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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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willst, dass dein Gehöft niedergebrannt wird, hättest du stärker sein müssen – zumindest stärker, als du bist.«
    Sie schlug ihn. Es war ein schneller Schlag, voller Wut, aber ohne große Kraft.
    Er ließ es zu.
    »Nicht viele können behaupten, dass sie Tom Schlimm geschlagen und danach noch lange überlebt haben«, meinte er. Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln im frühen Morgenlicht, und sie wandte sich ab und lief davon.
    Lissen Carak · Thorn
    Ohne große Befriedigung sah Thorn zu, wie die Gehöfte und Häuser brannten. Es war ein billiger Sieg, doch er würde helfen, den Widerstand der Bauern zu brechen.
    Innerlich zuckte er die Achseln. Oder es stärkte ihre Entschlossenheit, bis zum bitteren Ende zu kämpfen. Jetzt hatten sie außer ihrem eigenen Leben nichts mehr, was sie retten konnten, und selbst wenn er noch ein Mensch gewesen wäre, hätte er Schwierigkeiten gehabt, die anderen Menschen zu verstehen. Er spürte immer deutlicher, dass dieser Wettstreit sogar für seinen Verstand zu verwirrend war. Er hatte sich zum Hauptmann der Wildnis gemacht, doch seine eigenen Interessen wurden in dieser Sache kaum berührt. Er war viel mehr an dem Rätsel interessiert, das die dunkle Sonne darstellte, und an ihr selbst – aber kaum an der Fortsetzung dieser Belagerung.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was er hier eigentlich tat und warum er sich dieser Sache so sehr verschrieben hatte, dass er bereit war, sich selbst in diesem Kampf in Gefahr zu bringen. In der letzten Nacht hatte er seine unbesiegbare neue Gestalt auf das Feld hinausgetragen – und die Festung hatte ihn verletzt. Zwar war keiner der Schläge, die er hatte einstecken müssen, tödlich gewesen, aber er spürte doch die Schmerzen seiner Anstrengungen und ihrer Schläge. Diese Schmerzen hatten ihn wütend gemacht, und in seiner Wut hatte er ein wenig von seiner sorgfältig gehüteten Macht entfesselt – genug, um die Mauern der Festung zu beschädigen. Es hatte seine Verbündeten beeindruckt, aber die Kosten …
    Wieder raschelte er mit seinen Blättern; bei einem Menschen wäre es ein Schulterzucken gewesen.
    In der letzten Nacht hatte er zum ersten Mal seit zwanzig Jahren den Hauch der Sterblichkeit gespürt. Er mochte ihren Geruch nicht. Und auch nicht die Schmerzen.
    Aber während die Belagerung fortgesetzt wurde, wurde er mehr und mehr zum Sammelpunkt für die Wildnis des Nordlandes, und trotz kleinerer Rückschläge kamen beständig neue Kreaturen herbei. Sein Ruf wurde immer besser, und vor allem dieser Ruf führte auch dazu, dass seine Macht wuchs und wuchs.
    Doch nichts davon war noch von Bedeutung, wenn er tot war.
    Er dachte an sie .
    Er konnte den Kopf nicht mehr schütteln, der nur noch ein gepanzerter Auswuchs auf seinem Nacken war, und er musste sich in der Hüfte drehen, wenn er nach rechts oder links sehen wollte. Aber er machte den Versuch eines Kicherns, als er an sie dachte. Es klang höchst seltsam. In der letzten Nacht hatte sie versucht, ihm unmittelbar wehzutun.
    Und er dachte über die dritte Gegenwart nach, die sich neben der dunklen Sonne in der Festung befand. Macht, eine kalte und blaue Macht hatte ihn getroffen. Reine Macht, unbehindert von Zweifel oder Jugend. Ausgebildete, geschärfte Macht, wie feiner Stahl.
    Natürlich war es sein Lehrling. Wenn Thorn noch in der Lage gewesen wäre zu lächeln, so hätte er es nun getan.
    Harmodius.
    Das war ein lösbares Problem.
    Lissen Carak · Amicia
    Amicia befand sich auf der Festungsmauer und sah die Welt brennen. Sie bemerkte ihn erst, als er neben ihrer Schulter stand.
    »Es war nicht mehr als eine Frage der Zeit«, sagte er, als hätten sie schon den ganzen Morgen hindurch miteinander geplaudert.
    Sie war sich nicht recht sicher, ob sie überhaupt etwas sagen wollte. Auf alle Fälle wollte sie ihn nicht ansehen – sie wollte nicht, dass er bemerkte, wie sehr sie ihm ergeben und wie wütend sie gleichzeitig auf ihn war.
    »Er muss seinen Verbündeten zeigen, dass er Fortschritte macht.« Der Hauptmann lehnte sich auf die Brustwehr und deutete zum westlichen Rand des Waldes. »Seine Männer bauen zwei Bliden. Bevor der Tag zu Ende ist, werden wir ihre Kraft spüren. Es wird ihm nicht helfen zu gewinnen, aber dann betrachten ihn seine Verbündeten als …«
    Wenn sie ihm weiterhin zuhörte, würde sie …
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging davon.
    Er eilte hinter ihr her und hatte sie rasch eingeholt.
    »Die Leute beobachten uns«, zischte sie. »Ich

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