Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
wenig Wein zu kühlen, bevor wir kämpfen müssen.« Er grinste. »Und manchmal kämpfen wir auch gegen die Moreaner. Und gegen Banditen, und hin und wieder auch gegen Kobolde. Wir wissen, wie Kobolde aussehen, nicht wahr, Jungs?«
Sie lachten.
»Und Ihr, Mylord?« Lord Gareth wandte sich an Gaston. »Ich vermute, Ihr kennt den Kampf ebenfalls?«
»Regionale Kämpfe«, sagte Gaston ausweichend.
»Wie groß sind regionale Kämpfe in Gallyen?«, fragte Lord Gareth.
Gaston zuckte mit den Schultern. »Wenn mein Vater gegen einen Feind marschiert, nimmt er tausend Ritter mit«, sagte er.
»Heilige Maria Himmelskönigin!«, fluchte Lord Gareth. »Christ am Kreuze, heiliger Herr! Nur der König hat tausend Ritter zur Verfügung, und das auch bloß dann, wenn er eine Aushebung befiehlt.« Er hob eine Braue. »Ich habe so etwas schon gehört, aber noch nie von einem Augenzeugen.«
»Ah«, meinte Gaston.
»Und wogegen kämpft Ihr?«, wollte Lord Gareth wissen. »Gegen Kobolde? Gegen Irks? Dämonen, Trolle?« Er schaute sich um. »Wie viele Kreaturen kann der Feind denn aufstellen, wenn Euer Vater tausend Ritter gegen sie braucht?«
Gaston zuckte wieder mit den Achseln. »Ich habe noch nie einen Kobold gesehen«, sagte er. »Im Osten kämpfen wir gegen Menschen.«
Lord Gareth zuckte zusammen. »Menschen?«, fragte er. »Das ist doch abscheulich. Ich gebe zu, ich habe hin und wieder auch den Moreanern auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden – aber es waren hauptsächlich Banditen. Gegen Menschen zu kämpfen macht wenig Spaß, zumal es doch einen richtigen Feind gibt.« Er beugte sich vor. »Wer kämpft denn dann im Osten gegen den Feind?«
Gaston hob die Schultern. »Im Norden unseres Landes sind es die Ritterorden. Aber niemand hat eine Kreatur der Wildnis gesehen seit …« Er suchte nach Worten. »Bitte versteht mich nicht falsch, aber wenn ihr Albier euch nicht so sicher wäret, was die Wildnis angeht, so würden wir eure Worte anzweifeln. Keiner von uns hat je eine Kreatur der Wildnis gesehen. Wir hatten geglaubt, dass es sich bei ihnen um Übertreibungen handelt.«
Wie ein Mann warfen die Ritter um Lord Gareth herum die Köpfe in den Nacken und lachten. Ein großer, braungebrannter Mann in einem Harnisch aus Schuppenpanzern drängte sein Pferd durch die Menge und setzte sich an Gastons Seite. »Ser Alcaeus Comnena von Mythymna, Mylord.«
»Ein Moreaner«, sagte Lord Gareth, »aber ein Freund.«
»Vielleicht braucht Eure Truppe ein wenig Unterricht über diese Kreaturen?«, fragte er hilfsbereit.
Gaston schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Wir kommen schon zurecht. Unsere Ausbildung war sehr hart.«
Alle Ritter um ihn herum sahen ihn an, als wären ihm soeben Flügel gewachsen. Gaston beschlich ein leises Gefühl der Sorge.
Alcaeus schüttelte den Kopf. »Wenn die Kobolde zwischen die Pferde gelangen, geben sie gern ihr Leben hin, um ein gutes Reittier ausweiden zu können«, sagte er. »Ein einzelner Troll, der auf eine Kolonne losgelassen wird, kann zehn Ritter so schnell töten, wie ich Euch dies erzähle. Verstanden? Und Lindwürmer – in der Luft – sind über offenem Gelände unglaublich gefährlich. Nur Männer mit schweren Armbrüsten stellen eine Bedrohung für sie dar, ebenso wie die tapfersten der Ritter. Pferde können die Nähe eines Lindwurms nicht ertragen. Und nichts, was Ihr auf dem Übungshof gelernt haben mögt, kann Euch auf die Angst Eures Reittieres vorbereiten.«
Gaston zuckte die Schultern, aber jetzt war er verärgert. »Meine Ritter empfinden keine Angst«, sagte er. Der Moreaner sah ihn an, als wäre er ein Narr, was ihn nur noch wütender machte. »Mir gefällt Euer Ton nicht.«
Nun war es an Ser Alcaeus, die Achseln zu zucken. »Das ist mir völlig gleichgültig, Ostmann. Ich muss Euch nicht gefallen. Wollt Ihr, dass Eure Ritter wie Vieh sterben, gelähmt vor Angst, oder wollt Ihr einen wirksamen Schlag gegen den Feind führen?«
Der Graf der Grenzmarken setzte sein Pferd zwischen die beiden. Sein Missfallen war offensichtlich. »Ich glaube, der gute Lord von Eu will sagen, dass wir ihm nichts über den Krieg erzählen müssen«, meinte er. »Aber ich dulde keine Streitereien zwischen meinen Rittern, Lord Gaston, also verspottet Ser Alcaeus bitte nicht.«
Gaston war verblüfft. Er sah den Mann an. »Was ist denn so Besonderes an Eurem Ritter, dass Ihr sein Streitgehabe duldet?«, fragte er. »Wenn die Ehre eines Ritters auf dem Spiel steht, muss sich sein Lord doch wohl
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