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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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durch die Nordlande zu reiten. Galahad Acon war für die Kirche des Heiligen in London bestimmt und fühlte sich schon fast wie einer der Ritter. Sein Gefährte, Diccon Alweather, war bereits zu Zeiten des alten Königs dessen Bote gewesen: ein wettergegerbter Mann mit mehr Narben als gebräunter Haut, wie er zu sagen pflegte.
    Die Boten waren an harte Ritte und keine andere Gesellschaft als ihre Pferde gewöhnt. Doch sogar für sie war es ein anstrengender Tag – fünfzehn Meilen über unebenes Gelände, das mit jeder Stunde ihre Reitfähigkeiten herausforderte. Die Ritter hingegen schienen nicht müde zu werden. Viele von ihnen waren älter als Alweather.
    Gegen Abend kam einer der jüngsten Ritter zum Haupttross zurück und führte sie in nördliche Richtung auf einen steilen Berg.
    Ohne ein Wort stieg jeder Ritter ab. Alle zogen ihre Langschwerter aus den Sattelscheiden, teilten sich in vier Gruppen zu je fünfzehn Mann und gingen davon.
    Der Prior wartete einen Augenblick und sah die beiden Boten an. »Wartet hier«, sagte er. Das waren die ersten Worte, die Galahad von einem der Ritter gehört hatte, seit sie das königliche Lager verlassen hatten.
    Die schwarz gekleideten Ritter verschwanden im Wald.
    Eine Stunde verging. Es war kalt. Die Frühlingsabende wurden zwar länger, aber nicht wärmer, und Galahad wusste nicht, ob ihm schon kalt genug war, um seinen dicken Mantel aus dem Bündel hinter dem Sattel zu nehmen oder nicht. Er wollte nicht im falschen Augenblick absteigen. Er verfluchte den Prior und dessen Schweigen.
    Dann sah er den älteren Boten an, der anscheinend in völliger Ruhe und Gelassenheit wartete – eine ganze Stunde lang.
    »Da kommen sie«, sagte Galahad plötzlich.
    Der Prior trat zu seinem Pferd und schob sein Schwert in die Sattelscheide. »Kommt«, sagte er und lächelte.
    Er ging weiter den Berg hinauf, und alle Pferde folgten ihm.
    »Unheimlich«, meinte Alweather, spuckte aus und machte ein Schutzzeichen.
    Sie breiteten sich aus und stiegen rückwärts weiter nach oben. Es war eine anstrengende Art des Steigens, und im letzten Licht des Tages sah Galahad, dass die Krone des Berges noch steiler und äußerst felsig war.
    Das Pferd vor ihm scheute, und dann war wieder alles still. Galahad schaute nach unten und bemerkte einen Leichnam. Und dann noch einen. Und noch einen und noch einen.
    Es waren keine Menschen. Er war sich nicht sicher, was sie waren – klein und braun, mit großen Köpfen und starken Muskelsträngen, wundervoll genähten Lederkleidern und gewaltigen Wunden, die von Bidenhändern stammten.
    »Gütiger Christus«, sagte Alweather.
    Er roch Feuer, und dann hatten sie den Gipfel erreicht.
    Die Spitze des Berges war abgeflacht, und dort befand sich eine Senke. Es war wie ein gewaltiger Becher, und die Ritter hatten bereits drei Feuer entzündet, über denen Mahlzeiten kochten. Galahads Magen, der sich beim Anblick der nichtmenschlichen Leichen mit ihrem rot-grünen Blut umgedreht hatte, beruhigte sich beim Geruch des Essens wieder. Es gab Erbsensuppe.
    »Sattelt eure Pferde ab und striegelt sie«, sagte der Prior. »Danach müssen sie sich um sich selbst kümmern.«
    Alweather runzelte die Stirn, aber Galahad weigerte sich, sich von der Vorsicht des alten Priors anstecken zu lassen. Voller Freude, wie er war, lebte er gerade einen seiner geheimen Träume.
    Alweather hingegen wäre liebend gern zum König zurückgekehrt.
    »Sie haben vor Kurzem eine Schlacht geschlagen«, sagte Galahad, während seine Augen im Feuerschein glitzerten. »Und wir haben sie nicht einmal gehört! «
    Der Prior lächelte Galahad an. »Es war eigentlich keine Schlacht«, sagte er. »Eher ein Massaker. Die Irks haben uns nicht kommen sehen.« Er zuckte die Schultern. »Nimm dir etwas Suppe. Der morgige Tag wird härter werden.«
    Lissen Carak
    Es war eine ruhige Nacht. Die Belagerten fielen in den Schlaf. Pampe schrie im Traum, und Tom schnarchte wie ein Schwein. Michael murmelte etwas in seinen ausgestreckten Arm; er schlief allein. Die Äbtissin weinte leise in der Dunkelheit, stand auf, kniete nieder und betete vor dem Triptychon, das auf einem kleinen Podest in der Ecke ihrer Zelle stand. Schwester Miram lag schlafend auf dem Bauch und war erschöpft davon, die Wunden so vieler Männer geheilt zu haben. Sym weckte sich selbst mehrfach, indem er schrie, und dann schlang er die Arme um sich und starrte auf grauenvolle Dinge in der Finsternis, bis die schöne Novizin kam und sich zu ihm

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