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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Pony und schneller als eine Katze. Am Ende war es ihnen gelungen, es in die Flucht zu schlagen.
    Die Armee hatte sich vier Stunden vor Tagesanbruch aufgestellt und ihre Formationen in der Dunkelheit gebildet; dann war sie vorsichtig auf die rauchende Stadt zumarschiert. Und trotzdem war die Maus der Katze entkommen.
    Oder der Löwe war der Katze entkommen. Gaston wusste nicht, was von beidem zutraf.
    Der König verfügte über fast dreitausend Ritter und Soldaten und noch einmal über die Hälfte dieser Zahl an Infanteristen, abgesehen von denjenigen, die zur Bewachung des Lagers zurückgeblieben waren. Diese Streitmacht war die größte und am besten bewaffnete, die Gaston je gesehen hatte. Die Albier hatten Rüstungen für jeden Bauern, und während die Ritter auf ihren Schlachtrössern ein wenig altertümlich anmuten mochten, weil sie zu viel gesottenes Leder und scheußliche Farben, dafür aber zu wenige Panzer trugen, war die Armee des albischen Königs jetzt doch größer als die eines jeden gallyschen Feldherrn und sehr gut mit Pferden ausgestattet. Sein Vetter sagte inzwischen nichts mehr darüber. So nahe am Feind war der königliche Gastgeber wendiger, schlanker und fähiger geworden und hatte überall Wachtposten und Späher aufgestellt. Nun ritten die jungen Männer nicht länger ohne Rüstung umher.
    Aber sein Vater, König Hawthor, hatte allen Berichten zufolge mindestens fünfmal so viele Männer gehabt, als er gegen die Wildnis geritten war – vielleicht sogar zehnmal so viele. Und die Zeichen waren überall um sie herum zu erkennen – der Mangel an Panzerungen ließ sich nicht nur mit einer Vorliebe für das Altertümliche erklären. Überall entlang der Straße hatte er verlassene Gehöfte und Geschäfte gesehen – und einmal sogar eine ganze kleine Stadt mit eingefallenen Dächern.
    Das gab ihm zu denken.
    Als die Sonne aber heute hinter ihnen aufstieg und ihre Lanzenspitzen und Wimpel vergoldete, wich der Feind vor ihnen zurück und gab seine Belagerung auf – als ob Albinkirk nach dem Angriff nie wirklich belagert worden wäre.
    Die Armee hielt am Rande des großen Flusses an, und die königlichen Jäger erledigten alle Kobolde, die zu langsam gewesen waren, über die hohe Klippe auf das darunter liegende Ufer zu klettern. Herolde zählten die Toten und stritten darüber, ob die Vernichtung der kleinen feindlichen Streitmacht als Schlacht anzusehen sei oder nicht.
    Gaston folgte dem Ruf seines Vetters und salutierte mit offenem Visier und lose in der Scheide hängendem Schwert vor ihm. Wahrscheinlich würde es eine sofortige Verfolgungsjagd durch den Fluss geben, obwohl seltsam schien, dass sich der Feind nach Osten zurückzog.
    Jean de Vrailly übergab seine große Armbrust dem Knappen und schüttelte den Kopf. »Eine königliche Ratsversammlung!«, brauste er auf. Er war sehr wütend. Es hatte den Anschein, dass sein verrückter Vetter in der letzten Zeit andauernd sehr wütend war.
    Gefolgt nur von einer Handvoll Ritter, preschten sie quer über die Wiese, die von Sommerblumen bedeckt war, und hielten auf den König zu.
    »Wir lassen den Feind entkommen«, sagte de Vrailly zu seinem Vetter. »Es sollte eine große Schlacht stattfinden. Heute. « Er spuckte aus. »Meine Seele ist in Gefahr, weil ich allmählich an meinem Engel zweifle. Wann werden wir endlich kämpfen? Bei den fünf Wunden Christi, ich hasse diesen Ort. Zu heiß, zu viele Bäume, dazu hässliche Menschen, bestialische Bauern …« Plötzlich zügelte er sein Pferd, stieg ab und kniete zum Gebet nieder.
    Ausnahmsweise gesellte sich Gaston zu ihm. Diesmal konnte er allen Verkündigungen seines Vetters nur beipflichten. Auch er wollte nach Hause gehen.
    Ein Herold ritt herbei – ein königlicher Bote, wie Gaston erkannte. Er kehrte zu seinen Gebeten zurück. Erst als seine Gelenke schmerzten und seine Knie die Qualen nicht länger ertragen konnten, hob Gaston den Blick und sah den Boten des Königs an, der geduldig gewartet hatte.
    »Der König wünscht Eure Gegenwart«, sagte er.
    Gaston seufzte, und er und sein Vetter ritten den Rest des Weges bis zu dem Ort, an dem die königliche Ratsversammlung stattfand.
    Sie wurde zu Pferde abgehalten. Alle wichtigen Befehlshaber waren anwesend – jeder Offizier oder Lord, der über fünfzig oder mehr Ritter gebot: der Graf von Towbray, der Graf der Grenzmarken, der Prior von Harndon, der die Ritterorden befehligte, sowie ein weiteres Dutzend Lords, die Gaston nicht kannte. Edward,

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