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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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die Gerüchte über den bevorstehenden Krieg hatten dazu geführt, dass das Personal in jedem Bereich des Haushalts aufgestockt worden war – eine Maßnahme, die die königliche Schatulle auf mindestens zehn Jahre belasten würde.
    »Royer le Hardi, Mylady«, stellte sich der Bote vor.
    »Und welche Nachrichten bringst du?«, fragte sie.
    »In der Armee ist alles in Ordnung«, antwortete Royer.
    Die Königin nahm den Beutel entgegen und öffnete ihn, indem sie das Siegel ihres Gemahls vorsichtig zerschnitt und die Bleischeibchen, die die Schnallen schützten, mit dem kleinen Messer öffnete, das sie zu jeder Zeit in ihrem Gürtel trug.
    In dem Beutel befanden sich vier zylindrische Behälter für Schriftrollen, in denen etwa ein Dutzend zusammengerollte und versiegelte Briefe steckten – sie erkannte Briefe an den Kaiser von Morea und den König von Gallyen – sowie ein dickes Paket mit ihrem Namen darauf, noch dazu in des Königs Handschrift.
    Sie riss es sofort auf, las einige Zeilen und runzelte die Stirn. »Mylords, Myladies, ihr guten Männer und Frauen«, sagte sie formell und erhob sich. »Ich werde morgen wieder Hof halten, und alle Fälle sollen bis dahin vertagt sein. Der Seneschall und der Wirt möchten zu mir kommen, genau wie meine Lords.« Sie lächelte, und viele aus der Menge unter ihr lächelten zurück; so persönlich wirkte ihre Freundlichkeit.
    Der Kammerherr klopfte mit seinem Zeremonialstab auf den Boden der Halle. »Die Königin hat die Versammlung aufgelöst«, sagte er für all jene, die es noch nicht verstanden hatten.
    Bevor der letzte Tuchhändler gegangen war, befanden sich bereits der königliche Haushofmeister und der Schatzmeister an ihrer Seite. »Neuigkeiten?«, fragte Bischof Godwin. Lord Lessing – ein Bankier, der noch vom alten König in den Adelsstand erhoben worden war – rieb sich den Bart.
    Sie tippte sich mit dem Begleitbrief gegen die Zähne. »Wir werden weiter nach Norden reisen, um zur Armee aufzuschließen«, sagte sie. »Falls wir ein Turnier abhalten, wird es vermutlich im Angesicht des Feindes in Albinkirk oder sogar in Lissen Carak stattfinden.« Ohne Zweifel war sie mit den Gedanken anderswo.
    Die Nachricht ihres Königs klang verzweifelt. Er hatte ihr befohlen, nicht zu ihm zu kommen.
    »Holt alle Wagen aus dieser Stadt«, sagte sie. »Ich will mich von allem befreien, was ich nicht brauche. Ich nehme vier Dienerinnen mit, aber keine Staatskleider, keinen Flitterkram. Ihr, Mylords, solltet hierbleiben. Ihr werdet die Regierung bilden.« Sie hielt kurz inne. »Nein. Geht flussabwärts nach Harndon.«
    Der Bischof stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Ich könnte einen ganzen Monat fort sein«, sagte sie, »oder noch länger. Ich werde beim König bleiben, bis die Gefahr vorbei ist. Lord Lessing, ich würde es als sehr freundlich von Euch betrachten, wenn Ihr den Vorratstross organisieren könntet.«
    Lessing zupfte an seinem Bart. Er hatte Goldfäden hineingewoben, was ihn nur noch grauer aussehen ließ. »Ich werde tun, was Ihr verlangt, Mylady«, sagte er feierlich. »Aber einige dieser Wagen werden zurückkommen müssen. Wir haben das südliche Königreich bereits durchkämmt, und ich bezweifle, dass es noch einen einzigen Karren in Harndon gibt. Wenn sie alle verloren gehen sollten, wird die Ernte auf den Feldern verfaulen.«
    »Also sollten sie nicht verloren gehen«, sagte sie leichthin. »Ich werde dafür sorgen, dass die Wagen, die nach Norden geschickt werden, zurückkommen – entweder leer oder mit der Ernte aus dem Norden.«
    »Boote«, sagte Lessing plötzlich. »Wenn er nach Lissen Carak unterwegs ist, solltet Ihr mit dem Boot dorthin reisen. Die Kais hier sind voller leerer Schiffe. Sie gehören Meister Random aus Harndon. Er hat eine gewaltige Flotte von Flussschiffen zusammengestellt, weil er die Getreideernte im Norden kaufen will. Ich muss zugeben, dass das eigentlich ein Geheimnis ist. Ich habe es von seiner Frau gehört, aber auf dem Fluss kommt Ihr schneller voran. Und es ist sicherer. Ich habe noch nie gehört, dass Kobolde schwimmen können. Oder?«
    Sie liebte ihre Lords, weil sie nie versuchten sie aufzuhalten, und weil sie sogleich mit der Planung der Einzelheiten ihrer Reise zur Armee begannen.
    Nachdem sie ein Dutzend Listen erstellt und die Hälfte aller bedeutenden Männer von Lorica herbeigerufen hatten, damit sie etliche Schriftstücke als Zeugen unterschrieben und mit verschiedenen Aufgaben betraut werden konnten,

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