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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Zitadelle von Albinkirk hält bislang stand. Es ist schon einige Tage her, seit wir angegriffen wurden, aber wir sind noch immer bedroht und müssen mitansehen, wie die Kreaturen der Wildnis in der Stadt und auf den Feldern herumstreifen.
    Gestern empfand ich es als meine Pflicht, einen Ausfall hinter die Mauern der Zitadelle zu machen. Wie haben die Kreaturen auf dem Hauptplatz der Stadt auseinandergejagt und sind auch hinter die Stadtmauern geritten. Gerade als meine kleine Streitmacht auf den Feldern nördlich des Flusses ankam, gesellte sich ein Dutzend ortsansässiger Familien zu uns, die eine der Außenbastionen gehalten haben, und baten um Aufnahme in der Zitadelle. Mit blieb nichts anderes übrig, als sie hereinzulassen, denn sie hatten nichts mehr zu essen. Unter ihnen waren zwei Gildenmänner aus Harndon, Mitglieder der Armbrustschützen vom Orden der Tuchhändler. Sie sagen, dass gestern eine große Schlacht geschlagen wurde, südlich der Furten, in welcher der Rote Ritter obsiegt und mit einer kleinen Truppe einen gewaltigen Hinterhalt der Wildnis zerschmettert hat, wofür wir Gott danken müssen. Aber zwei andere Flüchtlinge aus dem Osten teilten mir dann mit, dass Sossag-Plünderer jede Stadt östlich der Furten bis hin zum Otterbach niedergebrannt haben und die Berge voller Flüchtlinge sind.
    All dies mag nur ein Gerücht sein. Falls ich die Männer entbehren kann, werde ich Späher nach Westen schicken und die Äbtissin sowie den Roten Ritter bitten, sich mit uns zusammenzuschließen.
    Mylord, hier stehen wir dem schrecklichsten Feind gegenüber. Ich bitte um Eure sofortige Hilfe.
    Stets Euer Diener,
    John Crayford, Hauptmann von Albinkirk

11

    Östlich von Albinkirk · Thorn
    Thorn saß mit überkreuzten Beinen unter einem Baum und betrachtete die Welt.
    Er konnte nicht vorgeben, dass ihm das, was er da sah, gefiel.
    Am vergangenen Tag hatte er eine vernichtende Niederlage erlitten. Die kleine Armee, die die Schwesternschaft angeheuert hatte und von der dunklen Sonne angeführt wurde, die sich selbst auszulöschen vermochte, hatte gemeinsam mit der letzten Karawane, die den Fluss hinaufgekommen war, Thorns beste und beweglichste Truppe besiegt.
    Auch jetzt konnte er noch immer keinen seiner Häuptlinge unter den Irks erreichen. Die Kobolde kehrten allmählich durch den Fluss zurück. Aber die Verluste waren schwindelerregend gewesen.
    Und er spürte die Wellen reiner Macht, die noch immer vom Kampf über das Meer der Bäume hinwegbrausten. Jemand, der beinahe so mächtig war wie er selbst, hatte Kräfte entfesselt, die besser nie entfesselt worden wären. Diese Macht hallte wie das Schmettern einer Kriegstrompete durch den Wald. Und Thorn kannte den Geschmack dieser Macht.
    Ich hätte dort sein sollen, dachte er. Sein Steinmund verzog sich zu der Andeutung eines Lächelns. Mein großer Lehrling ist fern von seinem Turm endlich in der Welt angekommen. Er zog an den Zügeln seines Zaubers, doch sie hingen noch immer schlaff herunter, waren am anderen Ende abgeschnitten worden, und so holte er sie ein. Ich wüsste gern, wie der Junge es herausgefunden hat, überlegte er, verschwendete aber nicht viel Zeit auf diesen Gedanken. Sein Lehrling hatte ihn einmal übertölpelt, und das würde ihm nie wieder gelingen.
    Aber sein rebellischer Lehrling war nicht das einzige Problem. Jemand hatte drei seiner Dhags getötet, die bei den Menschen Trolle hießen – das waren jene großen Höhlenwesen, die eine Rüstung aus dem Stein des Hochgebirges trugen. Er hatte nur ein Dutzend zu seinem Dienst binden können, und jetzt waren drei davon abgeschlachtet worden.
    Aber der womöglich schlimmste Schlag war die Abtrünnigkeit der Sossag. Ihre Anführer hatten ihn verlassen und waren nach Osten gegangen, um ihre eigene Schlacht zu schlagen. Wären sie bei seiner Streitmacht gewesen, so hätte der Kampf einen anderen Ausgang genommen.
    Thorn wirbelte seine Sperlinge und Tauben in der Luft umher, schaute aus ihren Augen herunter und wusste, dass er von den Mächten in der alten Festung in die Irre geführt worden war. Der Angriff der Raubvögel hatte seine kleinen Helfer zerstreut. Und er war blind gewesen. Wenn auch nur für eine kurze Stunde.
    Doch in seiner Hand hielt er ein kostbares Juwel. Sein Freund hatte ihm endlich eine Nachricht geschickt. Und zwar eine ausführliche Nachricht.
    Trotz der Niederlage besaß er nun eine wahre Einschätzung seines Feindes, und dieser Feind war keineswegs so stark, wie Thorn

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