Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
begrenzt. Prudentia hat mir beigebracht, dass unsere Muskeln durch unablässige Beanspruchung wachsen, und mit der Macht verhalte es sich nicht anders.«
    Der Magus nickte. »Das stimmt – im Grundsatz jedenfalls. Ihr habt einen einzigartigen Zugang zur Macht der Wildnis.« Er zuckte die Achseln.
    »Mutter hat mich aufgezogen, als wäre ich der Antichrist«, erwiderte der Hauptmann bitter. »Was erwartet Ihr?«
    »Entweder suhlt Ihr Euch in Eurem Selbstmitleid, oder Ihr wachst. Ich bezweifle, dass Ihr beides gleichzeitig könnt.« Er beugte sich vor. »Hört mir zu. Bisher war alles, was er getan hat, nichts als ein Vorspiel. Er besitzt Tausende frischer Kobolde. Ihm steht das gesamte Spektrum an beängstigenden Kreaturen der nördlichen Wildnis zur Verfügung: Trolle, Lindwürmer, Dämonen, Hinterwaller, Irks. Er hat die Macht, einen Käfig über Euch zu stülpen – über Euch, der die Macht der Wildnis unmittelbar anzapfen kann. Wenn er mit ganzer Kraft auf uns losmarschiert, wird er uns vollkommen vernichten.«
    Der Hauptmann zuckte die Achseln und trank noch etwas Wein. »Dann sollten wir aufgeben«, sagte er höhnisch.
    »Wacht auf, Junge! Das ist eine ernste Sache!« Der alte Mann haute auf den Tisch.
    Sie sahen einander böse an.
    »Es ist wichtig, dass Ihr Eure Kräfte für uns einsetzt«, sagte Harmodius. »Seid Ihr in der Lage, Anweisungen entgegenzunehmen und zu befolgen?«
    Der Hauptmann wandte den Blick ab. »Ja«, murmelte er, dann lehnte er sich zurück und wurde plötzlich ganz ernst. Er hob den Blick. »Ja, Harmodius. Ich werde Eure Anweisungen entgegennehmen und nicht mehr gegen Eure offensichtliche Autorität aufbegehren – weil Ihr mich an meinen Nicht-Vater erinnert.«
    Harmodius zuckte mit den Schultern. »Ich trinke nicht ge nug, um Euch an Euren abstoßenden Nicht-Vater zu erinnern«, sagte er.
    »Ihr habt die Wildbuben vergessen«, warf der Hauptmann ein, »als Ihr seine überwältigende Streitmacht aufgezählt habt. Wir haben einige von ihnen bei unserem ersten Ausfall im Lager erwischt. Jetzt hat er sie an einen anderen Ort verbracht, und ich habe sie verloren.«
    »Wildbuben?«, fragte Harmodius. »Rebellen?«
    »Vermutlich«, meinte der Hauptmann. »Mehr als Rebellen. Männer, die die Veränderung wollen.«
    »Ihr klingt verständnisvoll«, erwiderte Harmodius.
    »Wenn ich in einer Kleinbauernkate aufgewachsen wäre, wäre ich ebenfalls ein Wildbube geworden.« Der Hauptmann warf einen Blick auf seine Rüstung am Gestell, als dächte er über soziale Abgrenzungen nach.
    Harmodius zuckte die Achseln. »Wie archaisch von Euch.« Er kicherte.
    »Die einfachen Leute haben es heute schlechter als zu meiner Kindheit«, versicherte ihm der Hauptmann.
    Harmodius strich über seinen Bart und goss sich noch einen Becher Wein ein. »Ihr habt doch sicherlich bemerkt, dass alle es heute schlechter haben? Die Welt fällt auseinander. Die Wildnis gewinnt – nicht durch große Siege, sondern durch einfache Entropie. Es gibt immer weniger Gehöfte und immer weniger Menschen. Ich habe es auf meinem Ritt hierher gesehen. Albia geht unter. Und dieser Kampf – dieser kleine Kampf um eine unwesentliche Burg, die eine Brücke bewacht, welche für den bäuerlichen Markt sehr wichtig ist – wird zum Kampf Eurer ganzen Generation. Die Aussichten sind schlecht für uns, sind es schon immer gewesen. Wir sind niemals klug. Wenn wir reich sind, verprassen wir unseren Reichtum, indem wir gegeneinander kämpfen und Kirchen bauen. Wenn wir arm sind, kämpfen wir gegeneinander um die Reste – und immer ist die Wildnis da, um die ungepflügten Felder zu besetzen.«
    »Ich werde hier nicht versagen«, erklärte der Hauptmann.
    »Weil Ihr dem Schicksal, das für Euch bestimmt war, endlich den Rücken zuwenden könnt, falls Ihr siegreich seid?«, fragte der Magus.
    »Jeder muss etwas erstreben«, erwiderte der Hauptmann.
    Albinkirk · Gaston
    Es gab keine Schlacht bei Albinkirk.
    Die königliche Armee formierte sich zum Kampf südlich der Stadt am Westufer des großen Flusses, während der kleinere Cohocton die nördliche Flanke schützte. Königliche Jäger töteten schon seit zwei Tagen Kobolde, und die Knappen und Bogenschützen der Armee lernten allmählich, ihre Wächterpflichten ernst zu nehmen, nachdem irgendetwas beinahe hundert Pferde im Dunkel der Nacht geholt hatte. Sechs Knappen und ein Ritter starben im Dunkel, als sie sich plötzlich etwas Schnellem und gut Bewaffnetem gegenübersahen – größer als ein

Weitere Kostenlose Bücher