Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
können?«, fragte der Hauptmann zurück. »Ich weiß, dass die Eigentümer dieser Festung benachrichtigt wurden. Ich habe es gesehen, Tom. Die Ritter des heiligen Thomas werden diese Abtei – die Grundlage ihres Wohlstands und das Lehen des alten Königs – nicht dem Untergang preisgeben. Und der König wird es ebenso wenig tun.«
Tom zuckte die Achseln. »Wir werden alle hier sterben.«
Der Hauptmann durchwühlte seine Sachen auf der Suche nach einem sauberen Wams oder wenigstens einem, das nicht so aufdringlich stank.
Er fand eines, das aus Barchent und zwei Lagen schweren Leinens bestand; es war zwar zerknittert, aber vollkommen sauber.
»Es stimmt, dass wir alle vielleicht hier sterben werden«, gab der Hauptmann zu. »Aber verdammt, Tom, die Sache ist es doch wert. Das hier ist nicht irgendein kleiner Grenzkampf in Gallyen. Das hier ist der nördliche Teil des Landes Albia. Du stammst aus dem Hochland, und ich komme von den Adnaklippen.« Er hob die Arme. »Diese Menschen hier brauchen uns.«
Tom nickte, aber die Sorgen der Völker des Nordens schienen ihn nicht wirklich zu berühren. »Glaubt Ihr tatsächlich, dass der König kommen wird?«
»In einem Tag. Oder vielleicht in zwei Tagen«, sagte der Hauptmann.
Tom kaute an seinem Schnauzbart herum. »Darf ich das den Jungs sagen? Es würde ihrer Kampfmoral Auftrieb geben … Aber wenn ich es ihnen sage, bleibt Euch nicht mehr viel Zeit, Mylord.«
»Ist das ein Ultimatum, Thomas?« Der Hauptmann richtete sich auf, als würde dies alles besser machen. »Willst du damit andeuten, dass meine Truppen in zwei Tagen von mir verlangen werden, eine andere Lösung zu finden?«
Tom Schlimm erwiderte grinsend: »Einige von ihnen bestimmt. Und mit jedem Tag, der darüber hinaus vergeht, werden sie es noch nachdrücklicher verlangen. Ja.« Er stand auf – sechs Fuß und sechs Zoll Muskeln. »Versteht mich nicht falsch, Hauptmann. Ich mag einen guten Kampf. Es ist mir sogar gleich, gegen wen ich kämpfe. Ich könnte hier auf ewig weiterkämpfen.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber manche können das nicht.«
»Und sie würden gern gehen«, sagte der Hauptmann mit einem Gefühl der Erleichterung.
»Vielleicht«, erwiderte Tom und grinste. »Ich schwöre, es liegt heute etwas in der Luft, wie ein Gift. Die Jungs sind gereizt. Jede Bemerkung ist bissig.«
Der Rote Ritter nahm seinen scharlachroten Wappenrock vom Schemel, zog ihn an und band ihn zu. »Das habe ich auch schon mitbekommen.«
Tom schüttelte den Kopf. »Ich hasse Eure Magie. Sie nimmt alle Spannung aus dem Kampf.« Er zuckte mit den großen Schultern. »Mir ist es ziemlich egal, ob ich sterbe, solange ich es auf meine eigene Weise tue. Ich mag einen guten Kampf. Und wenn es mal mein letzter sein soll, dann will ich nur, dass es ein guter gewesen ist.« Er nickte. »Gut genug für ein Lied.«
Der Hauptmann nickte ebenfalls. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, meinte er.
»Ich sag es den Jungs«, erwiderte Tom.
Sobald er durch die Tür trat, kamen Michael und Toby zurück. Sein Umhang war gebürstet, die Stickereien auf der Brust waren geflickt.
Michael half ihm hinein. Jeder von ihnen band ein Handgelenk zu, und er dachte nach.
Er dachte noch nach, als er seine langen Stiefel schon anzog. Toby kümmerte sich um die Strumpfhalter, während Michael ihm den Umhang hochhielt.
Dann kämmte ihm Toby die Haare und wischte ihm das Wasser aus dem Bart. Michael brachte ihm sein Reitschwert.
»Das Kriegsschwert«, sagte der Hauptmann. »Nur für alle Fälle.«
Michael kürzte den Gürtel und schnallte ihn über der Hüfte fest, dann trat er zurück, während der Hauptmann dreimal an dem Gürtel zog und seinen Sitz prüfte. Toby legte ihm die Sporen an. Michael hielt den schweren Goldgürtel in den Händen und sah ihn fragend an.
Der Rote Ritter lächelte. »Warum nicht?«, fragte er.
Michael legte ihm den Gürtel ebenfalls um die Hüfte, gab ihm seinen Hut, die Handschuhe und den Kommandostab. »Ihr werdet zu früh sein«, sagte er, »aber nicht viel zu früh.«
Der Hauptmann ging die Treppe zum Hof hinunter. Die Männer und Frauen blickten ihn an. Er war sauber und, auch wenn er es nicht sehen konnte, er glänzte regelrecht.
Er ging durch den Hof und nickte allen zu. Dann blieb er stehen und lobte die Schwertkünste des jungen Daniel, danach hielt er ein Schwätzchen mit Ben Carter und sagte dem jüngeren Lanthorn-Mädchen, dass er ihren Verlust sehr bedauere, denn ihre beiden Eltern waren in
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