Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
Schrei von sich, als der verwundete Troll angriff. Mit dem ersten Schlag riss es dem alten Bob den Unterkiefer aus dem Gesicht, dann zerschmetterte es seinen Brustpanzer. Eine Blutfontäne spritzte auf.
    Der verwundete Troll sackte zusammen. Der zweite blieb bei ihm stehen und machte sich daran, ihn zu fressen. Sein Steinhelm war jetzt geöffnet, und scharfe Fangzähne wurden in der Schwärze des Mundes sichtbar.
    Die Welle der Kobolde schwappte auf die Bogenschützen und Soldaten zu, und diesmal flohen die Männer.
    Random beobachtete sie mit dem größten Verständnis. Er war entsetzt und konnte sich nicht rühren. Der Anblick des alten Soldaten, der von dem Troll zerrissen wurde, lähmte sein Denken. Er versuchte zu sprechen und sah, wie sich die Gildenmänner rührten, fluchten und flohen. Die Wächter hatten Pferde, und diesen gaben sie nun heftig die Sporen.
    »Stehen bleiben!«, rief Guilbert. »Bleibt hier, oder wir sind allesamt tote Männer!«
    Sie beachteten ihn nicht.
    Und dann lachte Ser Gawin.
    Der Klang seines Gelächters hielt die entsetzten Männer nicht davon ab wegzulaufen. Es hielt die berittenen Männer auch nicht davon ab, ihren Pferden weiterhin die Sporen zu geben … doch zahlreiche Männer drehten den Kopf und sahen ihn an.
    Mit einem Klicken fiel das Visier vor sein Gesicht.
    Sein Schlachtross machte die ersten Schritte, preschte los, wie es ein Pferd, das für Turniere ausgebildet war, zu tun pflegte.
    Die Lanze, die er vorhin noch aufrecht in der Hand gehalten hatte, senkte sich nun, der kleine Wimpel daran flatterte, und dann schoss er wie ein Blitz aus Stahl über den Grund zwischen den Wagen und den Kobolden. Sie erstarrten wie Tiere, die den Ruf des Jägers hören.
    Der fressende Troll hob den Kopf.
    Der Anführer der Kobolde hob ein Horn an seine Lippen und blies einen langen, süßen Ton. Andere Hörner antworteten ihm, und plötzlich war Random aus dem Griff der Angst befreit, die sein Herz umklammert gehalten hatte. Er riss sein Schwert aus der Scheide.
    »Erhöre mich, heiliger Christophorus«, betete er, »wenn ich dies hier überlebe, werde ich dir gewiss eine Kirche errichten.«
    Gawin Murien hielt die Lanze weiterhin vor sich ausgestreckt. Der Anführer der Kobolde stand auf dem Brustkorb des toten Trolls, und die Lanze des Ritters durchbohrte ihn so rasch, dass Random einen Herzschlag lang glaubte, Gawin habe ihn verfehlt, bis das kleine Ungeheuer von den Beinen gehoben wurde und mit allen Gliedmaßen zuckte – wie eine schreckliche Parodie auf ein aufgespießtes Insekt. Ein dünner Schrei drang aus seiner Kehle, und dann wurde es gegen den Kopf des verbliebenen Trolls gedrückt, an dessen steinerner Härte es mit dem Geräusch einer platzenden Melone zerquetscht wurde. Unter dem Aufprall geriet der Steintroll ins Taumeln.
    Er brüllte auf; es war ein langgezogener, röhrender Laut, der im Wald widerhallte.
    Gawin donnerte nach rechts davon. Er hielt seine Lanze in Angriffsstellung, ritt durch ein Dickicht und kam an der anderen Seite der Wagen wieder hervor. Nun bewegte sich sein Pferd in langsamerem Gang.
    Die Gildenmänner und Soldaten sammelten sich wieder, schienen ihre Fluchtversuche vergessen zu haben. Die Kobolde stürmten allein oder zu zweit auf sie zu, und ein verzweifeltes Handgemenge entstand. Ein Dutzend Gildenmänner fielen, aber ihre Kameraden liefen nun nicht mehr davon, sondern ihr Tod schien sie und weitere Männer nur anzuspornen, wieder ihre Pflicht zu tun.
    Vielleicht war es auch Gawins wiederholtem Schlachtruf zu verdanken, der so laut hallte wie das Brüllen der Ungeheuer. »Für Gott und den heiligen Georg!«, schrie er, dass sogar die Wagen erzitterten.
    Der Troll senkte sein Geweih und spuckte etwas aus. Große Moosbrocken flogen auf, und ein bitterer Moschusgestank erfüllte die Luft. Dann hob er den gepanzerten Kopf, hob die Schultern und griff mit einem gewaltigen Sprung an.
    Random schwang sein Schwert. Sein rechter Arm schien unabhängig von seinem Verstand zu handeln und zerschmetterte einen Kobold mit einem einzigen Schlag. Dann wich er einen Schritt zurück, denn plötzlich bemerkte er, dass sich ein Dutzend dieser Wesen um ihn herum befanden. Er hob sein Schwert, streckte es vor sich aus und ergriff es mit der linken Hand an dem oberen, ungeschärften Teil der Klinge.
    Dann griff er sie an. Er hatte das Beispiel des Ritters vor sich und nur das unbestimmte Bewusstsein, dass zu einem Angriff mehr als bloß Getöse und Wutgeheul gehörten.

Weitere Kostenlose Bücher