Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
nachdrücklich.
»Und dann will er die Brückenburg stürmen. Er ist erst jetzt an ihr interessiert, weil sich der König auf der Südseite des Cohocton befindet. Solange wir die Brücke halten können, haben wir die Möglichkeit, die Belagerung innerhalb eines einzigen Nachmittags aufzuheben.«
»Das wisst Ihr nicht«, wandte Jehannes ein.
»Manchmal weiß man einfach, dass etwas richtig ist, wie auch immer die Dinge erscheinen mögen«, sagte der Hauptmann und sah dabei den Magus an. »In der Kriegskunst ist unser Feind nicht sehr erfahren. Tatsächlich lernt er gerade erst von uns , wie man eine Belagerung durchführt. Vermutlich hat er schon vor drei Tagen erfahren, dass der König am Südufer entlang herkommt. Das vermute ich anhand des Tempos seiner Angriffe.« Er zuckte die Achseln.
Jehannes schüttelte den Kopf. »Wenn Ihr Euch aber irrt …«
Der Hauptmann schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wann habe ich mich je geirrt? Ich habe hier verdammt gute Arbeit geleistet, und wir haben einen Sieg nach dem anderen errungen – auch wenn wir ein paarmal gestolpert sind. Wir stehen noch, und die Aussichten sind gut für uns.« Er sah sich um. »Unsere Lager sind voll. Unsere Verluste sind hinnehmbar. Und wenn das Schlimmste eintreten sollte …« – er bemerkte, dass er zu wütend wurde, um noch jemanden überzeugen zu können, aber seine Worte brachen einfach aus ihm hervor – »… dann werden wir heute Nacht unsere Wurfmaschinen verlieren, aber es wird noch mindestens vier Tage dauern, bis er die Brückenburg erstürmt, und das wird ihn Tausende seiner Kreaturen kosten. Und noch immer hat er nicht die geringste Aussicht darauf, diese Festung einnehmen zu können! «
Ser Milus schnaubte verächtlich. »Ich habe ein Gefühl, als hättet Ihr soeben meine ganze Garnison zum Tode verurteilt.«
Der Hauptmann zuckte nur mit den Achseln. »Ich übernehme gern das Kommando über die Brückenburg, während du hier befehligen kannst. So ist der Krieg. Wir verlieren nicht. Warum denken einige von euch ans Aufgeben?«
Jehannes schluckte schwer.
»Sprecht doch!«, beharrte der Hauptmann. »Warum seid ihr alle so still?«
Amicia sagte leise: »Seine Augen glühen rot.«
Die Äbtissin schnaubte. »Jeder junge Mann hätte glühend rote Augen, wenn er die Möglichkeit dazu hätte.« Sie stand auf. »Aber ich stimme Euch aus ganzem Herzen zu, Hauptmann. Wir wollen nicht mehr an Waffenstillstand, Aufgabe oder Rückzug denken. Die Wildnis wird uns alle töten, wenn sie es schafft, durch diese Mauern zu dringen.« Sie hob ihren Stab. Schien zu wachsen, vielleicht nicht größer zu werden, auch nicht schöner oder jünger, doch in diesem Augenblick war sie großartiger als alle anderen.
»Seid nicht schwach, meine Freunde.« Sie lächelte, und ihr Lächeln hatte die Wärme der Sonne. »Wir Menschen sind am stärksten, wenn wir uns vereinigen. Gemeinsam können wir Widerstand leisten. Als Einzelne sind wir hingegen nicht stärker als der Schwächste unter uns.«
Sie wurde wieder kleiner und setzte sich.
Auch Harmodius nahm schweigend Platz.
Ser Milus beugte sich vor. »Hauptmann«, sagte er.
»Ja?«
»Ich stimme Euch zu. Er wird uns angreifen. Stärkt die Garnison. Gebt mir frische Truppen und mehr Waffen, und ich werde die Burg eine ganze Woche lang halten.«
Der Hauptmann setzte sich wieder auf seinen Platz. »Ein ausgezeichneter Gedanke. Nimm sie heute schon mit, wenn du zurückgehst – jedenfalls so bald wie möglich.«
Harmodius schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er ist zu klug für uns alle, selbst wenn wir unsere Magie gemeinsam wirken.« Er rollte die Schulter wie ein Ringer aus dem Nordland, der sich auf einen Kampf vorbereitet. »Aber ich will mutig sein. Und ich gebe zu, dass der Hauptmann nicht unrecht hat. Wir müssen ihn nicht besiegen, sondern es nur so aussehen lassen, als ob er besiegt werden könnte.«
Die Äbtissin lächelte. »Gut gesagt. Das ist genau die Art von Gesellschaft, die ich liebe. Das Essen soll aufgetragen werden.«
Das Mahl war nicht sehr reichhaltig. Es gab keinen gebratenen Schwan, keine Pfauen mit vergoldeten Schnäbeln, keine Lerchenzungen. Duelle zwischen den Wurfmaschinen hatten ein Dutzend Schafe auf dem Berg getötet, und so aß jeder in der Festung im Augenblick Schaf, Hammel und Lamm, und auch hier im Saal gab es keine Ausnahme davon.
Die Sauce hingegen war köstlich, und die Weine stammten noch aus der Zeit, als die Menschen die Festung übernommen hatten.
Die
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