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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Carter-Mädchen tanzten nun ebenfalls – einen schnellen, blitzartigen Tanz aus ihrer eigenen Erfindung, und als die Lanthorn-Mädchen, die nicht zurückstehen wollten, in den Kreis sprangen, riss sie die Musik davon. Weitere Flöten fielen ein, und Ben Carter holte einen Dudelsack hervor. Seine Trunkenheit schien von ihm abzugleiten, als er für seine Schwestern spielte. Fran Lanthorn beugte sich aus dem drehenden Kreis und küsste ihn heftig auf die Wange, da sie an ihm vorbeiwirbelte, und er errötete heftig, während seine Melodie ins Schwanken geriet. Doch er fing sie wieder ein und spielte weiter.
    Lissen Carak · Michael
    Michael und sein Meister erlaubten ihren Fingern eine kurze Ruhepause. Die Lauten fielen aus der geschäftigen Musik, die weiterspielte.
    Michael spürte, wie sich die Arme des Hauptmanns um seine Schultern legten. Er befürchtete, gleich weinen zu müssen. Nie zuvor hatte ihn der Hauptmann so umarmt – und auch sonst noch niemanden, soweit er wusste. Er hatte das Gesicht dieses Mannes auch nie so offen gesehen. So – schutzlos.
    Und dann war es auch schon wieder vorbei, ging im wirbelnden Dunkel und Feuerschein unter.
    Lissen Carak · Thorn
    Thorn hörte die Musik. Sie zog ihn an, wie eine Kerzenflamme Insekten und Frösche in einer stillen Sommernacht in den tiefen Wäldern anzog. Schwer stapfte er zum Rand des Waldes und lauschte mit seinen scharfen Sinnen den Lauten der lachenden und tanzenden Menschen und dem Klang von mindestens zehn Instrumenten.
    Er lauschte und lauschte. Und hasste.
    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Der Rote Ritter legte den Kopf in Amicias Schoß. Sie betrachtete die vom Feuerschein erhellte Szene zu ihren Füßen innerhalb der Mauern des Hofes, und er betrachtete die Linie, die ihre Kehle und ihr Kiefer zeichneten. Sie dachte: Wie einfach doch das Glück sein konnte! Und er spürte den Fluss ihrer Gedanken durch ihrer beider ineinander verschlungenen Hände.
    Langsam – gletscherhaft langsam – senkte sie ihren Mund auf den seinen.
    Neckisch leckte er ihr im letzten Augenblick über die Nase, und sie brachen beide in Lachen aus. Er regte sich, fasste sie unter den Armen, kitzelte sie, und sie kreischte und versuchte ihn zu hauen.
    Er setzte sie sich auf den Schoß, beugte sich vor und wollte sie küssen. Sie wölbte den Rücken, damit sie besser an ihn herankam, und ihre Zungen berührten sich, ihre Lippen berührten sich …
    Er trank sie, und sie trank ihn. Beide spürten den Kontakt – real, ätherisch, spirituell.
    Er zog ihr die Robe über die Hüfte, und sie hinderte ihn nicht daran. Das Gefühl ihrer nackten Flanken entflammte ihn, und so machte er weiter.
    Sie unterbrach den Kuss. »Halt«, sagte sie.
    Er erstarrte.
    Sie lächelte. Leckte sich über die Lippen. Rollte unter ihm weg, so geschwind wie eine Tänzerin. Oder eine Kriegerin.
    »Heirate mich«, sagte der Rote Ritter.
    Amicia hielt inne. Und erstarrte. »Was?«
    »Heirate mich. Werde meine Frau. Lebe mit mir, bis wir sterben, alt und von unseren Kindern und Enkeln umgeben.« Er grinste.
    »Das sagst du zu jedem Mädchen, das nicht gleich die Beine öffnet«, meinte sie.
    »Ja, aber diesmal meine ich es ernst«, sagte er, und sie versetzte ihm einen Klaps.
    »Amicia«, sagte Schwester Miram. Sie stand neben dem Apfelbaum und lächelte. »Ich habe dich beim Feuer vermisst.« Sie sah den Hauptmann an, der sich nun wie ein Schuljunge fühlte. »Sie kann selbst bestimmen, ob sie einen Söldner heiraten oder die Braut Christi sein will«, sagte Miram. »Aber das sollte sie nicht in einer nach Äpfeln duftenden Nacht, sondern bei hellem Tageslicht tun.«
    Amicia nickte, doch ihre Augen hinter den halb gesenkten Lidern enthüllten Funken, die der Rote Ritter sah und willkommen hieß. Er sprang auf die Beine und verneigte sich tief. »Dann entbiete ich den Damen eine gute Nacht.«
    Miram wich nicht von der Stelle. »Es war ein guter Gedanke«, sagte sie. »Die Leute brauchten etwas Freude. Und die Äbtissin hätte sich ein froheres Leichenbegängnis gewünscht, als wir es ihr bereiten konnten.«
    Der Hauptmann nickte. »Es war ja auch gut. Ich habe nicht …« Er zuckte mit den Achseln. »Ich wollte einfach nur etwas Musik haben. Und vielleicht diese Dame in meine Fänge locken.« Er lächelte. »Aber es war wirklich gut.«
    »Heute Nacht geht es uns trotz allem besser als in der letzten Nacht.« Miram sah Amicia an. »Wollt Ihr sie wirklich heiraten?«
    Der Hauptmann beugte sich zu der Nonne vor.

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