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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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gleichzeitig ehrfurchtgebietend. Die Gräben verliefen nicht in konzentrischen Kreisen, wie ausgebildete Soldaten sie angelegt hätten, sondern orientierten sich an der Bodenbeschaffenheit und umschmiegten jede Erhöhung so eng wie das Unterkleid den Körper einer kurvenreichen Frau.
    Jemand musste all dies geplant haben, und nun wurde es ausgeführt. An einem einzigen Tag.
    Er wollte bei Amicia sein. Er wollte mit ihr reden, aber er war zu müde, und die Festung war so übervölkert, dass kaum eine Chance bestand, sie zu finden. Aber er kannte einen anderen Weg – sofern sie auf ihrer Brücke war. Dazu musste er nur die Tür einen Spaltbreit öffnen. Er streckte seine inneren Fühler aus und …
    … betrat den Raum. Er winkte seiner Lehrerin Prudentia zu und ging zu der eisenbeschlagenen Tür.
    »Nicht«, sagte sie.
    Sein ganzes Leben hindurch hatte sie ihm immer wieder gesagt, dies und das nicht zu tun, und meistens hatte er nicht auf sie gehört.
    »Du kannst ihr nicht vertrauen«, sagte Prudentia. »Thorn befindet sich unmittelbar hinter dieser Tür. Er wartet auf dich.«
    »Irgendwann muss er auch einmal schlafen.«
    »Bleib stehen!«
    Er drückte mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür – mit seinem ganzen Traumgewicht – und drehte den Knauf, bis es im Schloss klickte …
    Und die Tür wurde aufgeworfen. Ein fester, grüner Nebel floss in die Kammer, hatte genug Macht, eine ganze Stadt zu erleuchten … zehn Städte …
    Nördlich von Lissen Carak · Thorn
    Thorn grinste, als er die dunkle Sonne spürte – er fühlte, wie er in der Welt der Macht auftauchte, und er sandte all seine Macht an den Kontaktlinien entlang, um ihn zu fesseln. Nun gab es kein Zögern mehr. Menschen der Macht bemühten sich stets um eine unmittelbare Herausforderung. Thorn war bereit.
    Lissen Carak · Die Äbtissin
    Die Äbtissin spürte die anschwellende Woge der Macht der Wildnis und hielt inne. Sie verfütterte gerade Hühnchenstücke an ihren Raubvogel, und der Teller mit dem rohen Fleisch fiel klappernd auf den Marmorfußboden. Es konnte sich doch nicht so viel Macht in ihrer Festung befinden … Sie streckte ihre inneren Fühler aus und spürte ihn …
    Nördlich von Lissen Carak · Thorn
    Thorn spürte ihr goldenes Leuchten und hielt inne. Er leckte daran, schmeckte sie und war erstaunt über ihre Kraft. Erfreut, traurig, wütend, schuldbeladen …
    Und vollkommen verwirrt.
    Palast der Erinnerung · Der Rote Ritter
    Er lag auf dem Boden, und Prudentia versuchte ihn zu erreichen. Ihre Marmorhand befand sich nur wenige Zoll von seiner eigenen entfernt. Ihre Hand sowie die schwarzen und weißen Fliesen waren das Einzige, was er in der brodelnden, alles andere erstickenden Wolke aus Grün erkennen konnte – es war das Grün der Bäume im Hochsommer. Er wurde gegen den Boden gedrückt … Er sah, wie sich der Umriss eines Käfigs über ihm schloss, eines Phantasmas, das so mächtig war, dass er seine Verwunderung nur durch ein Stöhnen ausdrücken konnte, als es ihn zerschmetterte … doch dann schwankte es. Er reckte sich, aber es war noch immer zu mächtig, auch wenn es an Konzentration zu verlieren schien. Er drückte sich dagegen, während es in seinem Kopf schrie: »Narr, Narr, Narr …«
    Die Tür wurde zugeschlagen, er lag zusammengesackt in der Ecke seines befestigten Balkons.
    Der alte Magus stand über ihm. Sein Stab glühte noch, und Zungen eines Elfenfeuers spielten an seiner gesamten Länge entlang. »Ich vermute, das ist das Erbteil Eurer Mutter«, sagte der alte Mann.
    Der Hauptmann versuchte aufzustehen, doch es war, als besäße er keine Knochen mehr. Außerdem konnte er die Arme kaum bewegen. »Ihr seid mir überlegen«, sagte er.
    Der alte Magus reichte ihm die Hand. »Das stimmt. Ich bin Harmodius, und Ihr seid Lord Gabriel Moderatus Murien – Annas Sohn.« Er lächelte verbittert. »Der Viscount Murien. Versucht nicht, es zu leugnen, Ihr kleiner Teufel. Eure Mutter glaubt, Ihr seid tot, aber seit dem Augenblick, in dem ich Euch zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, wer Ihr seid.« Er zog den Hauptmann auf die Beine und führte ihn zu einem Stuhl.
    Jacques kam mit einer gespannten und geladenen Armbrust herein. Es geschah ganz leise; Harmodius hatte keine Gelegenheit zu reagieren.
    »Sagt nur ein Wort, Mylord, und er ist tot«, versprach Jacques.
    »Du hast es gehört«, sagte der Hauptmann zu Jacques. Er fühlte sich, als hätte er den schlimmsten Kater seines Lebens.
    »Ich habe es gehört«,

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