Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
einen Schrecken, der erst vor Kurzem vorübergegangen war –, und ihre Stimme liebkoste ihn wie flüssiges Gold.
Der Hochländer sah sie vorsichtig an. »Was ist das für eine Art von Waffengang?«
»Welcher Ritter fragt danach, was für eine Tat von ihm verlangt wird? Also wirklich, Ser Ranald«, sagte sie und hakte sich bei ihm unter.
»Ich bin kein Ritter«, wandte er ein. »Außer vielleicht in meinem Herzen«, fügte er hinzu.
Sie lächelte Lady Almspend an. »Wir müssen etwas tun, um das zu korrigieren.«
Am Ufer über ihnen beobachtete Donald Redmane seinen Vetter und die Königin.
»Was passiert da?«, fragte einer der Jungen.
»Wir haben soeben unsere Herde an die Königin verkauft«, antwortete Donald. »Was ist eine albische Mark wert?«, fragte er und zuckte die Schultern. »Aber erst einmal müssen wir lange genug leben, um das Geld auch ausgeben zu können.«
Lissen Carak · Harmodius
Harmodius lauschte der wütenden Menge und hielt den Kopf gesenkt. Fast alle Macht war aus ihm abgeflossen. Er brauchte mehr Zeit zur Erholung, und das Letzte, was er jetzt ertragen konnte, war eine Begegnung mit unverständigen Hexenjägern.
Damit sollte sich der Junge allein abgeben.
Behutsam zog er sich an. Die alte Äbtissin war nie seine Freundin gewesen, aber jetzt, da sie tot war, musste er sie bewundern. Sie hatte eine Macht bewiesen, die sie in ihrer Jugend nicht besessen hatte – und sie hatte diese Macht wundervoll entwickelt. Sie hatte den Feind lange Zeit hingehalten, während Harmodius seinen Meisterschlag vorbereitet hatte.
Doch leider war dieser Meisterschlag nicht ganz geglückt. Allerdings war sie nicht umsonst gestorben. Die Festung stand noch. Und der Bart des Feindes war schlimm versengt worden.
Wieder einmal.
Harmodius stellte sich vor, wie er vor dem Pult in Harnford stand, den Stab in der Hand, und eine Vorlesung über Hermetik hielt. Ich habe die Fundamente dessen, was wir Wirklichkeit nennen, inmitten eines Krieges erkannt, würde er sagen, und inmitten eines anderen Krieges habe ich gelernt, diese Fundamente zu manipulieren. Oder vielleicht würde er auch sagen: Ich habe die Welt für die Menschheit gerettet, aber ich habe lediglich auf den Schultern von Giganten gestanden. Das war besser. Ziemlich gut sogar.
Und nun würden all ihre Geheimnisse mit ihr ins Grab sinken, und ihre Seele stiege dann zu ihrem Schöpfer auf.
Harmodius fuhr sich mit den Fingern durch den Bart.
Was wäre, wenn …
Was wäre, wenn alle Macht der Welt aus einer einzigen Quelle strömte?
So war es doch, oder? In gewisser Weise war es eine Binsenweisheit.
Grün oder golden, weiß oder rot? Macht. Es war nur Macht .
Und das bedeutete …
Nichts Gutes. Nichts Böses. Kein Satan. Kein … kein Gott?
Bedeutete es das wirklich? Befanden sich tatsächlich weniger Engel auf dem Kopf einer Stecknadel, wenn alle Macht aus einer einzigen Quelle kam?
Ihm wurde schwindlig.
Was war, wenn Aristoteles unrecht hatte?
Er konnte kaum mehr atmen. Es war die eine Sache, so etwas zu denken. Doch eine andere, um die Wahrheit zu wissen.
Er taumelte die enge Treppe hinunter zum Gemeinschaftsraum des Dormitoriums und zwang auf seinem Weg zur Kapelle einen Fuß vor den anderen.
Tom Schlimm erschien an der Seite des Hauptmanns. Dieser gab sein Bestes, um wie ein Mitglied der Kongregation zu wirken. Er hatte gerade ein Kirchenlied gesungen. Dabei hielt er sich gut.
Sie hatte gewollt, dass er es versteht.
Er kniete nieder, sobald sich die anderen niederknieten. Schwester Miram zelebrierte die Messe in Abwesenheit des Priesters, doch dies schien keine Kommentare hervorzurufen.
Ich schwöre bei meinem Namen und meinem Schwert, dass ich Euch rächen werde, Mylady.
»Mylord?«, fragte Tom dicht neben ihm.
»Nicht jetzt.«
»Jetzt, Mylord«, beharrte Tom.
Der Hauptmann sah seinen Korporal finster an, stand auf, begab sich in das Mittelschiff, kniete vor der gekreuzigten Gestalt nieder, die vor ihm aufragte, und ging dann zur Tür zurück. Alle Köpfe drehten sich zu ihm um.
Zu dumm.
»Was ist los?«, brüllte er, als er draußen war. Die Nonnen sangen die tote Äbtissin zur Ruhe – jede Stimme im Gewebe der Musik war ein Faden der Macht. Unbeschreiblich schön.
Tom sah zu der Tür hinüber, die in die Kellergewölbe führte. »Ich hasse diesen Priester; möge Gott seine verrottete Seele zur Hölle schicken. Ich hab ihn in den dunkelsten Raum da unten eingesperrt.« Die Wut erstickte seine Stimme beinahe.
Der
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