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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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dünner Staubschleier über der Straße hing, die am Fluss entlang nach Süden führte. Und sie fragte sich wie jede Nonne, jede Novizin, jeder Bauer und jedes Kind in der Festung, warum sie weggeritten waren und ob sie zurückkehren würden.
    Nördlich von Albinkirk · Peter
    Peter lernte, sich im Wald zu bewegen. Sein Zuhause bestand aus der Grassteppe, aus trockenem Gebüsch und tief in den Fels eingeschnittenen Flussläufen, die den größten Teil des Jahres hindurch ausgetrocknet waren und die restliche Zeit braunes Wasser führten. Hier auf dem weichen Boden, zwischen den mächtigen Bäumen, die sich bis in den Himmel streckten, und den seltsamen Sümpfen auf den Hügeln sowie den endlosen Bächen und Seen war eine ganz andere Art von Heimlichkeit notwendig – und auch eine andere Art von Schnelligkeit, andere Muskeln, andere Werkzeuge.
    Die Sossag flossen geradezu über den Boden und folgten Spuren, die aus dem Nichts erschienen und genauso plötzlich wieder verschwanden.
    Am Mittag hielt ihn Ota Qwan an. Beide standen schwer atmend da.
    »Weißt du, wo wir sind?«, fragte ihn der ältere Mann.
    Peter sah sich um und lachte. »Auf dem Weg nach Albinkirk.«
    »Ja und nein«, erwiderte Ota Qwan. »Aber für einen Seemann auf dem Meer der Bäume liegst du gar nicht so schlecht.« Er griff in einen Beutel aus zusammengebundener Borke, den er stets an der Hüfte trug, und zog einen gekochten Maiskolben hervor. Dann nahm er einen Bissen und reichte ihn Peter. Dieser biss ebenfalls ab und gab den Kolben an den Mann hinter ihm weiter – der Pal Kut hieß, wenn er sich recht erinnerte, und ein freundlicher Knabe mit rotem und grünem Gesicht und einer Glatze war.
    Peter griff in seinen eigenen Beutel und nahm eine kleine Rindenschachtel mit getrockneten Beeren heraus, die er in Grundags Sachen gefunden hatte.
    Ota Qwan aß eine Handvoll und grunzte. »Du gibst mit beiden Händen, Peter.«
    Der Mann hinter ihm nahm eine halbe Handvoll und hielt sie gegen die Stirn. Das war eine Geste, die Peter noch nie beobachtet hatte.
    »Damit sagt er dir, dass er deine Arbeit und das Opfer achtet, das du durch dein Teilen bringst. Wenn wir gestohlene Nahrung miteinander teilen … nun ja, eigentlich hat sie dann ja nie jemandem von uns gehört, nicht wahr?« Ota Qwan lachte, was grausam klang.
    »Was ist mit dem Essen, das ich gekocht habe?«, fragte Peter ungehalten.
    »Da warst du noch ein Sklave.« Ota Qwan tippte ihm mit dem Finger gegen die Brust. »Mein Sklave.«
    »Wohin gehen wir?«, fragte Peter. Es gefiel ihm nicht, wie ihn Ota Qwan behandelte.
    Skadai erschien wie aus dem Nichts, nahm die letzte Handvoll Beeren und machte ebenfalls jene Geste der Achtung. »Gute Beeren«, sagte er. »Wir wollen uns Albinkirk ansehen. Und dann gehen wir auf die Jagd.«
    Peter schüttelte den Kopf, als der Kriegsführer weiterging. »Wir jagen allein?«
    »Als du gestern wie ein Bock gerammelt hast … warte, weißt du überhaupt, wer Thorn ist?«, fragte ihn Ota Qwan, als wäre er ein Kind.
    Peter wollte etwas Heftiges erwidern, aber er wusste nicht, um wen es sich dabei handelte, auch wenn er den Namen irgendwann schon einmal gehört hatte. Und er wollte immer mehr über seine neue Welt erfahren. »Nein« sagte er schnippisch.
    Ota Qwan beachtete seinen ungebührlichen Tonfall nicht. »Thorn will der Herrscher dieser Wälder sein.« Er zog eine Grimasse. »Er steht im Ruf, ein großer Zauberer und früher einmal ein Mensch gewesen zu sein. Jetzt aber will er Rache an den Menschen nehmen. Gestern allerdings wurde er besiegt – zwar nicht vernichtend geschlagen, aber er hat sich immerhin eine blutige Nase geholt. Wir sind ihm nicht in die Schlacht gefolgt, weil Skadai von dem Plan, den er gehört hat, nichts hält. Deswegen gehen wir jetzt nach Osten und schlagen unsere eigene Schlacht.«
    »Besiegt? Von wem?« Peter sah sich um. »Wo hat diese Schlacht stattgefunden?«
    »Sechs Meilen von der Stelle, wo du mit Senegral gerammelt hast, sind zweihundert Menschen und doppelt so viele Kreaturen der Wildnis gestorben.« Ota Qwan zuckte die Achseln. »Thorn hat zehnmal so viele Kreaturen und Menschen zur Verfügung, und er ruft noch immer weitere herbei. Aber die Sossag sind keine Sklaven, Diener oder Lehenstreue. Wir sind lediglich Verbündete, und auch das nur dann, wenn es uns passt.«
    »Sicherlich ist dieser Thorn jetzt wütend auf uns«, meinte Peter.
    »So wütend, dass er uns alle töten, unsere Dörfer zerstören und Skadai zu Tode

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