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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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zu retten war.«
    Der Magus kniff die Augen zusammen. »Eine menschliche Frau ist an eine Statue in einem Palast der Erinnerung gekettet?«, fragte er. »In Eurem Kopf.«
    Der Hauptmann seufzte. »Ja.«
    »Das ist Häresie, Thaumaturgie, Nekromantie, große Pietätlosigkeit und vielleicht auch Entführung«, sagte Harmodius. »Ich weiß nicht, ob ich Euch dafür bestrafen oder nur fragen soll, wie Ihr das geschafft habt.«
    »Sie hat mir geholfen. Sie tut es noch immer«, sagte der Hauptmann.
    »Wie viele der hundert Werke kennt Ihr?«, wollte der Magus wissen.
    »Von den hundert Werken, deren es mindestens hundertvierundvierzig und vielleicht sogar vierhundert gibt?«, fragte der Hauptmann zurück.
    Jacques kam mit einem Tablett zurück, auf dem sich Apfelcidre, Wasser und Wein befanden.
    »Niemand betritt diesen Raum«, befahl der Hauptmann.
    Jacques’ Miene deutete an, dass er kein Narr war – auch wenn sein Meister vielleicht einer war. Dann ging er nach draußen.
    Der Magus betastete seinen Bart. »Hm«, meinte er nichtssagend.
    »Ich kenne mehr als hundertfünfzig«, sagte der Hauptmann und zuckte die Achseln.
    »Es war eine großartige Erinnerungsmaschinerie«, meinte der Magus. »Darf ich fragen, warum Ihr nicht die große Leuchte der Hermetik seid?«
    Der Hauptmann nahm einen Becher mit Wasser und trank ihn in einem Zug leer. »Ich will es nicht.«
    Der Magus schockierte ihn, indem er nickte.
    Der Hauptmann beugte sich vor. »Das ist alles? Ihr nickt?«
    Der Magus spreizte die Hände. »Ich kann nur immer wieder sagen, dass ich kein Narr bin, Junge. Ich vermute, Eure Mutter hat Euch Euer ganzes junges Leben hindurch zum Magus ausgebildet. Sie ist eine brillante Lehrerin gewesen und besaß besondere Kräfte. Aber das alles perlt an Euch ab. Wisst Ihr das?«
    Der Hauptmann lachte. Es war ein Lachen voller Wut, Selbstmitleid und grausamem Schmerz. Ein sehr junges, schreckliches Lachen, von dem er eigentlich gehofft hatte, es hinter sich gelassen zu haben. »Sie …«, begann er. »Verdammt, ich bin nicht in der Stimmung für Enthüllungen, alter Mann.«
    Reglos saß der Magus da. Dann nahm er eine Weinkaraffe, goss sich einen Becher ein und trank ihn. »Es ist so«, begann er vorsichtig. »Die Sache ist so, dass Ihr wie ein Keller voller Getreide seid, oder voller Rüstungen oder voller Steinöl. Ihr wartet darauf, zur Verteidigung dieser Festung eingesetzt zu werden, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das zulassen darf.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe etwas entdeckt. Etwas so Wichtiges, dass ich mich leider nicht mehr um das bekümmern kann, was die Menschen Moral nennen. Es tut mir zwar leid, dass Eure Schlampe von Mutter Euch so verletzt hat, aber Euer Suhlen im Selbstmitleid wird kein Leben retten – insbesondere nicht meines.«
    Ihre Blicke begegneten sich.
    »Ein Keller voller Steinöl«, sagte der Hauptmann träumerisch. »Ich habe einen Keller voller Steinöl.«
    »Eure Lehrerin hat Euch viel beigebracht«, sagte Harmodius. »Aber jetzt müsst Ihr mir zuhören, Hauptmann. Der Verstand, der gegen uns arbeitet, ist nicht der irgendeines Koboldhäuptlings aus den Bergen – nicht einmal der eines Adversarius oder eines Draconis Singularis. Es handelt sich um die Hülle eines Mannes, der einmal der größte unseres Ordens gewesen ist und sich selbst der Wildnis übergeben hat, um eine Macht zu erlangen, die offen gesagt beinahe gottgleich ist. Ich weiß nicht, warum er diesen Ort hier einnehmen will – das heißt, ich habe zwar eine Ahnung, um was es gehen könnte, aber ich weiß nicht, was er wirklich vorhat. Versteht Ihr mich, Junge?«
    Der Hauptmann nickte. »Ich habe da einen oder zwei Gedanken. Ich werde Euch wohl helfen müssen, wenn wir es schaffen sollen.«
    »Selbst im Augenblick seines Verrats war er zu gerissen für mich«, sagte Harmodius, »auch wenn ich um meiner eigenen Sünden willen mein Versagen erst in der vergangenen Woche begriffen habe.« Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück. Plötzlich schien er kleiner geworden zu sein.
    Der Hauptmann trank den sanften Cidre mit vier langen Schlucken. »Ich würde das hier auch gern überleben«, sagte er und seufzte. »Ich bin nicht gegen den Gebrauch der Macht. Schließlich gebrauche ich sie ja selbst.«
    Harmodius blickte auf. »Könnt Ihr sie kanalisieren?«, fragte er.
    Der Hauptmann runzelte die Stirn. »Ich weiß, was Ihr damit meint«, sagte er. »Aber ich habe es noch nie getan. Außerdem ist meine Kraft äußerst

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