Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
größeren Steinen. Und statt Wasser trafen die meisten von ihnen den Boden. Der Rest schlug in einer Entfernung von mehreren Hundert Fuß auf Außenskelette, Fleisch und Blut.
    »Noch einmal!«, brüllte der Hauptmann.
    Auf der Brückenburg wurden die beiden schweren Katapulte gleichzeitig eingesetzt und schleuderten körbeweise Steine von der Größe eines Menschenherzens in die Gräben, die am Tag zuvor ausgehoben worden waren.
    Schreie erhoben sich von dem aufgewühlten Boden.
    »Ihr scheint sehr zufrieden mit Euch zu sein«, sagte die Äbtissin. Sie war vollständig angezogen und sah genauso aus wie an einem ereignislosen, ruhigen Tag. Soeben hatte sie die Ecke des Westturms umrundet und wurde von Bahrenträgern und zwei Krankenschwestern begleitet.
    »Der Feind ist gerade mit beiden Beinen in unsere kleine Falle gestürzt.« Der Hauptmann wandte sich an Bent. »Noch einmal. Und dann schwenkst du die beiden roten Flaggen. Bei diesem Signal wird jeder – jeder in der Festung außer dir und den Männern an den Maschinen – unten auf der Straße angreifen. Auf mein Kommando.«
    Es gelang dem Hauptmann, sich vor der Äbtissin zu verbeugen und sich gleichzeitig unter den Sturz der Tür zum Westturm zu du cken. Die Diener hatten inzwischen Grendel gesattelt, und der Hauptmann nahm seinen Platz an der Spitze von Pampes Truppe ein. Michael versuchte, mit ihnen Schritt zu halten, obwohl er vom Schlaf noch immer benommen war und seine Rippen in der Brust brannten.
    Jacques stand neben Michaels Pferd. »Du siehst aus, als könntest du ein wenig Schlaf gebrauchen«, sagte der Mann mit einem Lächeln. »Sei nicht zu unbedacht, Junge. Diese Rippen können dich umbringen.« Er beugte sich zu ihm vor. »Genau wie das Küssen von Mädchen, wenn es dich den Schlaf kostet.«
    Dann saß Michael auf. Jacques schob ihn mit der Hand in den Sattel, und schon war er durch das niedrige Stalltor in den Hof geritten. Toby hielt den Helm des Hauptmanns, während er in einen halben Brotlaib biss, und der Hauptmann heftete gerade etwas – ein weißes Leinentaschentuch – an seinen Wappenrock. Vor dem Scharlachrot hob es sich auffallend grell ab.
    Michael grinste. »Was ist das denn?«, fragte er.
    »Honi soit qui mal y pense«, erwiderte der Hauptmann. Er zwinkerte, nahm den Helm von Toby entgegen, schenkte dem Jungen ein Lächeln und lenkte Grendel nur durch den Druck seiner Knie um. »Alle herhören!«, rief er.
    Sofort verstummte die Ausfalltruppe.
    »Sobald wir das Tor hinter uns gelassen haben, tötet ihr alles, was euch unter das Schwert kommt«, sagte der Hauptmann. »Die Grabenränder sind mit Feuer gekennzeichnet, sodass ihr nicht vom Weg abkommen könnt. Falls ihr mich verlieren solltet, folgt ihr diesem Weg. Wenn ihr hört, dass Carlus zum Rückzug bläst, dreht ihr um und reitet zurück. Habt ihr mich verstanden?«
    Nach dieser kurzen Ansprache ritten sie durch das Tor, während die Blide einen weiteren Todesregen über ihren Köpfen aussandte.
    Es war die Stunde zwischen Tag und Nacht, und die großen Steinkörbe der Blide hatten alles Leben am Boden in einem annähernd eiförmigen Umkreis vernichtet. Jede Kreatur war zu blutigem oder eitrigem Matsch zerschmettert und der Boden selbst von den Steinen übersät worden. Dort, wo er etwas weicher war, wirkte er wie mit tiefen Pockennarben bedeckt. Büsche und Gräser waren zu Pulver zermahlen. Im Zwielicht wirkte es wie eine Vision der Hölle, und das plötzliche Aufzucken von Feuer in den frisch ausgehobenen Gräben verstärkte dieses Bild noch.
    Besonders wenn es durch die Schlitze eines geschlossenen Visiers betrachtet wurde.
    Den noch lebenden Menschen und Ungeheuern, die sich von dem zerwühlten Boden wegzuschleppen oder den Geschossen auszuweichen versuchten, die weiterhin von der Brückenburg herabregneten, stand der Sinn nicht mehr nach Kampf. Sie strömten auf die Wälder zu, die mehr als eine Meile entfernt lagen.
    Der Hauptmann führte seine Truppe nach Süden – am Fluss entlang über weichen Untergrund – und formierte sie zu einer langen Reihe. Er rief seinen Trompeter und den Bannerträger mit der schwarzen Fahne und seinem persönlichen Wappen herbei und zog sein Schwert.
    »Folgt mir bis zum Rand des Waldes und rückt dann zu mir auf.« Er schob das Visier hoch und sah sich um. Tom Schlimm befand sich in seinem Rücken, Pampe an seiner Seite, und auch Ser Jehannes war nicht weit entfernt.
    »Tötet alles, was euch unter das Schwert kommt«, sagte er noch

Weitere Kostenlose Bücher