Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
befürchtet hatte. Ihm gefiel die Macht der anderen nicht, aber ihre Soldaten brauchte er nicht zu fürchten. Es waren zu wenige.
Thorn wäre niemals zu solcher Macht gekommen, wenn er die Gründe einer Niederlage unbeachtet gelassen hätte. Er hielt nichts von falschem Stolz. Er erkannte an, dass er zum Narren gehalten und besiegt worden war, und sofort änderte er seine Pläne.
Die Sossag hatten einen Sieg errungen, der seinen Zielen dienen würde – aber viele von ihnen waren schwer verwundet, und ihre Anführer waren entweder tot oder närrisch. Nun war die richtige Zeit dafür gekommen, sie wieder in ein Bündnis mit ihm zu zwingen. Er brauchte sie und ihre gnadenlose menschliche Schlauheit, die so ganz anders und so viel raffinierter war als die der Irks und Kobolde.
Überdies musste er sich mit seinen Verbündeten unter den Qwethnethog-Dämonen beraten, ihnen seine Kraft vorführen und zeigen, dass er noch immer der Herr dieser Wälder war. Denn sonst würden auch sie ihm bald entweichen.
Er genoss die Ironie, die darin lag. Für sie griff er den Felsen an, und sie drohten ihm, abtrünnig zu werden.
Er seufzte, denn all diese verschiedenen Gefühle und Interessen erinnerten ihn an die Ränke, die ihn von den anderen Menschen weggetrieben hatten, als er selbst noch ein Mensch gewesen war. Die Wildnis war seine Zuflucht gewesen, und nun stellte sich heraus, dass sie keineswegs anders war.
Es war verrückt, dass er einen Sieg benötigte, um die Unwilligen zu überzeugen, während er den meisten seiner Verbündeten einfach das Leben entziehen konnte, indem er in das Innerste ihrer persönlichen Wildnis hineingreifen und daran ziehen konnte …
Er erinnerte sich daran, wie ihn einer seiner Schüler einmal ermahnt hatte, man könne die Menschen nicht dadurch überzeugen, dass man sie tötete, und er lächelte über diesen Gedanken. Der Junge hatte sowohl recht als auch unrecht gehabt. Thorn war nie daran interessiert gewesen, jemanden zu überzeugen.
Aber die Erinnerungen an die Vergangenheit halfen bei seinen gegenwärtigen Schwierigkeiten überhaupt nicht. Er zog seine Aufmerksamkeit von Taube, Luchs und Fuchs ab. Die Hasen waren allesamt tot, von den Hunden erlegt, und er bewegte sein fein verteiltes Bewusstsein zurück zu dem Körper, den er dafür erschaffen hatte.
Ein Dutzend Irks standen Wacht über ihm, und er begrüßte sie. »Ruft meine Hauptmänner zusammen«, sagte er mit dem heiseren Krächzen, zu dem seine Stimme jetzt geworden war, und sie zuckten vor ihm zurück und gehorchten.
Westlich von Albinkirk · Gaston
Die Armee, die nun nach Norden auf Albinkirk zumarschierte, war weitaus größer als die Elitetruppe, die Harndon vor einer Woche verlassen hatte. Und viel, viel langsamer.
Gaston saß auf seinem Pferd mitten in einem Verkehrsstau, der größer als in den Städten seiner Heimatprovinz war, und schüttelte den Kopf. Er beobachtete vier Männer, die zusammengekauert unter einer Brücke saßen und an einem Schinken knabberten.
»Das ist wie der ungeordnete Rückzug einer besiegten Armee«, sagte er auf Niederarchaisch. »Und dabei rückt sie gerade erst gegen den Feind vor.«
Der König war nun so gut wie unerreichbar, denn die gesamte Ritterschaft erstattete ihm Bericht, und all seine bedeutenden Lords umgaben ihn. Jean de Vrailly konnte nun nicht mehr so tun, als stelle er mit seinen dreihundert Rittern eine Bedrohung für den König dar, denn sein Tross war längst nicht mehr der größte. Der Graf der Grenzmarken, Gareth Montroy, kam mit weiteren fünfhundert Rittern herbei; es waren harte Männer in leichteren Rüstungen, als die Gallyer sie besaßen, aber sie waren von gleicher Körpergröße, und bei ihnen befanden sich überdies fünfhundert Bogenschützen. Das Banner von Lord Bain führte zweihundert weitere Krieger herbei, mit dem eitlen Geck Edward Despansay, dem Lord Bain, an der Spitze. Sie waren die bedeutendsten Lords mit einem großen, uniformierten Gefolge aus gut ausgebildeten Kriegern, aber es gab auch noch Hunderte einzelner Ritter aus den Ländern unter dem Banner des königlichen Leutnants und beinahe hundert, die aus den Rittern des Königs zusammengestellt waren – seiner Elitegarde, die unter seinem Vertrauten und Bastardbruder Ser Richard Fitzroy als Richter und Ungeheuerjäger durch die Lande streiften. Dann waren da noch etwa hundert Angehörige der Ritterorden, Priester und Mönche und Laienbrüder aus den Orden des heiligen Georg, des heiligen
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