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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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einer nahm seine Kappe ab, ersetzte sie durch eine neue und trat zu seinem Reittier, um seinen Helm zu holen.
    »Ihr, die ihr bei mir in der Nachhut seid, habt heute Pech«, sagte Hector. »Ich fürchte, für keinen von uns wird es ein Abendessen geben.«
    Ian Kuhfladen, ein großer Mann mit schlammig braunem Gesicht, schenkte ihm ein Grinsen. »Pah. Hab noch nie jemanden getroffen, den ich nicht hätte umbringen können.«
    »Wir werden uns den Hinterwallern im Wald stellen, wo sie uns nicht niederschießen können«, sagte Hector. »Zieht den Kampf so lange wie möglich hinaus. Wenn ich das Horn blase, kommt jeder zu mir, und wir bilden einen Schildwall.« Er sah sich um. Die Pflichten wurden jeden Tag neu verteilt, denn es war viel schlimmer, am Ende der Herde zu gehen, als sich vor ihr zu befinden. Deswegen hatte er weder alle Ältesten noch alle Jüngsten oder alle besten Kämpfer um sich herum versammelt. Einige der Männer kannte er nicht einmal. Aber sie alle waren gut bewaffnet. Es waren fünfzig Mann, und nicht ein einziges Gesicht verriet das Entsetzen, das jeder von ihnen spüren musste. Es waren gute Männer, die nicht viel Aufhebens machen würden.
    Als Hochländer wussten sie, wie man starb.
    Er dachte an seine neue Braut und hoffte, sie werde ihm einen Sohn schenken, denn er hatte noch keinen, auch wenn er schon einige Bastarde gezeugt hatte. Dann packte er den Steigbügel seines Boten.
    »Hör mir zu«, sagte er. »Teile meiner Frau mit, falls sie einen Sohn zur Welt bringen sollte, wird er groß und stark werden, und wenn er reich und beliebt genug ist, soll er eine Armee nach Norden führen und eine blutige Schneise durch die Hinterwaller schlagen. Ich verlange fünfhundert Leichen als mein Wergeld. Das soll sie ihm sagen, wenn er alt genug ist. Und sag ihr, dass ihre Lippen das Süßeste waren, das ich je genossen habe. Ich werde mit ihrem Geschmack auf meinen eigenen Lippen sterben.«
    Der junge Mann war bleich. Er hatte beobachten müssen, wie ein Kinderfreund von ihm gestorben war, und nun wurde er allein auf eine hundert Meilen lange Reise geschickt – vermutlich der einzige Überlebende des gesamten Viehzugs.
    »Ich könnte auch bei Euch bleiben«, sagte er.
    Hector grinste. »Ich bin sicher, dass du das könntest, Junge, aber du bist meine letzte Botschaft an meine Frau und mein Kind. Du musst gehen.«
    Der Bote wechselte das Pferd. Ein Bulle blökte, und die Kühe drehten langsam um. Das Ende der Kolonne bewegte sich bereits nach Norden, weg von den feindlichen Linien, die irgendwo dort draußen waren.
    Dann wandte er sich wieder an seine Männer, von denen die meisten inzwischen die Helme aufgesetzt und die Waffen ergriffen hatten und zum Kampf bereit waren. Der einsame Priester, sein Halbbruder, hob das Kreuz hoch in die Luft, und alle Männer knieten nieder, während Paul MacLachlan für ihre Seelen betete. Als sie alle Amen gesagt hatten, steckte der Priester das Kreuz wieder unter seinen Umhang und legte einen Pfeil in seinen Bogen.
    Sein Vetter Ranald besaß eine große Axt – ein wunderbares Ding, das er nun durch die Luft wirbeln ließ. Er trug Panzerhandschuhe und hatte eine feine Ausrüstung, die auch einem Ritter zur Zier gereicht hätte; schließlich hatte er einmal für den König im Süden gedient.
    »Ranald übernimmt das Kommando, falls ich sterben sollte«, sagte Hector. »Wir bewegen uns jetzt in den Wald hinein. Die Jüngsten gehen voran und beginnen die Scharmützel. Lasst euch nicht überrollen. Schießt, wenn ihr könnt, und zieht euch dann wieder zurück. Ihr kommt sofort wieder zu mir, wenn ihr mein Horn hört. Wir müssen aushalten, bis die Sonne den höchsten Stand erreicht, denn dann wird Donald mit den Tieren weit genug weg sein, und wir sind nicht umsonst gestorben.«
    Ranald nickte. »Danke, Vetter. Du erweist mir eine große Ehre.«
    Hector zuckte mit den Achseln. »Du bist der beste Mann dafür.«
    Ranald nickte noch einmal. »Ich wünschte, dein anderer Bruder wäre hier bei uns.«
    Hector warf einen Blick zwischen die Bäume. Er konnte die herannahenden Feinde spüren. Vielleicht – vielleicht würden sie zu lange im Hinterhalt liegen oder am Ende doch vor dem Kampf zurückscheuen.
    Aber es waren eine hohe Anzahl von Bewegungen tief zwischen den Bäumen zu erkennen. Die Hinterwaller kamen.
    »Das wünschte ich mir auch«, sagte Hector und schaute die Reihe seiner Männer an. »Wir brechen auf. Los, verteilt euch.«
    Rasch bewegten sie sich auf den Wald

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