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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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einmal. Michael glaubte, dass sie auf dem Weg bis hierher keinen einzigen Mann verloren hatten. Die Kriegsmaschinen hatten den feindlichen Angriff vollkommen aufgelöst. Er holte tief Luft, als der besiegte Feind in einiger Entfernung von ihnen auf erschöpften Füßen – oder Klauen, Tatzen und Krallen – in Richtung der Wälder rannte.
    »Angriff!«, brüllte der Hauptmann, und das Banner zeigte auf den Feind. Die Trompete erschallte.
    Michael hatte noch nie an einem Angriff teilgenommen.
    Es war berauschend, und nichts auf dem Boden schien in der Lage zu sein, sie zu berühren. Sie glitten über Irks und zerschmetterte Menschen und auch über eine vereinzelte größere Kreatur hinweg, die im ersten Licht der Sonne albtraumhaft in ekelhaftem Grün schimmerte. Tom Schlimm rammte dem Ding seine Lanze in die Ohrmuschel, als es Grendel seine Krallen entgegenstreckte. Die Lanzenspitze, die so lang wie ein Unterarm und so breit wie eine Handfläche war, riss ihm die Hirnschale vom Kiefer.
    »Lachlan für Aa!«, brüllte der große Mann.
    Das Ungeheuer starb, und die Reihe der Ritter preschte über den armseligen Widerstand auf die rennenden Menschen und anderen Wesen zu.
    Als die Sonne bereits über dem Horizont stand, hatten sie endlich den Waldrand erreicht, und die Kreaturen der Menschheit und Wildnis waren nur noch eine blutige Masse im Gras hinter ihnen. Genauer gesagt: Diejenigen, auf die sie gestoßen waren, waren nun eine blutige Masse, während Hunderte andere um sie herum nach Norden oder Süden rannten oder sich flach auf den Boden geworfen hatten und beteten, die Pferde mögen über sie hinwegdonnern.
    Und dann führte der Hauptmann sie auf demselben Weg zurück zum Tor und brach dabei durch eine Linie verzweifelter Irks, die vergeblich versuchten, sich mit ihren Speeren zu verteidigen, die aber an den Stahlrüstungen zersplitterten. Die Ritter preschten hindurch und bis zum Fuß des Festungshügels, an dem zwanzig Diener mit frischen Pferden auf sie warteten.
    Michael war verblüfft. Sein Rausch verebbte allmählich und wurde von Erschöpfung sowie dem pochenden Schmerz seiner Rippen ersetzt, die unter dem Galopp gelitten hatten und von seiner Rüstung kaum noch zusammengehalten wurden.
    Alle Ritter und einige Bogenschützen wechselten die Pferde. Die Männer auf den Mauern jubelten ihnen zu.
    Der Hauptmann ritt zu Michael. »Du bewegst dich schlecht«, sagte er offen heraus. »Du siehst ganz erbärmlich aus. Wegtreten!«
    »Was? Wo …«, stotterte Michael.
    Jacques ergriff seine Zügel. Michael bemerkte, dass der Diener eine Rüstung trug – eine gute Rüstung –, als ihm dieser aus dem Sattel half. Am liebsten hätte Michael geweint, doch gleichzeitig konnte er sich nicht vorstellen, noch einmal zu kämpfen.
    Dann schwang sich Jacques auf ein schweres Pferd, einen hässlichen Rotschimmel mit einer mageren Nase. »Ich sorge dafür, dass er überlebt, Junge«, sagte Jacques.
    So stand Michael nun da und sah zu, wie die anderen die Pferde wechselten und sich neu formierten. Zu seiner Überraschung wandten sie sich von dem geschlagenen Feind ab und ritten im Galopp nach Süden, auf das Tor der Brückenfestung zu, das sich wie durch Magie öffnete und sie hindurchließ. Nun ritten sie über die Brücke und waren bald auf der Straße nach Süden verschwunden.
    Während Michael zusah, verließ Gelfred, der Jagdmeister, die Brückenburg mit drei Männern und einem Karren. Jeder der Männer führte zwei Hunde mit sich – wunderschöne Hunde – und bewegte sich rasch nach Westen, während ihnen ein Dutzend Bogenschützen Geleit gab.
    Als die ersten Sperlinge und Raben erschienen, stiegen wieder Falken in die Luft auf und kreisten über der Brückenburg. Auf der Mauer erhob sich ein großer Adler mit einem Schrei in die Luft, der jeden kleineren Vogel im Umkreis von drei Meilen entsetzt haben musste.
    Gelfred hatte zugeschlagen, und die Äbtissin half ihm.
    Weitere Hundepaare rannten aus dem Schutz der Brückenburg und jagten die jungen Hasen, die Kaninchen und alle anderen Tiere, die am Waldrand lauerten. Die Falken sowie der Adler Parcival und die kleineren Vögel – gut ausgebildete Tiere, die aus Theva stammten und auf dem Jahrmarkt verkauft werden sollten – fielen über die Sperlinge, die Raben und übergroßen Tauben her, fuhren durch die Schwärme wie ein Ritter durch eine Gruppe von Bauern, und Federn, Schwingen, Blut, ja ganze tote Tiere regneten herab.
    Michael brauchte eine halbe Stunde, bis er

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