Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
beabsichtigt hat, dachte sie. Sie wechselte einen Blick mit Becca Almspend, die von ihrem Buch aufsah und ihr ein schmallippiges Lächeln schenkte.
»Auf dem Boden unter einem Umhang zu schlafen klingt nicht schlimmer, als eine Magd in der königlichen Garnison zu sein«, sagte Becca und warf Lady Mary einen düsteren Blick zu. »In einem Militärlager stehlen die Freunde vielleicht nicht die eigenen Laken?«
Die Königin lächelte Lady Mary an. »Wirklich, Mary?«
Mary zuckte die Achseln. »Ich habe sieben Schwestern«, sagte sie. »Ich will niemandem das Laken stehlen. Es passiert einfach so.« In ihren Augen blitzte es.
Die Königin streckte sich, stellte sich wie eine Tänzerin auf die Zehenspitzen und hielt die Arme leicht ausgestreckt, als ob sie für ein Bildnis posierte. »Ich stelle mir vor, dass wir alle zusammen schlafen«, sagte sie.
Lady Almspend schüttelte den Kopf. »Heftet Euren Mantel an Euer Leibchen, das ist mein Rat, Mylady.«
Diota schnaubte verächtlich. »Unter einem Mantel kann sie nicht schlafen. In ihrem Zelt wird sie ein Federbett von der Größe eines Palastes haben.«
Die Königin zuckte mit den Schultern, und die Dienerinnen packten weiter ein.
Lady Almspend arbeitete die Liste des Tages ab. Die Vorbereitungen für den Tross des Königs – und den der Königin – hatten Lady Almspend zu einer deutlich wichtigeren Person gemacht.
»Kriegspferde für die Knappen von Mylady«, sagte sie.
Die Königin nickte. »Wie steht es damit?«
Lady Almspend zuckte die Achseln. »Ich habe den jungen Roger Calverley gebeten, sich darum zu kümmern. Er hat einen klaren Kopf und scheint mit Geld umgehen zu können. Aber er ist zurückgekehrt und hat berichtet, dass einfach keine Kriegspferde mehr zu bekommen sind. Für kein Geld der Welt.«
Die Königin stampfte mit dem Fuß auf. Es machte zwar keinen großen Lärm, da der Fuß klein war und in einem Tanzschuh steckte, doch die Dienerinnen erstarrten. »Das ist nicht hinnehmbar«, sagte sie.
Rebecca hob eine Braue. »Mylady, dafür gibt es militärische Gründe. Ich habe mich heute Morgen beim Frühstück in der Soldatenhalle umgehört.«
Diota hüstelte vor Zorn. Obwohl sie das oft tat, war es noch immer wirkungsvoll. »Ihr seid zum Frühstück in der Soldatenhalle gewesen? Ohne Begleitung?«
Lady Almspend seufzte. »Es wird wohl kaum eine Frau geben, die den Preis von Kriegspferden kennt, oder, Diota?« Sie rollte die Augen, wie es nur eine Frau von siebzehn Jahren versteht. »Ranald hat mich als Gast in die Halle mitgenommen. Und …« Sie hielt inne und räusperte sich ein wenig unbeholfen. »Und ich hatte eine Begleitung.«
»Wirklich?«, fragte Lady Mary. »Sir Ricar vermutlich?«
Lady Rebecca senkte den Blick. »Er war noch nicht aufgebrochen, und er wollte mir unbedingt helfen.«
Diota seufzte.
Die Königin sah sie an. »Und?«
Lady Almspend zuckte die Achseln. »Albia züchtet nicht genug Pferde für all seine Ritter«, erklärte sie. »Also importieren wir sie aus Gallyen, Morea und dem Kaiserreich.« Sie sah ihre Freundin trotzig an. »Das hat mir Ser Ricar erklärt.«
Die Königin sah ihre Schreiberin eindringlich an. »Grundgütiger Jesus und heilige Gottesmutter Maria. Weiß der König das?«
Lady Almspend zuckte noch einmal die Achseln. »Mylady, die letzte Woche hat gezeigt, dass die Männer auch ohne Hilfe der Frauen mit aller Wirksamkeit und sorgfältiger Planung Krieg zu führen imstande sind, so wie sie auch alles andere ohne uns tun.«
Diota gab ein höchst undamenhaftes Schnauben von sich.
Lady Mary lachte lauthals. »Bezieht sich das auch auf den Genuss von Bier?«, fragte sie.
Die Königin schüttelte den Kopf. »Wollt Ihr etwa damit sagen, dass wir nicht genügend Kriegspferde für unsere Ritter haben und dies niemanden stört?«
Lady Almspend zuckte wieder einmal die Achseln. »Ich würde nicht sagen, dass es niemanden stört. Eher nehme ich an, dass sich noch niemand Gedanken darüber gemacht hat.«
»Und was ist mit Ersatzpferden?«, wollte die Königin wissen. »Pferde sterben. Wie die Fliegen. Ich glaube, das habe ich einmal irgendwo gehört.«
Lady Almspend zuckte erneut mit den Schultern.
Lady Mary nickte. »Aber Becca, du musst doch einen Plan haben.« Ein wenig gehässig fügte sie hinzu: »Das hast du doch immer.«
Lady Almspend lächelte sie an; sie schien unempfindlich gegen ihren Spott zu sein. »Zufällig habe ich das, ja. Wenn wir tausend Florins zusammenbekommen, können wir eine
Weitere Kostenlose Bücher