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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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blieben mitten im Fluss stehen und tranken gierig.
    Die berittenen Männer weinten. Random beachtete sie nicht.
    Nur Gawin gab sich nicht der Illusion von Sicherheit hin. Er steckte sein Schwert in die Scheide und sagte zu den Männern auf den Pferden: »Ich bin ebenfalls vor dem Schrecken geflohen, aber es ist dreimal schwerer, die eigene Ehre wiederherzustellen, als sie zu bewahren. Doch hier werden wir alle wieder zu uns kommen. Steigt ab. Wir werden das Flussufer halten, während sich diese guten Männer in Sicherheit bringen. Dabei werden wir sowohl unsere Ehre als auch unseren Frieden finden.«
    Die Macht seiner Stimme war so groß, dass einer nach dem anderen abstieg.
    Random sah ihnen ungläubig zu.
    Es waren insgesamt neun, alle gut gerüstet und bewaffnet, sodass sie nun die Bresche in der Kolonne ausfüllten.
    Die Gildenmänner kümmerten sich um ihre Pferde, während weitere Männer herbeikamen – zuerst eine Gruppe von einem Dutzend, mit wilden Blicken, dann zu zweit oder allein, mit zerfetzten Jacken.
    Und dann kam keiner mehr.
    Von den dreihundert Männern, die an jenem Morgen erwacht und aufgestanden waren, hatten etwa fünfzig überlebt.
    Sie besaßen noch ein Dutzend Wagen – in der Hauptsache waren dies die Pferdewagen, deren Tiere auf der Straße geblieben oder die den Kriegspferden gefolgt waren. Als sie auf den nächsten Angriff des Feindes warteten, dessen Hörner deutlich zu hören waren, erschien ein Junge am anderen Flussufer, der nicht älter als fünfzehn Jahre war.
    »Ich glaube, ich brauche Hilfe!«, rief er. »Ich kann diese Ochsen hier nicht allein durch die Furt bringen!«
    Der Junge hatte vier Wagen gerettet. Er schien nicht zu wissen, dass er eigentlich Angst haben sollte.
    »Sie sind fleißig damit beschäftigt, all die Pferde und Kühe zu töten!«, rief er und grinste, als wäre das alles ein großer Spaß. »Da bin ich einfach zu allen Wagen hingegangen, auf denen keine von diesen Bestien gehockt hat!«
    Random umarmte ihn, nachdem sie die Ochsen heil ans andere Ufer gebracht hatten. Dann wandte er sich an Gawin. »Ich ehre Eure Bereitschaft, hier zu kämpfen und uns dadurch in Sicherheit zu bringen«, sagte er, »aber ich glaube, wir sollten alle zusammen gehen. Es wird ein weiter Weg sein, und in diesen Wäldern kann es leicht gefährlich werden – jeder Schritt ist ein Wagnis.«
    Gawin zuckte mit den Schultern. »Diese Männer können gehen – auch wenn ich glaube, dass sie Euch noch etwas schulden.« Ein Dämon erschien auf der anderen Seite des Flusses, und ein Troll röhrte. »Aber ich werde hierbleiben, solange Gott meinen Händen die Kraft verleiht, diese Furt zu halten«, sagte er. Sehr leise und sanft fügte er hinzu: »Und dabei bin ich einmal so schön gewesen.«
    Harmodius nickte. »Ihr, Messire, seid ein wahrer Ritter.«
    Gawin zuckte die Achseln. »Ich bin, was ich bin. Ich höre diesen Dämon auf der anderen Seite des Flusses – ich glaube, ich verstehe ihn. Er ruft nach seinen Blutsbrüdern. Ich …« Doch er schüttelte den Kopf.
    »Ihr habt uns gerettet«, sagte Harmodius. »Wie ein wahrer Ritter.«
    Gawin schenkte ihm ein verletztes Lächeln. »Das ist ein Stand, aus dem ich herausgefallen bin«, sagte er. »Aber ich hoffe, ihn später einmal wieder zu erreichen.«
    Harmodius grinste. »Das tun alle Guten.« Er lüftete seinen Hut. Noch immer saß er auf dem Schlachtross, und nun schien er größer zu sein als jemals zuvor.
    Jenseits des Flusses röhrten die Trolle abermals, und Random spürte, wie ihm die Galle in den Mund stieg.
    Doch dann ertönte über dem süßen Hörnerschall der Kobolde ein weiteres Signal. Es war eine Bronzetrompete, die durch den Wald hallte.
    Südlich von Lissen Carak · Amy Hock
    Amy Hock lag still da.
    Er lag so still da, dass die Ameisen über ihn drüberliefen.
    Als er sich erleichtern musste, tat er es, ohne sich zu bewegen.
    Am Fuß des Hügels befanden sich Kobolde. Sie fraßen. Er versuchte sie nicht anzusehen, aber sein Blick wurde immer wieder von ihnen angezogen, immer wieder und immer wieder.
    Wenn sie zu einem Leichnam kamen, bedeckten sie ihn vollständig, und wenn sie ihn wieder verließen, war nichts mehr von ihm übrig außer Knochen, Haaren und ein paar Sehnen. Einige fraßen allein für sich, doch die meisten speisten im Rudel.
    Hinter ihnen gingen zwei große, gehörnte Trolle langsam den Hang hinunter. Zehn Pferdelängen von dem reglosen Späher entfernt hob der größere der beiden den Kopf und rief

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