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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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sie.
    Kitty setzte sich auf und war plötzlich hellwach.
    Der kleine Sym hörte die Musik unter den Fenstern am Ende des Krankensaals. Er schwang die Beine aus dem Bett, ging leise über den Boden und öffnete eines der Fenster. Der Klang der Musik rauschte wie ein Zauber herein. Er beugte sich hinaus und lauschte.
    Die Nonne erschien an seiner Seite. »Was ist los?«, fragte sie.
    Sym kicherte. »Der Hauptmann spielt gern. Und schnell.« Er schüttelte den Kopf. »Zumindest hat er das früher getan. Auf dem Kontinent. Hab ihn seit Urzeiten nicht mehr spielen gehört.«
    Sie lächelte und lehnte sich ebenfalls aus dem Fenster. »Du magst ihn«, sagte sie.
    Sym dachte so lange über ihre Worte nach, dass sie schon keine Antwort mehr erwartete.
    Von ihrem hoch gelegenen Aussichtspunkt aus sahen sie, dass die Musik ihren Zweck erreichte. Männer kamen aus den Stallungen und stiegen die Treppen vor den Türmen und Turmstümpfen herab. Frauen kamen aus den Ställen und dem Schlafsaal der Nonnen.
    Plötzlich waren so viele Menschen zum Tanzen im Hof, als vorhin bei dem Aufruhr dort gewesen waren.
    Die beiden Instrumente wurden jetzt von Pfeifen und einer Trommel unterstützt.
    Die Tänzer drehten sich im Kreis.
    »Ich hasse ihn nicht«, gab Sym zu.
    Amicia drehte sich zu ihm um. »Du bist nicht verloren, Sym«, sagte sie. »Eher bist du ein Held als ein Schurke.«
    Er trat von ihr zurück, als ob sie ihn geschlagen hätte. Aber dann grinste er.
    Und versteifte sich. »Wohin geht Ihr?«, fragte er, als sie sich vom Fenster abwandte.
    Sie lächelte. »Du kannst mich begleiten. Ich will tanzen gehen. Oder wenigstens dem Tanzen zusehen.«
    Im Hof streckte Schwester Miram die Arme aus und lächelte den Roten Ritter müde an, der mit dem Rücken zum Feuer gewandt dastand und wie ein Verrückter auf seiner Laute spielte. Sie drehte sich zu Schwester Anne um und befahl, dass ein Fass Bier angezapft werden sollte.
    Tom Schlimm stellte einen Soldaten vor die Tür zu den Kellergewölben und einen weiteren vor die Baracken. Er und Jehannes unterhielten sich eine Weile flüsternd hinter dem Feuer, und Jehannes verdoppelte die Wache und zwang einige unwillige Soldaten auf die Mauern, an eine Stelle, wo die Bauern sie deutlich sehen konnten. Jehannes beobachtete Tom, der mit der Tochter der Näherin tanzte.
    Meg, Lis und Schwester Mary Rose trugen einen großen Kessel mit Fleischsuppe an die Tür des Dormitoriums. Von dort aus schleppten ihn freudige Bogenschützen und Bauern in den Feuerschein.
    Langpfote erschien mit einigen Weinflaschen und übergab sie den ersten Männern, denen er begegnete. Sie brachten einen Trinkspruch auf ihn aus, und die Flaschen wurden herumgereicht, von Soldat zu Bauer, von Bauer zu Soldat, bis sie leer waren.
    Einer der Bauern durchwühlte seine Habseligkeiten im Stall und kam mit einer Flasche zurück, in der sich Apfelschnaps befand.
    Und die Lauten spielten weiter.
    Lissen Carak · Michael
    Irgendwann wusste Michael, dass er noch nie so gut gespielt hatte, und er wusste auch, dass seine Finger den ganzen nächsten Tag hindurch schmerzen würden. Kaitlin wirbelte vorbei, sprang in die Luft und wurde von Daniel Favor aufgefangen; Tom Schlimm fasste Megs Tochter Sukey um die Hüfte, und sie, eine Witwe von vierundzwanzig Jahren, quiekte wie ein junges Mädchen. Der kleine Sym drehte sich gerade zusammen mit der achtjährigen Tochter der Wackets, während Schwester Miram und Schwester Mary gemeinsam eine etwas gesittetere Pavane tanzten, da verneigte sich Langpfote auf kontinentale Weise vor ihnen, ergriff Schwester Mirams Hand und führte sie über den Hof. Francis Atcourt beugte sich über Schwester Mirams Hand, und sie lachte und machte einen Knicks. Amicia tanzte mit Ser Jehannes, Harmodius wirbelte Lis herum, als wäre er ein viel jüngerer Mann, und ihre schnellen Füße bauschten ihren Rock so auf, dass er wie der Mantel eines Königs wirkte. Dann wurde Amicia von Ser George Brewes zum Tanz aufgefordert, und der Rote Ritter trank sein viertes Glas vom roten Wein der Äbtissin und spielte weiter. Cuddy kippte die Flasche mit dem Apfelschnaps immer weiter nach hinten – und rollte von dem Fass herunter, auf dem er bis eben gehockt hatte. Er landete auf dem Rücken, bewegte sich nicht mehr, und die Bauern lachten. Mutwill Mordling hatte den Arm um Johne le Bailli gelegt und hielt in der anderen Hand eine Lederflasche. Er sang lauthals, und sein Gesicht loderte im Feuerschein wie das eines Dämons.
    Die

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