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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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seiner Schwertspitze, wie er seinen Kriegsschrei dreimal ausstoßen konnte; dann war seine Keilformation allein im Wald.
    Beim Kriegshandwerk kommt es darauf an, schnell zu sein und darauf zu hoffen, dass der Feind einen Fehler macht. Das war der Grundsatz seines Vaters gewesen, und es war auch sein eigener. Darum hielt er nicht an und bildete auch keinen Schildwall.
    »Folgt mir!«, brüllte er und preschte weiter voran.
    Weiter und weiter.
    Die Hinterwaller waren schneller, aber keineswegs in besserer körperlicher Verfassung als die Viehtreiber, und das trügerische Gelände sowie eigenes Pech – gezerrte Muskeln und Wunden – überließen sie der Gnade der gerüsteten Männer. Diese jedoch kannten keine Gnade. Auf hundert Schritte starb je ein Dutzend Hinterwaller.
    Hector rannte weiter. Seine Seite schmerzte, und in seinen Beinen brannte es. Es war anstrengend, in voller Rüstung mehrere Schritte zurückzulegen.
    Und es war ungeheuer anstrengend, ganze fünfhundert Schritte zu rennen. Es glich einer Prüfung.
    Die meisten seiner Männer blieben bei ihm. Die wenigen, die anhielten, starben.
    Die Hinterwaller flohen, doch sogar in ihrer panischen Flucht bewegten sie sich noch wie ein Schwalbenschwarm oder eine Fischschule, und jene, die von dem Angriff nicht bedroht waren, erholten sich zuerst. Schon flogen wieder Pfeile zwischen den Bäumen hindurch.
    »Weiter!«, schrie Hector, und seine Männer gaben ihr Bestes.
    Ein Hinterwaller-Junge stolperte über eine Wurzel und fiel. Ranald köpfte ihn mit einer bloßen Drehung seines Handgelenks.
    Weiter und weiter.
    Und dann musste Hector stehen bleiben. Er stützte sich auf den Griff seines großen Schwertes, und in seiner Seite pochte es.
    Ranald legte ihm die Hand auf den gepanzerten Ellbogen. »Du brauchst Wasser«, sagte er.
    Eine Scheunenlänge entfernt fanden sie den jungen Clip, den Bauern aus der Herberge, der mit aufgeschlitzter Kehle unter seinem toten Pferd lag. Einen Bogenschuss entfernt lag die Furt, die sie hatten durchqueren wollen. Hinterwaller-Pfeile erfüllten wieder die Luft, und Hector ließ etwa dreißig Mann zurück, als er die Furt durchquerte und sich eine kurze Ruhepause gönnte. Seine Männer tranken Wasser, legten sich unter die Bäume und atmeten durch. Diejenigen, die noch Pfeile besaßen oder einige vom Boden aufgehoben hatten, suchten sich sorgfältig ihre Ziele aus – und es begann von Neuem.
    Ranald kratzte sich am Bart. Ein Pfeil hatte seinen Brustpanzer getroffen, diesen aber nicht durchschlagen, ihm jedoch durch die Wucht des Aufpralls eine Rippe gebrochen. Er atmete schwer. »Das war es wert«, sagte er.
    Hector nickte. »Jetzt ist Mittag, und wir haben sie eine Meile zurückgedrängt.« Dann zuckte er die Achseln. »Hätten wir sie schlagen können, wenn es mir gelungen wäre, alle Männer zusammenzuhalten?«
    Ranald spuckte ein wenig Blut. »Nein. Sie sind zu gewitzt, und wir haben nicht annähernd genug von ihnen getötet. Hector Lachlan, es ist eine Freude und eine Ehre, dich zu kennen.« Ranald streckte die Hand aus, und Hector ergriff sie. »Wir sollten uns aber nichts vormachen. Ich vermute, dass mindestens fünfhundert von diesen Verrückten da draußen im Wald stecken. Wenn du dort einen Mann hineinschickst, sind das Glück und fünfzig Feinde gegen ihn.«
    Hector schüttelte den Kopf. »Es tut mir so leid, dass ich dich hergeführt habe, Vetter.«
    Ranald zuckte trotz seiner Erschöpfung und dem Gewicht seines Kettenhemdes die Achseln. »Für mich ist es eine Ehre, zusammen mit dir zu sterben.« Er lächelte in den sonnenhellen Himmel. »Wegen eines bestimmten Mädchens, das ich liebe, tut es mir leid. Aber es ist eine gute Art zu sterben.«
    Lachlan schaute hoch in die Sonne. Pfeile flogen in dichten Schwärmen, und einige kamen von ihrer Seite des Flusses. Die Wilden hatten die Furt also auch gefunden.
    Trotz allem war der Himmel blau, die Sonne warm und golden, und die Blumen des Waldes sahen so wunderschön aus. Er lachte und streckte sein Schwert in die Luft. »Bringen wir es hinter uns!«, brüllte er.
    Otterbachtal, östlich von Albinkirk · Peter
    Peter folgte Ota Qwan, bis seine Lunge nach Luft schrie, und dann wurde er langsamer, ebenso wie der schwarz bemalte Mann – als wären sie mit einem Seil zusammengebunden. Sie hatten eine offene Wiese erreicht, auf der eine kleine Viehherde graste. Alle Köpfe hoben sich und sahen sie an. Es waren ein einzelnes Pferd und ein Dutzend Schafe.
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    Ota

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