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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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brach die Königin schließlich auf dem besten Bett in der königlichen Festung von Lorica zusammen.
    Mary zog ihr das Samtkleid, den Gürtel, das Unterkleid und schließlich auch die Männerhose aus, die sie darunter trug, damit sie besser reiten konnte. »Nehmt Ihr mich mit?«, wollte Mary wissen.
    »Euch und Emmota, Helena und Apollonasia«, sagte die Königin müde. »Und Becca.«
    »Ein Bad?«, fragte Mary.
    »Ja. Es wird vielleicht das letzte für viele Tage sein«, sagte die Königin. »Oh, par dieu, Mary, wir werden allem entfliehen und ein Abenteuer zu bestehen haben.«
    Lady Mary lächelte ihre Herrin an. Aber ihre Augen lächelten nicht; es war, als blicke sie weit hinter den Raum, in dem sie sich befanden.
    »Denkt Ihr noch immer an ihn?«, fragte die Königin ihre Zofe.
    »Nur wenn ich wach bin«, gab diese zu. »Und manchmal auch, wenn ich schlafe.«
    »Er ist nicht bei der Armee.« Desiderata hatte zwei Botschaften von ihrem Gemahl erhalten, in denen der Name Gawin Murien stand, aber in keiner von beiden wurde erwähnt, wo er sich befand.
    »Zumindest werde ich ihm näher sein«, sagte Mary und seufzte. »Ich habe erst bemerkt, dass ich ihn liebe, als ihn der König weggeschickt hat.«
    Desiderata hielt ihre Mary in den Armen, als diese einige Tränen vergoss, und dachte an die Briefe ihres Gemahls.
    Er war besorgt. Das war deutlich zu spüren, trotz seines närrischen Geplauders – oder gerade deswegen.
    Er brauchte sie dort. Sie musste ihn daran erinnern, was und wer er war.
    In Gedanken an Mary und Gawin schlief sie ein und stellte beim Erwachen fest, dass sie zur Admiralin einer Flotte von vierzig schnellen Flussbooten geworden war, die je zwanzig Ruder und zusätzlich kräftige Masten besaßen und schwere Lasten tragen konnten. Als die Sonne über das Flussufer stieg, fuhr ihre Flotte bereits nach Norden, und die Einwohner von Lorica waren froh, die Rücken der Ruderer zu sehen, die mehr Ärger gebracht hatten als ein Dutzend Soldatenkompanien. Trotz ihrer Pläne wurde die Königin von all ihren Hofdamen begleitet, und auch etliche Pavillons, Waffen und Rüstungen sowie Trockenfleisch für die Armee waren eingeladen worden. Dazu hatte sich eine Gruppe von loricanischen Gildenmännern in scheußlicher Purpur- und Goldkleidung gesellt; es waren allesamt Armbrustschützen, die bisher noch nie die Stadt verlassen hatten. Sie waren die einzigen Soldaten, die der Bischof hatte finden können.
    »Macht Platz – alle!«, rief der Steuermann.
    Sie lehnte sich in ihrem weißen Kleid unter der hellen Sonne zurück, die aus ihrem Haar Gold machte.

12

    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Die Belagerung von Lissen Carak. Sechster Tag.
    Die Wälder um uns herum sind still. Trauern denn auch Ungeheuer?
    Vorgestern hat der Hauptmann einen beachtlichen Sieg über den Feind errungen. Er hat den größten Teil unserer Truppe durch den Cohocton nach Süden geführt, wo Meister Gelfred eine Karawane entdeckt hatte, die in unserer Richtung unterwegs war. Sie wurde schwer getroffen, doch der Ausfall des Hauptmanns hat den Gegner von hinten erwischt und vernichtet. Der Hauptmann schätzt, dass wir mehr als fünfhundert Feinde getötet haben – einschließlich vier großer Ungeheuer, nämlich drei gewaltige Steintrolle und ein Behemoth.
    Die Männer sagen, der Hauptmann habe den Behemoth selbst getötet, und es sei die größte Heldentat gewesen, die sie je gesehen hatten.
    Gestern stand die Kompanie den ganzen Tag hindurch still und wartete auf einen Angriff, der jedoch nicht erfolgt ist. Die Männer haben in voller Rüstung und Bewaffnung auf dem Posten geschlafen.
    Viele Bauern und genauso viele Nonnen behaupten, das sei das Ende der Belagerung; der Feind werde sich nun hinfortstehlen. Die Äbtissin hat einen Rat aller Offiziere einberufen.
    Die Äbtissin hatte einen großen Tisch hereintragen lassen. Es war der längste, den der Hauptmann je gesehen hatte. Er füllte die Große Halle vom Kamin bis zum Podest aus, und dreißig Männer konnten zu beiden Seiten nebeneinander an ihm Platz nehmen.
    Doch sie waren nur zu sechst. Und die Äbtissin war dabei.
    Die sechs waren der Hauptmann selbst, der die Füße auf den Stuhl neben sich gelegt hatte, sowie Ser Jehannes, der aufrecht auf dem Stuhl daneben saß, und Meister Gerald Random, der dadurch, dass fast sein halber Konvoi hatte gerettet werden können, plötzlich zum Sprecher aller Kaufleute geworden war und ebenfalls zwei Stühle einnahm, und Ser Milus als Kommandant

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