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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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der Nacht gestorben. Sie machte einen Knicks vor ihm, und er lächelte, als er bemerkte, wie ihr Blick von ihm zu Michael glitt, der ihm gefolgt war.
    Von einem Kreis von Bogenschützen hörte er die Geschichte, wie Ohnekopf dem Tod nur knapp entronnen war. Sie schlugen sich vor Fröhlichkeit auf die Stiefelschäfte, und er lauschte der Klage Ser Adrians, dass ihm jemand Getreide gestohlen habe. Dabei übergab ihm Ser Adrian ein fest zusammengerolltes Stück Pergament.
    »Wie Ihr gebeten habt«, sagte der Schreiber, »habe ich mit einem Dutzend Schwestern und einigen Bauern gesprochen. Wenn Ihr meine Meinung hören wollt, Hauptmann …« Er verstummte.
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Nein, das will ich nicht«, sagte er und lächelte, um seinen Worten die Spitze zu nehmen. Er steckte die Schriftrolle unter seinen Ärmel und verneigte sich. »Ich habe eine Verabredung mit einer Dame«, sagte er.
    Ser Adrian erwiderte seine Verneigung. »Zählt Eure Finger, nachdem Ihr gegessen habt«, sagte er leise.
    Der lange Tisch war für dreizehn Personen gedeckt. In der Mitte stand der Thron der Äbtissin, und er selbst setzte sich an ihre rechte Seite. Noch war der Tisch leer, da er als Erster eingetroffen war. Er tauschte einen Blick mit Parcival aus, der auf seiner Stange hockte, und ihm wurde huldvoll erlaubt, den Kopf des Vogels zu streicheln.
    Eine Schwester kam herein, sah ihn und stieß ein etwas würdeloses Quieken aus. Er drehte sich um, verneigte sich und lächelte. »Ich bitte um Verzeihung, Schwester. Ich nähme gern ein Glas Wein, wenn es beliebt.«
    Sie ging wieder.
    Er begab sich zum Leben der Heiligen hinüber. Nun, da er das Geheimnis des Buches kannte, war er viel interessierter daran. Nur die fehlende Zeit hatte ihn davon ferngehalten. Nun war es so offensichtlich – ein hermetisches Grimoire. Er drehte die Seiten um und entzifferte sie grob. Wisse dieses eine. Wisse dieses eine, hm. Habe nie davon gehört.
    Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein ehrfurchteinflößender Band. Und er lag einfach offen unter einem Fenster in einer Festung.
    Der Hauptmann kratzte sich am Bart.
    Einmal angenommen, jede Frau hier ist wie Amicia, dachte er, und der Orden schickt sie alle hierher. Damit sie in Sicherheit sind? Und damit sie aus dem allgemeinen Bewusstsein verschwinden? Warum sonst …
    Sie stand neben ihm. Er konnte sie riechen – ihre Wärme spüren. Und die goldene Macht auf ihrer Haut.
    »Du«, sagte sie.
    Er drehte sich um, wollte sie in die Arme nehmen. Es war wie ein Hunger.
    »Du bist zu Gott gekommen!«, sagte sie.
    Er verspürte ein Aufflackern von Wut. »Nein«, sagte er. »Nichts dergleichen.«
    »Ich kann es spüren«, erwiderte sie. »Warum leugnest du es? Du hast die Macht der Sonne gespürt!«
    »Ich sage es dir noch einmal, Amicia«, beharrte er. »Ich leugne Gott nicht. Ich trotze ihm bloß.«
    »Müssen wir unbedingt streiten?«, fragte sie und sah ihn an. »Habe ich dich geheilt?«
    »Das hast du«, sagte er in viel gröberem Ton, als er es beabsichtigt hatte.
    »Du wärest verblutet«, sagte sie und war schließlich ebenfalls erzürnt. »Du hast mir Angst gemacht. Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.«
    Oh. Er hob die Hand. »Ich danke Euch, meine Dame«, sagte er förmlich und fuhr fort: »Warum müssen wir immer miteinander ringen? Ist es der Schnitt in meinem Gesicht, der dir Sorgen macht? Ich spüre ihn kaum.«
    Sie leckte ihren Daumen wie eine Mutter, die etwas Schmutz von ihrem Kind entfernt. »Nicht bewegen«, sagte sie und strich mit ihrem Daumen über die Wunde. Starker Schmerz loderte auf, und dann …
    »Du solltest beten, wenn du Magie anwendest«, sagte die Äbtissin von der Tür aus.
    Der Hauptmann trat einen Schritt von der Novizin zurück. Sie waren einander wirklich sehr nah gewesen.
    »Ohne Hilfe und Führung kann keiner von uns sündlos sein. Ein Gebet richtet den Geist aus. Manchmal liegt seine Hand auf unseren Schultern, und sein Atem rührt unsere Herzen.« Die Äbtissin kam auf die beiden zu.
    »In der Hauptsache scheint Gott aber denen zu helfen, die sich selbst helfen«, sagte der Rote Ritter.
    »Es ist so leicht zu spotten, Hauptmann. Ich vermute, Ihr habt die Sonne gekostet. Und dennoch spürt Ihr nichts?« Die Äbtissin klopfte mit ihrem Stab auf den Boden, und sogleich liefen zwei Novizinnen herbei und halfen ihr auf den Thron.
    »Es ist doch schließlich nur Macht«, sagte Harmodius von der Tür aus.
    Die Äbtissin begrüßte den Magus mit einem

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