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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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herreiten und die Vorhut den Weg hundert Pferdelängen im Voraus sichern konnte. Seine Wagen kamen gut voran; es war der fünfte Tag ohne Regen, und die Straße war mit Ausnahme der tieferen Furchen und einiger Löcher, die so groß wie schlammige Teiche waren, trocken.
    Der Wald erschien so ausgedehnt, dass es schwerfiel, das Verstreichen der Zeit abzuschätzen, und er hatte keine Ahnung, wie lange sie schon auf dem schmalen Weg gereist waren, als der alte Bob zu ihm zurückritt und ihm sagte, er glaube, den Fluss zu hören.
    Bei dieser Nachricht hob sich Randoms Mut, denn das, was er gerade tat, war geradezu selbstmörderisch, und seine Frau würde es niemals gutheißen, sollte sie es jemals herausfinden.
    Er befand sich auf dem ersten Wagen, erhob sich und sah sich um. Es war ganz natürlich, auch wenn er eher etwas hören als etwas sehen konnte. Er hörte jedoch nur den Wind in den Bäumen über sich.
    »Hinterhalt!«, rief plötzlich jemand aus der Vorhut. Er zeigte auf ein Dutzend Kobolde um einen jungen Troll herum – ein Ungeheuer von der Größe eines Ackergauls mit einem Geweih wie ein Elch und einem glatten Steingesicht, das an das Visier vor einem Helm erinnerte. Das Wesen war mit dicken Obsidianplatten gepanzert.
    Der Troll griff sie an – wie ein tollwütiger Hund rannte er geradewegs auf die Wagen zu. Die Pferde gerieten in Panik, nicht aber Randoms Männer, und sofort flogen die Pfeile dicht wie Schneeflocken. Der Troll kreischte auf. Einen Moment lang schien er durch Stahl zu schwimmen, dann stürzte er mit einem lauten Krachen zu Boden.
    Die Kobolde verschwanden.
    Random, der auf dem Wagensitz stand, wurde von einem Pfeil an der Brustplatte getroffen. Er drang zwar nicht ein, warf ihn aber vom Sitz, und als er sich wieder aufraffen wollte, schmerzten Schulter und Hals, als stünden sie unter Feuer.
    Plötzlich sah sich die Vorhut weiteren Kobolden gegenüber.
    Der alte Bob preschte auf das Gewühl zu.
    Random beobachtete, wie seine Soldaten mit dem Gewicht ihrer Pferde und ihren besseren Waffen sowie ihrer überlegenen Geschicklichkeit die kleineren Kreaturen zerschmetterten. Es war unausweichlich, dass die Kobolde schließlich aufgaben und davonrannten.
    Der alte Bob rief zwar etwas, doch seine Worte gingen im Triumph des Augenblicks unter, und die Reiter wendeten ihre Pferde, um den fliehenden Kobolden nachzusetzen … und dann waren plötzlich die Trolle über ihnen: zwei, die von beiden Flanken angriffen. Blut stieg aus dem Handgemenge wie Rauch auf, als sie zustießen, und die Pferde starben schneller, als sie zu Boden fallen konnten.
    Random hatte nie zuvor einen Troll gesehen, doch ihm kam der Name, den die Wildnis für sie hatte – Dhag –, in die Erinnerung, ebenso wie das Bild in einem Stundenbuch, das er in Harndon für den Jahrmarkt gekauft hatte. Der darin abgebildete Troll war größer als eine Bauernkate und so schwarz wie die Nacht oder wie kostbarer Samt, mit einer Panzerung aus schwarzem Stein, der einer Rüstung ähnelte, aber ohne Gesicht und mit Geweihstangen auf dem Kopf, die wie Keulen aussahen. Ein Troll konnte eine Brustplatte mit einem einzigen Schlag zerschmettern und den Gegner mit dem nächsten Schlag köpfen; außerdem war er so schnell wie ein Pferd und so leise wie ein Bär.
    Die Vorhut war tot, noch bevor Random den Mund wieder schließen konnte. In einem einzigen Atemzug waren sechs Männer umgekommen.
    Der alte Bob hatte eine leichte Lanze und senkte nun die Spitze. Er warf sie, und sie bohrte sich in die Seite der einen Bestie zwischen zwei Steinplatten. Ein fleischiges Geräusch entstand, das sogar aus dieser Entfernung deutlich hörbar war.
    Ein Dutzend Pfeile trafen nun die Kreatur.
    Gawin hatte die Nachhut herbeigeholt, die sich rechts und links neu formierte, und ganze Kompanien aus Gildenmännern kamen von beiden Seiten heran. Ihre Gesichter waren allerdings weiß wie Schnee, und ihre Hände zitterten, aber sie rückten dennoch vor.
    »Halt!«, rief Gawin, als Guilbert mit fünf weiteren Wagenwächtern von der anderen Seite herankam.
    Nach einem kurzen Blick übernahm Guilbert das Kommando. »Sucht euch ein Ziel aus!«, rief er.
    Es war überraschend still im Wald.
    Der alte Bob wendete sein Pferd, sah aber nicht das Dutzend Kobolde, das auf ihn zurannte. Einer von ihnen rammte mühelos wie ein Tänzer seinen Speer in Bobs Pferd. Das gedrungene Wesen drehte eine Pirouette, als es das Reittier aufspießte. Das Pferd erstarrte und gab einen schrillen

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