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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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aß frische Kirschen und genoss die Veränderung in der Luft. Endlich war der Frühling gekommen. Es war ihre bevorzugte Jahreszeit. Nach der Fastenzeit kam zuerst Ostern und dann der Pfingstsonntag und danach die Zeit der Picknicks, der frohen Zusammenkünfte am Fluss, der frischen Früchte, der Blumen, des Barfußlaufens …
    … und der Turniere.
    Sie seufzte bei dem Gedanken an die Turniere. Hinter ihr zog Diota, ihre Zofe, eine Schnute. Sie konnte die Missbilligung der alten Frau im Spiegel sehen.
    »Was ist los? Warum runzelst du die Stirn, wenn ich seufze?«, fragte sie.
    Diota richtete den Oberkörper auf und legte die Hand auf den Bauch, als sei sie eine schwangere Frau. Mit der anderen Hand betastete sie den kostbaren Rosenkranz um ihren Hals. »Ihr klingt wie eine Hure, die einen Kunden zufrieden stellt, Herrin, wenn Ihr mir diese Grobheit einer alten Frau entschuldigt …«
    »… die Euch schon all die Jahre hindurch kennt«, beendete die Königin den Satz. Tatsächlich war Diota schon bei ihr, seit sie abgestillt worden war. »Wirklich? Was weißt du denn schon über jene Geräusche, die die Huren machen, Zofe?«
    »Also bitte, Mylady!«, tadelte Diota und wackelte mit dem Finger. Sie umrundete den Wandschirm und blieb plötzlich stehen, als sei sie gegen eine unsichtbare Barriere geprallt. »Oh! Beim süßen Jesu! Zieht Euch was an, Kind! Ihr werdet Euch noch den Tod holen! Ist doch noch nicht mal Frühling, Zuckerstückchen!«
    Die Königin lachte. Nackt saß sie im jungen Sonnenlicht; ihre Haut war von den Flecken auf der Scheibe ihres Privatgemachs gesprenkelt, und ihr volles, blassbraunes Haar schimmerte im Schein, der von draußen kam. Sie sog etwas von dem Sonnenlicht in sich auf, das ihre Haut bestrich – etwas, das ihr ein inneres Leuchten schenkte.
    Desiderata stand auf und stellte sich vor den Spiegel – den größten Spiegel im Reich, der nur für sie hergestellt worden war, damit sie sich vom Spann ihrer Füße über die langen Beine, die Schenkel und Hüften, die deutliche Einbuchtung ihres Nabels, die Brüste, die geraden Schultern, den langen und kegelförmigen Hals, das Kinn mit dem tiefen Grübchen, den wie zum Küssen geschaffenen Mund und die lange Nase bis zu den großen grauen Augen betrachten konnte, deren Wimpern so lang waren, dass sie sie manchmal mit der Zunge ablecken konnte.
    Sie runzelte die Stirn. »Hast du schon die neue Hofdame Emmota gesehen?«, fragte sie.
    Ihre Zofe kicherte. »Sie ist noch ein Kind.«
    »Aber sie hat eine feine Figur. Ihre Hüfte ist so dünn wie eine Gerte.« Die Königin betrachtete sich eingehend.
    Diota gab ein schmatzendes Geräusch von sich. »Zieht Euch an, Gör. Sie ist nichts für Euch. Ein Kind. Ohne Brüste.« Sie lachte. »Jeder Mann sagt, Ihr wäret die Schönste auf der ganzen Welt«, fügte sie hinzu.
    Die Königin blickte weiterhin in den Spiegel. »Das bin ich auch. Aber wie lange noch?« Sie hielt die Hände hinter dem Kopf verschränkt und drückte den Rücken so durch, dass sich ihre Brüste hoben.
    Ihre Zofe versetzte ihr einen spielerischen Klaps. »Wollt Ihr, dass der König Euch so sieht?«
    Desiderata lächelte ihre Zofe an. »Warum nicht?«, meinte sie. Dann fügte sie mit einer Stimme hinzu, die von der Macht gefärbt war: »Ich könnte durchaus sagen, dass ich nackt ebenso Königin bin wie angezogen.«
    Ihre Zofe trat einen Schritt von ihr zurück.
    »Aber das sage ich nicht. Bring mir was Schönes. Den braunen Wollumhang, der so gut zu meinen Haaren passt. Und meinen goldenen Gürtel.«
    »Ja, Mylady.« Diota nickte und runzelte die Stirn. »Soll ich einige der Damen holen lassen, damit sie Euch ankleiden?«
    Die Königin lächelte und streckte sich, während ihr Blick noch immer auf den Spiegel gerichtet war. »Schick mir meine Damen«, sagte sie und ließ sich wieder auf dem Sofa ihres Gemaches nieder.
    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Auf Ser Hugos Beharren hatten die Bogenschützen Zielscheiben auf den Feldern entlang des Flusses errichtet.
    Die Männer grummelten, denn es war ihnen befohlen worden, ihre Pferde zu striegeln, bevor sie schlafen gehen konnten, und davor mussten sie noch ihre Schießübungen machen. Sie waren viele Tage lang hart geritten, und es gab niemanden, der nicht dunkle Ringe unter den Augen gehabt hätte.
    Bent, der Älteste, der aus dem Osten kam, und Mutwill Mordling, der zusammen mit dem Jagdmeister erfolglos nach Spuren des Nonnenmörders Ausschau gehalten hatte, befahlen den jüngeren

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