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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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setzte.
    Doch wie lang und tief die Nacht auch immer sein mochte, der Feind war still, und die Belagerten schliefen.
    Im ersten Licht des Morgens schlug der Feind zu.
    Die Belagerung von Lissen Carak. Neunter Tag.
    Heute hat der Feind das ganze Land um die Festung herum abgebrannt – bis hin zu den Wäldern.
    Die Menschen – die verräterischen Wildbuben – haben alle Gehöfte, Scheunen und Katen und sogar kleine Flecken im Wald niedergebrannt.
    Die Bauern standen auf den Mauern und sahen zu. Einige haben geweint. Wir wurden verflucht, weil wir armselige Soldaten abgäben, da wir erlaubten, dass die Wiesen und Felder verbrannt wurden.
    Die Äbtissin kam heraus und sah ebenfalls zu, dann versprach sie, dass alles wieder aufgebaut würde.
    Aber viele Herzen haben sich abgewandt. Vor Mittag befanden sich die Kreaturen des Feindes wieder in der Luft über der Festung. Wir konnten sie erneut spüren.
    Lissen Carak · Die Näherin Meg
    Es war ein einfacher, aber unaufhaltsamer Umstand, der die Art der Belagerung veränderte und die Bauern und schlichten Leute in der Festung so entsetzlich niederschmetterte, dass kein militärischer Sieg es mehr wettmachen konnte.
    Die ersten Feuer waren im Nordosten zu sehen. Hawkshead, das am weitesten östlich gelegene Dorf der Festung, wurde angezündet, noch bevor der Morgen den Himmel erhellte. Die letzte Nachtwache sah den Ort bereits vollständig in Flammen stehen.
    Als die Sonne schon ein rötliches Licht gab, brannte Kentmere im Westen. Inzwischen waren die Mauern der Festung voller Bauern. Dann folgte Abbington.
    Meg sah zu, wie ihr kleines Dorf in den Flammen unterging. Von ihrem hohen Standort aus konnte sie die Dächer zählen, und so bemerkte sie, als auch ihre eigene Kate brannte. Sie sah mit wütender Verzweiflung zu, bis sie nicht mehr erkennen konnte, welches Haus das ihre war. Sie standen allesamt in Flammen – jede Kate, jedes Haus, jede Steinscheune, jeder Hühnerschlag. Die Felder und Wiesen um die Festung herum waren plötzlich voller Feinde – all die Kreaturen, die sich in den ersten Tagen nicht gezeigt hatten. Es waren Kobolde und Irks, Dämonen und Trolle, große Wesen mit glatten Köpfen und Stoßzähnen, von denen die Soldaten behaupteten, es seien Behemothe. Und natürlich Menschen.
    Wie sie diese Menschen hasste.
    Nun hatte der Feind auch jeden Baum angezündet. Obstgärten mit Apfel- und Pfirsichbäumen, mit Pflaumen- und Dattelbäumen wurden vernichtet. Weinreben, die viele Generationen hindurch gewachsen waren, waren innerhalb von nur einer Stunde verschwunden; ihre Wurzeln waren vom Feuer angesengt oder ganz verbrannt, und jedes einzelne Gebäude stand in Flammen. So weit das Auge blicken konnte, brannte in jeder Richtung ein Flammenmeer, und Lissen Carak war darin eine dunkle Insel.
    Meg konnte den Blick nicht von dem Sterben ihrer Welt abwenden.
    »Wurst ohne Senf, oder?«, sagte eine dunkle Stimme neben ihrem Ellbogen.
    Sie zuckte zusammen und stellte fest, dass dort der riesige schwarzköpfige Hochländer, der Wilde der Söldnertruppe, auf dem anderen Fass neben ihr saß und über die Mauer schaute.
    »Krieg ohne Feuer ist wie eine Wurst ohne Senf«, sagte er.
    Sie bemerkte, dass sie wütend auf ihn wurde. »Das ist – mein Ort. Mein Haus! «
    Der große Mann nickte. Es schien ihm nichts auszumachen, dass sie jetzt weinte. »Das ergibt einen Sinn. An seiner Stelle hätte ich es genauso gemacht.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Krieg! An seiner Stelle! Das ist doch kein Spiel! Wir leben hier! Das ist unser Land . Wir bestellen es. Wir begraben unsere Toten darin. Mein Mann liegt da drüben – und meine Tochter.« Die Tränen erstickten ihre Stimme, und in diesem Augenblick hasste sie diesen Riesen mehr als die Kobolde mit ihren schrecklichen Gesichtern und ihrer Bereitschaft, Megs Leben einfach zu verbrennen.
    Eindringlich sah Tom sie an. »Es gehört euch nicht, wenn ihr nicht in der Lage seid, es zu verteidigen«, sagte er. »Soweit ich weiß, habt ihr es denen abgenommen, oder? Da sind wohl ihre Toten ebenfalls dort beerdigt. Und da würde ich doch sagen, dass es eigentlich ihr Land ist. Tut mir leid, gute Frau, aber der Krieg ist mein Geschäft. Und beim Krieg gibt es immer eine Menge Feuer. Der Feind zeigt uns, dass wir nur das halten können, worauf wir stehen, und dass er auch gewinnen kann, ohne die Festung einzunehmen. Wir haben ihm in der letzten Nacht wehgetan, und jetzt schlägt er zurück. So ist der Krieg nun einmal. Wenn du nicht

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