunst.
    Eines anderen Magus.
    Es gab einen Augenblick der Warnung – möglicherweise, als der andere einen Verteidigungszauber wirkte.
    Harmodius tat es ihm gleich. Dann schob er sein Amulett wie ein Mann, der mit Schwert und Schild kämpft, über das offene Gelände zwischen sich und der anderen Kraftquelle. Wenn er sein Amulett dicht an den Körper hielt, konnte es nur ihn allein bedecken und beschützen. Aber je näher es dem anderen Magus kam, desto eher war es auch in der Lage, die ganze Karawane unter seinen Schild zu nehmen.
    Das war eine einfache mathematische Übung, die die meisten Anwender der Magie nie erlernten.
    Es kostete ein klein wenig mehr Energie, den Schutzzauber dort drüben aufrechtzuerhalten.
    Energie explodierte an seinem magischen Schild und wurde abgeleitet. Irks und Kobolde starben unter dem Ansturm von Phantasmata, die eigentlich für sie hätten arbeiten sollen.
    Harmodius lächelte böse. Wer auch immer dort draußen sein mochte, er hatte eine gewaltige, grobe Macht und nur sehr wenig Erfahrung im Umgang mit ihr.
    In seiner Jugend war Harmodius ein guter Schwertkämpfer gewesen. Und der hermetische Kampf hatte große Ähnlichkeit mit einem Schwertkampf. Harmodius hatte schon immer einen Traktat darüber schreiben wollen.
    Als sich sein Widersacher auf einen weiteren Angriff vorbereitete, schoss Harmodius durch den layrinthischen Palast seiner Erinnerung und holte Amulette und Schutzzauber mit einer nie dagewesenen Schnelligkeit hervor.
    Der nächste Angriff des Feindes erfolgte mit größerer Kraft; es war ein titanisches, wütendes Aufwallen der Macht, die als ein unheimlicher grüner Streifen durch die Nacht schoss.
    Sein erster Schutz wurde überwunden. Der Feind hatte die Richtung geändert, da er die Kraft von Harmodius’ Vorwärtsverteidigung erkannt hatte.
    Der zweite Schutz jedoch fing den Angriff ab, lenkte ihn auf den dritten Schutz, der ihn weitergab – und zwar zurück an den Feind, der nun von seinem eigenen Phantasma getroffen wurde.
    Seine Schutzmagie flackerte in einem tiefen Blaugrün – und Harmodius schlug zu. Im Tempo der feindlichen Angriffe schoss er eine Linie aus hellem, engelgleichem Weiß ab –

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