Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
zu. Seine größte Angst bestand darin, dass der Feind bereits den Waldrand erreicht haben könnte. Aber so war es nicht, und er konnte seine fünfzig Männer tief in den Wald hineinführen, wo die Schwertlilien blühten wie Kreuze auf einem Friedhof.
Er stellte je zwei Männer hinter einen Baum und schickte die jüngsten und schnellsten einen Speerwurf vor die sehr offenen Linien. Dann brüllte noch einmal ein Bulle in der Ferne, und plötzlich flogen die Pfeile.
In den ersten Augenblicken der Schlacht wäre Hector fast gestorben. Ein Pfeil traf seinen Helm, wirbelte ihn herum, und ein zweiter Pfeil prallte gegen den Nasenschutz und bog ihn nach innen. Der Pfeil war nur einen Fingerbreit vom Auge entfernt gewesen.
Seine Männer schlugen sich gut, aber die Jungen an der Front wurden überrannt und getötet – und das war sein Fehler. Die Hinterwaller waren schneller, kühner und gnadenloser, als er es sich hatte vorstellen können, und doch fügten sie diesen Wilden einen gehörigen Schaden zu. Als sich Hectors lockere Angriffslinie zurückzog und die Männer in ihren schweren Rüstungen nach Deckung suchten, zögerten die Hinterwaller einen Augenblick zu lange, bevor sie ihnen folgten, was ihnen die Möglichkeit gab, noch einmal zuzuschlagen und eine schmale Linie aus Leichen zurückzulassen.
Ein einsamer Hinterwaller, der von Kopf bis Fuß rot angemalt war, stand zwischen zwei großen Bäumen und rief etwas, dann rannte er vor. Er griff Ian Kuhfladen an, und Kuhfladen stand nie wieder auf – doch nur eine Handvoll Bemalter folgte dem Roten.
Dank sei Gott, dachte Hector.
Seine Männer waren in die letzte Deckung vor der Wiese zurückgezwungen worden, und die Sonne stand noch nicht einmal in halber Höhe am Himmel.
Otterbachtal, östlich von Albinkirk · Peter
Peter besaß keine Pfeile mehr und hatte einen tiefen Schnitt am rechten Schienbein davongetragen. Er war von dem wild geschwungenen Schwert eines fliehenden Mannes getroffen worden, und es hatte ausgereicht, um ihn für einige Minuten auf den Erdboden zu schicken.
Er hatte den großen Dolch des toten Mannes ergriffen, der beinahe so groß wie ein Kurzschwert war, und er hatte demselben Leichnam auch den Faustschild abgenommen. Nun befand er sich nicht mehr in der Nähe von Ota Qwan – der schwarz bemalte Krieger war schon früher verschwunden –, sondern dicht hinter Skadai, der sich mit größerer Anmut bewegte, als Peter es je bei einem Krieger beobachtet hatte.
Gegen wen auch immer sie kämpfen mochten, der Feind war tapfer, mächtig, still und viel zu gut bewaffnet.
Die Sossag starben. Schon lagen fünfzig Mann am Boden, vielleicht sogar mehr. Peter glaubte, es sei an der Zeit, die Niederlage einzugestehen. Aber Skadai war anderer Meinung. Er rannte geradewegs in die feindlichen Linien hinein, griff einen großen Krieger an und schlitzte ihm mit einem Messer die Kehle auf.
Angesichts eines solchen Wagemutes konnte Peter nicht zurückbleiben.
Als der Feind das nächste Mal kehrtmachte und weglief, gesellte sich Peters wilder Schrei zu dem von Skadai, und er sah Ota Qwan, der plötzlich ganz in der Nähe erschien und ebenfalls mit einstimmte. Die drei verließen ihre Deckung, wo sie sich vor den Pfeilen geschützt hatten, und griffen wieder an. Rechts von Ota Qwan sprang auch Skahas Gaho auf die Beine, hatte sein Schwert in der Hand und gesellte sich zu den anderen. Es waren insgesamt nicht viele – vielleicht ein Dutzend.
Ein Pfeil flog aus dem Sonnenlicht wie eine Hornisse herbei und traf Skadai in der Lende. Er stolperte, taumelte und brach zusammen.
Peter lief weiter. Der Mann, der den Pfeil abgeschossen hatte, war ein wenig hinter seinen Gefährten zurückgeblieben, und Peter rannte auf ihn zu. Sein ganzes Selbst war auf diesen Mann konzentriert, einen rothaarigen Riesen in einem feinen Kettenhemd, das im Waldschatten schimmerte. Er trug einen Eisenkragen und lange Lederhandschuhe.
Peter riss den Mund auf und schrie. Der Mann warf den Bogen zur Seite und zog sein Schwert. Ein Pfeil ritzte die Hinterseite von Peters Schenkel auf, bevor er zwischen seinen Beinen weiterflog. Peter hielt seinen Schild vor sich, und das Schwert des Mannes hieb darauf ein. Peter drückte den Schild vor, in den sich das Schwert gebohrt hatte, und mit seinem eigenen riesigen Dolch schlug er in das Gesicht des Mannes. Zähne flogen umher, und ein Auge war schon zerschnitten, bevor sich der Mann überhaupt umdrehen konnte. Dann packte Peter die Klinge mit der
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