Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
hinter ihn stellen.«
Lord Gareth machte eine bemüht unbeteiligte Miene. »Wollt Ihr Ser Alcaeus bei seiner Ehre herausfordern, weil er Euch zu erklären versucht hat, dass Eure Truppe noch der Ausbildung bedarf?«
Unter seinem Tonfall und der Bedeutung seiner Worte wand sich Gaston im Sattel. »Er hat angedeutet, dass meine Männer Angst haben.«
Alcaeus nickte, als wäre dies eine zwingende Schlussfolgerung. Alle Krieger um ihn herum schwiegen, und für lange Zeit war der einzige Laut das Klirren des Zaumzeuges und das Klappern von Rüstungen und Waffen, während die Ritter ihre Pferde die Straße entlangführten.
»Ihr wisst sicherlich, dass jede Kreatur der Wildnis eine Welle der Angst aussendet, und je größer die Bestie ist, desto stärker ist auch die Angst.« Lord Gareth hob beide Brauen. Der Diamant auf seiner Kappe glitzerte.
Gaston zuckte mit den Schultern. »Das habe ich gehört«, gab er zu. »Ich dachte, es könnte eine … eine Ausrede sein …« Er geriet ins Stottern und verstummte angesichts der gesammelten Missbilligung, die von einem Dutzend vernarbter Ritter ausging.
Ser Alcaeus schüttelte den Kopf. »Ihr braucht uns«, sagte er gleichmütig.
Gaston versuchte sich vorzustellen, wie er seinen Vetter davon überzeugen konnte, während er an der Kolonne entlangritt.
Nördlich von Lissen Carak
Sie kamen – jeder mit seinem eigenen Gefolge, wie es die Art der Wildnis war.
Der Anführer der Wildbuben, der unter dem Namen Jack bekannt war, kam aus dem Westen. Sein Gesicht verbarg sich hinter einer Maske aus rötlich-braunem Leder, und wie alle anderen Mitglieder seiner Bande trug er eine schmutzig weiße Wolljacke und eine Hose aus dem gleichen Stoff. Er hatte kein Rangabzeichen und keine anderen Symbole – kein schickes Schwert, keinen großartigen Bogen. Er war weder groß noch klein, und ein ergrauender Bart lugte unter der Maske hervor und verriet sein Alter. An seiner Seite waren ein Dutzend Männer mit langen Bögen aus Eibenholz, mit Pfeilgarben, langen Schwertern und Faustschilden.
Thurkan kam aus dem Süden, wo er zusammen mit seinen Qwethnethog-Dämonen die Wälder durchstreift und die königliche Armee beobachtet hatte, die den Albin hoch marschierte. Ein fünfzig Meilen langer Lauf durch den Wald hatte ihn nicht einmal außer Atem gebracht. Die Welle der Angst, die er vorauswarf, führte dazu, dass die abgehärteten Wildbuben die Arme um sich schlangen; sogar Thorn fühlte seine Macht. Bei ihm befanden sich nur zwei andere aus seinem mächtigen Volk – sein Bruder Korgahn und seine Schwester Mogan. Alle drei waren so groß wie ein Kriegspferd, hatten schartige, spitze Schnäbel, eingelegte Verzierungen über den Brauen, wunderschöne Augen und lange, schwere, muskulöse Beine sowie lange Arme, die in knöchernen Sensen ausliefen, und dazu anmutige, schuppige Schwänze. Bei ihnen war der mächtigste der Abnethog-Lindwürmer aus den nördlichen Wäldern: Sylch. Sein Volk hatte bisher die größten Verluste hinnehmen müssen, und sein Zorn zeigte sich in den hellroten Flecken, die wie flackerndes Feuer über die Oberfläche seiner glatten grauen Haut liefen.
Aus dem Osten kam eine Gruppe bemalter Männer, Akra Crom von den Abonacki führte sie an. Sie hatten die Vororte von Albinkirk geplündert, etwa hundert Gefangene gemacht und waren nun bereit, nach Hause zu gehen. So waren die Hinterwaller nun einmal – nach dem Überfall wollten sie gleich wieder entschlüpfen. Akra Crom war so alt, wie man als Hinterwaller nur sein konnte, und doch führte er seine Krieger noch immer an – seine Haut verriet sein Alter. Er hatte keine Haare mehr und war mit einem metallischen Grau bemalt, das im Licht silbern schimmerte. Er stellte ein seltenes Exemplar eines Hinterwallers dar – er besaß die Macht, war ein Schamane, Krieger und großer Sänger in seinem Volk. Der alte Mann war eine lebende Legende.
Exrech war der Häuptling der Gwyllch, die die Menschen Kobolde nannten. Sein Brustkorb schimmerte weiß, und seine Arme und Beine standen in einem vollkommenen Kontrast dazu, denn sie waren ebenholzschwarz, wie auch sein Kopf. Er war so groß wie ein Mensch, und Macht flackerte um seine Mundwerkzeuge herum; sie war viel deutlicher zu sehen als bei einem Gwyllch aus einer der niederen Kasten. Seine natürliche Rüstung war besser, und sein sorgfältig geschmiedetes Kettenhemd, das aus dem Osten stammte und die Beute aus einer Schlacht war, war seiner Schale angepasst und zum Bestandteil
Weitere Kostenlose Bücher