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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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ganze Herde moreanischer Pferde kaufen. Ihr Eigentümer lagert draußen vor dem Graben. Ich habe ihn heute Morgen getroffen und ein Gebot auf seinen gesamten Bestand abgegeben. Es handelt sich um einundzwanzig Schlachtrösser.«
    Die Königin umarmte sie heftig.
    Diota aber schüttelte den Kopf. »Wir haben doch kein Geld, Süßes.«
    »Dann verkaufen wir halt meine Juwelen«, meinte die Königin.
    Diota trat vor die kleinere Frau. »Seid doch nicht verrückt, Liebste. Diese Juwelen sind alles, was Ihr besitzt, falls der König sterben sollte. Ihr habt kein Kind. Wenn er nicht mehr da ist, wird Euch niemand haben wollen.«
    Die Königin sah Diota fest an. »Diota, ich gestehe dir fast uneingeschränkte Freiheiten zu.«
    Die ältere Frau zuckte leicht zusammen.
    »Aber du redest und redest, und manchmal geht dein Mund mit dir durch«, fuhr die Königin fort, und Diota wich vor ihr zurück.
    Die Königin breitete die Arme aus. »Du siehst es vollkommen falsch, Liebste. Wenn der König stirbt, wird mich jeder haben wollen.«
    Die darauf folgende Stille wurde nur vom Bellen der Hunde draußen durchbrochen. Diota zitterte. Lady Mary tat so, als wäre sie irgendwo anders, und Becca las weiter.
    Aber schließlich drückte Diota das Rückgrat durch. »Ich will nur sagen, dass sich der König um seine Kriegspferde selbst kümmern soll. Teilt den Knappen mit, wo man sie kaufen kann. Sollen sie doch ihre reichen Eltern um das Geld dafür bitten. Wenn Ihr Eure Juwelen verkauft, habt Ihr gar nichts mehr.«
    Die Königin stand sehr still da. Dann schenkte sie ihrem alten Kindermädchen ihr unwiderstehliches Lächeln. »Ich bin, was ich bin«, sagte sie. »Verkauft die Juwelen.«

10

    Otterbachtal, östlich von Albinkirk · Peter
    Peter lag auf dem Erdboden hinter einem Baum, der so groß wie ein kleines Haus war, und konnte gar nichts sehen. Er wartete auf die Schlacht.
    Aber mehr als alles andere wollte er sich erleichtern. Zuerst war es nur eine kleine Irritation an der Wurzel seines Penis gewesen, allmählich aber umhüllte es all seine Gedanken. Nach der ersten von mehreren Ewigkeiten überlagerte das Verlangen, sich zu entleeren, sowohl Angst als auch Schrecken.
    Von Zeit zu Zeit trieben auch noch andere Gedanken auf ihn zu – die Möglichkeit, ein besseres Versteck zu finden; der Wunsch, einen Blick auf den Feind werfen zu können; besseren Schutz zu suchen. Er hatte keine Erfahrung mit dem Krieg im Westen und konnte sich nicht vorstellen, wie es sein mochte, einem Mann in einer Stahlrüstung gegenüberzustehen.
    Er verfügte über ein Messer, einen Bogen und neun Pfeile.
    Und er musste pissen.
    Bald schien es ihm möglich, dass er es einfach laufen lassen und in seinem eigenen Urin liegen konnte, solange es nötig war.
    Er fragte sich, ob er wohl der Einzige mit diesem Drang war. Er fragte sich auch, ob Ota Qwan ihm hatte raten wollen, sich zu erleichtern, bevor sie sich in den Hinterhalt legten. Oder ob er es ihm absichtlich nicht geraten hatte. Der schwarz bemalte Mann hatte etwas Grausames an sich. Peter spürte bereits, dass Ota Qwan nur wenig Freunde hatte, weil er allzu gern Salz in eine Wunde streute. Und er hatte den Eindruck, dass die Schonzeit zwischen ihnen vorbei war. Am Anfang hatte Ota Qwan Peters Gesellschaft so verzweifelt gesucht, wie dieser einen Verbündeten unter den Fremden haben wollte, aber jetzt, als sich eine Kriegerschar um ihn herum bildete, machte Ota Qwan eine seltsame Veränderung durch. Es war keine gute.
    Und er musste wirklich pissen.
    Für ihn gab es keine Möglichkeit, die Zeit zu messen. Eine Ameise krabbelte von dem in einem Mokassin steckenden linken Fuß bis zur rechten Schulter hoch. Etwas Größeres überquerte sein Knie. Zwei Kolibris flogen herbei und besuchten eine Blume neben seinem Kopf, und er lag so still in seinem qualvollen Drang, sich zu erleichtern, dass das Männchen, dessen Frühlingsfederkleid leuchtend rot war, fast auf seinem bemalten Gesicht gelandet wäre.
    Dreihundert Mann – nein, mehr noch, vielleicht waren es fünfhundert – lagen zu beiden Seiten der Straße, die den Hang hinunter zu einer Furt durch einen tiefen Fluss führte. Sie befanden sich irgendwo östlich von Albinkirk. Niemand gab ein Geräusch von sich.
    Er musste pissen.
    Er hörte das metallische Kratzen eines Hufeisens über Stein, und dann ein Kreischen – einen Schrei, der von der anderen Seite seines Baumes zu kommen schien.
    Niemand regte sich.
    Der Schrei wurde wiederholt und plötzlich

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