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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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nicht nach dir! Du willst mit der Macht des Bösen verhandeln? Ich dachte, du hättest einen anderen Weg gewählt.
    Ich habe erkannt, dass an der Wildnis nichts wesenhaft Böses ist. So wie nichts grundsätzlich Gutes an der Sonne sein mag.
    Ah. Thorn strahlte die Empfindung großer Freude aus. Du hast also viel gelernt.
    Ich kämpfe noch immer damit, gab Harmodius zu.
    Die Wildnis ist wesentlich mächtiger. Die Menschheit ist dem Untergang geweiht. Sie wird in der Zukunft keine Rolle mehr spielen. Zu uneins ist sie. Und zu schwach.
    Das sehe ich anders, gab Harmodius zurück. Von dort, wo ich sitze, sieht es so aus, als verlöre die Wildnis.
    Du täuschst dich.
    Nicht so wirkungsvoll, wie du mich getäuscht hast.
    Ich will mich bei dir dafür entschuldigen, indem ich dir Kenntnisse verschaffe. Sieh her. So kannst du jeden Körper besetzen, den du haben willst. Und hier – so kannst du dir deinen eigenen Körper schaffen. Siehst du? Ich gebe dir dieses Wissen freiwillig. Komm. Sei ein Gott. Du bist es wert. Und mir ist so langweilig …
    Harmodius lachte laut auf. Bist du etwa gelangweilt von all den Ungeheuern und sehnst dich nach guter Gesellschaft? Du hast deinen König und die ganze Menschheit verraten, du Stück Dreck. So schnell er konnte und mit aller aus der Quelle geborgten Kraft schloss er die Verbindung.
    Dann lehnte er sich gegen den Baumstamm und dachte über das Gespräch nach.
    »Ich glaube, es ist gut verlaufen«, sagte er laut.
    Aber Thorn hatte etwas in ihn eingepflanzt – wie ein Same in feuchte Erde. Es war, als würde man vor seiner Schwelle ein wunderschön eingepacktes Geschenk finden.
    Er brachte das Geschenk in einen Raum, der sich in seinem Palast der Erinnerung befand, und schirmte diesen Raum sorgfältig von seinem Bewusstsein ab. Er erschuf ein zweites Selbst, das in diesem Raum verblieb.
    Dieses zweite Selbst öffnete das Paket. Ein drittes Selbst stand mit der Axt daneben.
    Das Phantasma war herzerweichend schön. Natürlich war Thorn ein großer Magus gewesen.
    Harmodius erlaubte seinem zweiten Selbst, in dem verschlungenen Zauber aufzugehen.
    Er verschloss den Raum, nachdem er sein zweites Selbst daraus abgezogen hatte, und setzte sich in ein anderes Zimmer seines Erinnerungspalastes; es war ein bequemer Raum mit einem Kreis aus Armlehnstühlen. Sein zweites Selbst saß in einem anderen Sessel, schrieb die Phantasmata auf, und dann besprachen sie diese eingehend. Sein drittes Selbst stand derweil mit der Axt hinter dem zweiten.
    Plötzlich verstand er, wie die Katzen benutzt worden waren.
    Er verstand, warum sein früherer Meister Tiere zur Beobachtung der Festung einsetzte.
    Er verstand, wie er in den Körper einer jeden Kreatur eindringen konnte, es sei denn diese hatte die Macht, sich ihm zu widersetzen. Und er wusste, wie er deren Innerstes in sich aufnehmen konnte – wie er den Teil des Sterblichen essen konnte, den Harmodius als die Seele betrachtet hatte.
    Macht.
    Und wie er den sterblichen Körper eines anderen zu seinem eigenen machen oder einen neuen erschaffen konnte.
    Harmodius ließ geschehen, dass sich dieses Wissen für eine Weile in seinem Kopf herumbewegte.
    Und stellte fest, dass er einen Mischlingshund beobachtete. Einer der Söldner hatte das Tier in die Festung gebracht, und nun wühlte es in einem Abfallhaufen, von denen es im Hof inzwischen immer mehr gab. Irgendwann würde der Hund verspeist werden, sobald man die Belagerung fortführte.
    Ich könnte es mit diesem Hund versuchen.
    Er wird ohnehin sterben.
    Der Hund drehte sich um und sah Harmodius an. Das Tier hielt den Kopf zur Seite und wollte offenbar herausfinden, ob ihm dieser Mensch etwas Interessantes anzubieten hatte.
    Macht umströmte ihn. Kein Wunder, dass die Kreaturen der Wildnis diesen Ort zurückhaben wollen, dachte Harmodius. Er griff nach der Macht, schmeckte sie und leitete sie durch das Phantasma …
    Dann machte er mit den Händen eine verneinende Gebärde und lenkte die Macht in die Mauern der Festung.
    Er stand auf und grinste den Hund an. »Irgendwo muss man eine Grenze ziehen«, sagte er.
    Das hat er absichtlich getan, dieser raffinierte Bastard. Er lädt mich zum Sturz ein.
    Harmodius roch Frühstück und kam zu dem Schluss, dass er lieber unter Menschen sein wollte.
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